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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wenn auf den Querstraßen keine Autos kamen. Er fuhr eher wie Connie, wenn sie in der entsprechenden Laune war, als wie er selbst.
    Erbarmungslos wie ein kreisender Geier beherrschte das drohende Verhängnis all seine Gedanken. In Connies Küche hatte er noch zuversichtlich über Ticktacks Verletzbarkeit gesprochen. Doch wie verletzbar konnte der Kerl sein, wenn er über Kugeln und Feuer nur lachte?
    Er sagte: »Danke, dass du nicht so bist wie die Leute in diesen Filmen, die riesige Fledermäuse bei Vollmond kreisen sehen und Opfer, denen das Blut ausgesaugt wurde, die aber dennoch behaupten, das könne nicht sein, es gebe keine Vampire.«
    »Oder wie der Priester, der sieht, wie sich der Kopf des kleinen Mädchens um 360 Grad dreht und ihr Bett schwebt - aber er kann immer noch nicht glauben, dass es einen Teufel gibt, deshalb konsultiert er Psychologiebücher, um eine Diagnose zu stellen.«
    »Was glaubst du, worunter er im Index nachsieht?«
    Connie sagte: »Unter >U< wie >Unheimliche Scheiße<.«
    Sie überquerten einen Seitenkanal des Hafens von Newport. Auf dem dunklen Wasser schimmerten die Lichter der Häuser und Boote.
    »Seltsam«, sagte Harry. »Da war man sein Leben lang davon überzeugt, dass Leute, die an so ein Zeug glauben, blöd wie gehirnamputierte Molche sind - dann passiert so was, und sofort ist man bereit, alle möglichen fantastischen Theorien zu glauben. Im Grunde unseres Herzens sind wir alle Wilde, die den Mond anbeten und wissen, dass die Welt viel seltsamer ist, als wir wahrhaben wollen.«
    »Nicht dass ich deine Theorie bereits akzeptiert hätte, deinen verrückten Superman.«
    Er sah sie an. Im Licht des Armaturenbretts glich ihr Gesicht der Skulptur einer Göttin aus der griechischen Mythologie, die in Bronze gegossen und mit einer Grünspanschicht überzogen war. »Wenn nicht meine Theorie, was dann?«
    Statt ihm zu antworten, sagte sie: »Wenn du fahren willst wie ich, dann guck’ auf die Straße.«
    Das war ein guter Rat, und er beherzigte ihn gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass er eine gute Tonne Honda-Mus am Heck eines klapprigen alten Mercedes produzierte, der von Methusalems Großmutter persönlich gefahren wurde und auf dem ein Aufkleber LIZENZ ZUM TÖTEN prangte. Mit quietschenden Reifen preschte er um die Limousine herum. Als sie auf gleicher Höhe waren, machte die ehrwürdige Dame hinter dem Lenkrad ein finsteres Gesicht und zeigte ihnen den Mittelfinger.
    »Selbst Großmütter sind nicht mehr das, was sie mal waren«, sagte Connie.
    »Wenn nicht meine Theorie, was dann?« fragte er beharrlich.
    »Ich weiß es nicht. Ich meine nur - wenn du auf dem Chaos surfen willst, solltest du nie denken, dass du über sämtliche Strömungen Bescheid weißt, weil du dann nämlich von einer großen Welle nach unten gerissen wirst.«
    Er dachte darüber nach und fuhr eine Zeitlang schweigend.
    Die Hotels und Bürohochhäuser im Zentrum von Newport trieben auf der linken Seite an ihnen vorbei, als ob sie sich bewegten und nicht das Auto, große erleuchtete Schiffe, die auf geheimnisvollen Missionen durch die Nacht segelten. Die Wiesen und die Palmenreihen am Rand wirkten unnatürlich grün und viel zu perfekt, um echt zu sein, wie ein riesiges Bühnenbild. Der Sturm, der vorhin über Kalifornien hinweggefegt war, schien aus einer anderen Dimension gekommen zu sein. Offen-
    bar hatte er der Welt einen seltsamen Anstrich gegeben und einen Rest von Schwarzer Magie zurückgelassen.
    »Was ist mit deinen Eltern?« fragte Connie. »Dieser Kerl hat gesagt, er würde erst jeden vernichten, den du liebst, dann dich.«
    »Sie wohnen ein paar hundert Meilen die Küste rauf. Sie hängen hier nicht mit drin.«
    »Wir wissen nicht, wie weit sein Einfluss reicht.«
    »Wenn sein Einfluss so weit reicht, dann ist er Gott. Wie dem auch sei, erinnerst du dich an das, was ich vorhin gesagt habe, von wegen dass dieser Kerl einem vielleicht eine übersinnliche Markierung anheftet? So wie Wildhüter einem Hirschen oder einem Bären ein elektronisches Ding verpassen, um etwas über ihre Wandergewohnheiten zu erfahren. Das kommt mir plausibel vor. Es könnte also sein, dass er meine Eltern nicht finden kann, wenn ich ihn nicht zu ihnen führe. Vielleicht weiß er nur das über mich, was ich ihm gezeigt habe, seit er mich heute Nachmittag markiert hat.«
    »Also bist du als erstes zu mir gekommen, weil…«
    Weil ich dich liebe? fragte er sich. Aber er sagte nichts.
    Er war erleichtert, als sie ihn aus

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