Drachentochter
kastanienbraune Arztmütze, die etwas zu klein, aber aufs Originellste mit rosafarbenen Federn besetzt war, vervollständigte die Pracht. Im Gegensatz zu all dem stand sein graues, faltiges Gesicht mit der säuerlichen Miene und dem schütteren, ausgefransten Bart. Ihm folgten zwei dicke Eunuchen in langen blauen Baumwollgewändern; der eine trug ein Tablett mit einem Kelch, der andere eine Schachtel.
»Lord Eon, ich bin der Arzt des Kaisers«, erklärte der klei ne Mann, und seine Verbeugung war kaum mehr als ein rasches Anwinkeln des Oberkörpers. »Seine Hoheit schickt Euch ein kostbares Tonikum, das Eure Genesung fördern soll.« Er winkte den Eunuchen mit dem Tablett heran. »Es wurde unserer Gnädigen Hoheit von den fremden Teufeln verehrt, die er in unsere Stadt gelassen hat.«
Der Eunuch sank auf ein Knie und bot mir den Kelch dar. Sein Gesicht war aufgeschwemmt, unter den Augen standen ungesunde Ringe und er verströmte einen leicht säuerlichen Geruch.
Ich nahm den Kelch und blickte hinein. Die Flüssigkeit sah aus wie funkelnder Schlamm.
»Das Getränk nennt sich ›Chocolat‹«, sagte der Arzt. »Sei ne Hoheit nimmt es jeden Morgen zu sich.«
»Es wird einfach so getrunken? Wie Tee?«
»Ja, Mylord. Und es wird Euch nach dem langen Fasten sicher überaus guttun. Vorläufig müsst Ihr vorsichtig sein. Wir wollen Euren Körper ja nicht beunruhigen. Ich werde die Kü che anweisen, Euch einige Gerichte zuzubereiten, die die Heilung beschleunigen werden.« Er beugte sich vor und musterte mich mit nachdenklich verzogenen Lippen. »Zunächst solltet Ihr bloß etwas Bambus und Fisch zu Euch nehmen. Aber nun trinkt.«
Ich hob den Kelch. Ein Geruch, der an den Nachgeschmack von Aris Kaffee erinnerte, stieg mir in die Nase, und dann überzog die Chocolat meinen Mund mit ölig-süßer Sämigkeit. Ich schluckte und schmeckte etwas merkwürdig Bitteres am Ende der Zunge. Dann verkrampfte sich meine Kiefermuskulatur. Ich biss die Zähne zusammen und wartete, dass der Schmerz vorbeiging. Das Getränk war süßer als Honig und seltsam beruhigend. Ich nahm einen größeren Schluck. Diesmal schmeckte ich das Bittere bei all dem Cremigen, das Gaumen und Rachen bedeckt hatte, kaum mehr. Als ich den Becher ausgetrunken hatte, glaubte ich, einen Teller Süßigkeiten verdrückt zu haben. Ich stieß auf. Sogar das, was mir dabei in die Kehle stieg, war köstlich.
Der Arzt nahm den leeren Kelch und nickte anerkennend. »Mir wurde gesagt, es sei nicht länger gefährlich, Euch zu berühren. Darum werde ich Euch jetzt untersuchen.« Er griff nach dem Betttuch.
»Nein!« Ich schlang die Arme um die Decke. »Ich will nicht untersucht werden.« Ich beugte mich von ihm weg, doch er packte mein Handgelenk mit seinen knochigen Fingern.
»Aber Euch bleibt nichts anderes übrig«, sagte er. »Ich muss Seiner Hoheit Bericht erstatten.«
»Lord Eon geht es gut«, sagte mein Meister von der Türschwelle her. »Das ist Euer Bericht, Arzt.«
»Meister!« Ich wollte zu ihm laufen, doch der Arzt hielt mich noch immer fest. Ich entwand mich seinem Griff. »Ihr seid hier.« Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme vor Erleichterung bebte.
»Natürlich bin ich hier, Lord Eon«, sagte mein Meister und betonte meinen Titel mit einem kurzen Lächeln. Sein Gesicht war vor Bewegtheit gerötet. Er kam ans Bett und drängelte, bis der kleine Arzt unwillig ein wenig zurücktrat.
»Wer seid Ihr?«, wollte er wissen.
Mein Meister musterte ihn von oben herab und wandte sich dann an mich. »Ich bin schnellstmöglich gekommen, My lord«, sagte er. »Wie geht es Euch?«
»Es geht mir …« Ich zögerte. Mein Meister verneigte sich vor mir. Ich zog die Decke weiter hoch. »Es geht mir gut, Heuris Brannon«, erklärte ich schließlich und stolperte über seinen Namen.
»Na bitte, Arzt«, sagte mein Meister. »Lord Eon geht es gut. Er gestattet Euch zu gehen – nicht wahr, Lord Eon?«
»Ja«, versicherte ich rasch. »Geht. Vielen Dank.«
Der Arzt funkelte meinen Meister zornig an. »Ich werde dem Kaiser Bericht erstatten.« Er rauschte aus dem Zimmer und die Eunuchen schlossen sich ihm schlurfend an.
Rilla wollte die Tür schließen, doch die erhobene Hand meines Meisters ließ sie innehalten.
»Vergewissere dich, dass all unsere Gäste die Gemächer verlassen haben, Rilla. Dann geh und kümmere dich um das Bad und die Gewänder von Lord Eon. Es gibt noch vieles zu erledigen, bevor wir an dem Bankett teilnehmen.«
Sie verneigte sich und
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