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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der Herr. Denn ich bin die Gnade, aber ich bin auch der Zorn. Ich bin die Vergebung, aber ich bin auch die Rache. Und alles was euch widerfährt, widerfährt euch von mir.
     

Kapitel 3
     

    Trotz der summenden Ventilatoren roch es in dem Raum nach Blut, Galle, Gasen aus dem Verdauungstrakt und einem beißenden Desinfektionsmittel, von dem Connie blinzeln musste.
    Harry sprühte sich etwas Binaca-Atemspray auf die linke Handfläche. Er hielt sich die befeuchtete hohle Hand über die Nase, damit der Pfefferminzgeruch zumindest etwas vom Geruch des Todes überdecken würde.
    Er bot Connie das Binaca an. Sie zögerte, dann nahm sie es an.
    Die tote Frau lag nackt und mit aufgerissenen Augen auf dem schräg gestellten Tisch aus Edelstahl. Der Coroner hatte einen großen Y-förmigen Einschnitt in ihren Unterleib gemacht, und die meisten ihrer Organe waren vorsichtig entfernt worden.
    Sie war eins von Ordegards Opfern aus dem Restaurant. Ihr Name war Laura Kincade. Dreißig Jahre alt. Sie war hübsch gewesen, als sie am Morgen aufstand. Jetzt war sie eine Horrorgestalt aus einem Laden für makabre Scherzartikel.
    Das Licht aus den Leuchtstoffröhren gab ihren Augen, in denen sich das Mikrophon über ihr und das biegsame Metallkabel, an dem es hing, zweifach spiegelte, einen milchigen Glanz. Ihre Lippen waren geöffnet, als ob sie sich jeden Moment aufsetzen, in das Mikrophon sprechen und dem offiziellen Bericht über ihre Autopsie ein paar Bemerkungen hinzufügen wollte.
    Der Gerichtsmediziner und zwei Assistenten machten Überstunden, um die letzte von drei Untersuchungen an Ordegard und seinen beiden Opfern abzuschließen. Die Männer sahen erschöpft aus, sowohl physisch als auch psychisch.
    In all den Jahren, die sie bei der Polizei arbeitete, war Connie nie einem dieser abgehärteten forensischen Pathologen begegnet, die man so häufig in Film und Fernsehen sah, die Leichen aufschnitten und dabei grobe Witze machten, unberührt von den Tragödien anderer. Im Gegenteil, auch wenn man einen solchen Job mit professioneller Distanz angehen musste, so forderte der regelmäßige enge Kontakt mit den Opfern brutaler Verbrechen doch auf irgendeine Weise seinen Tribut.
    Teel Bonner, der Chefpathologe war fünfzig, schien aber älter zu sein. In dem kalten Neonlicht wirkte sein Gesicht eher fahl als gebräunt, und die Säcke unter seinen Augen waren so groß, dass man genug für ein Wochenende auf dem Land hätte hineinpacken können.
    Bonner hielt im Schneiden inne, um ihnen zu sagen, dass das Band von der Ordegard-Autopsie bereits von der Sekretärin transkribiert worden sei. Die Abschrift sei in einem Ordner auf seinem Schreibtisch in dem von Glaswänden umgebenen Büro neben dem Autopsieraum. »Ich habe den Abschlußbericht noch nicht geschrieben, aber die Fakten stehen alle da drin.«
    Connie war froh, in das Büro gehen und die Tür schließen zu können. Der kleine Raum hatte einen eigenen Ventilator und die Luft war relativ frisch.
    Die braune Kunststoffpolsterung des Sessels war abgewetzt, faltig und vom Alter fleckig. Der übliche Metallschreibtisch war zerkratzt und verbeult.
    Hier handelte es sich nicht um das Leichenschauhaus einer großen Stadt mit mehreren Autopsieräumen und einem professionell ausgestatteten Büro für Empfänge im Beisein von Reportern und Politikern. In kleineren Städten war ein gewaltsamer Tod im allgemeinen immer noch mit weniger Glamour verbunden als in den Metropolen.
    Harry setzte sich und las in dem Autopsieprotokoll, während Connie an der Glaswand stand und die drei Männer beobachtete, die sich in dem Raum dahinter um die Leiche scharten.
    Die Todesursache bei James Ordegard waren drei Schussverletzungen im Oberkörper - was Connie und Harry bereits wussten, denn alle drei Kugeln waren aus Harrys Revolver abgegeben worden. Die Schüsse hatten unter anderem ein Loch in den linken Lungenflügel gerissen und zu einem Kollaps geführt, größeren Schaden am Dickdarm angerichtet sowie an der Darmbeinarterie und an den Baucharterien, die Nierenarterie durchtrennt, durch Knochensplitter und Blei schwere Verletzungen an Magen und Leber verursacht sowie einen Riss im Herzmuskel, der zum sofortigen Herzstillstand geführt haben konnte.
    »Irgendwas Merkwürdiges?« fragte sie mit dem Rücken zu ihm.
    »Was zum Beispiel?«
    »Was zum Beispiel? Frag mich nicht. Du bist doch derjenige, der denkt, dass man erkennen kann, ob ein Toter von etwas besessen war oder nicht.«
    Im Autopsieraum glichen

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