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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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hatte einen höheren Rang als den eines Leutnants, was ihn verunsicherte.
    »Hören Sie schon auf, sie anzustarren«, sagte Perscitia verärgert. »Es ist doch offensichtlich, dass die Befehle für uns sind und wir sie nicht ausführen können, wenn wir sie nicht kennen. Also, entweder Sie verraten sie uns, oder Sie fliegen zurück und bekommen heraus, was dieser Wellesley will, das Sie tun sollen. Aber wenn Sie mich fragen, dann wird er nur zornig sein, weil Sie so viel Zeit mit Hin- und Herfliegen verschwendet haben.«
    Hilflos zuckte Hollin mit den Schultern, aber dieses Argument gab schließlich den Ausschlag. Er brach das Siegel und las laut vor: »›Sie werden ersucht und aufgefordert, sich ohne jede Verzögerung auf den Weg nach Coventry zu begeben und sich wieder Ihrer Pflicht zuzuwenden, den Rückzug zu sichern, anstatt …‹« Er hielt beim Lesen inne, dann räusperte er sich und beendete den Satz, »›… anstatt sich jetzt weiter Ihren verdammt törichten Einfällen hinzugeben. Falls Sie das Ende unserer letzten Unterhaltung vergessen haben sollten, so darf ich Sie daran erinnern, denn ich entsinne mich noch ganz deutlich.
Wenn Sie wollen, dass Ihre verdammten Tiere bezahlt werden, dann sorgen Sie auch dafür, dass sie ihre Arbeit erledigen.‹«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, warum jeder davon ausgeht, dass wir einfach wild losflattern, ohne uns Gedanken darüber zu machen, was wir eigentlich vorhaben«, empörte sich Temeraire. »Natürlich würden wir unserer Pflicht nachkommen, wenn Iskierka sich nicht hätte fangen lassen, aber da das nun mal der Fall ist, musste Laurence hinterher, um sie zu retten. Und wir können nicht unverzüglich zurückkehren, weil Laurence und Tharkay noch nicht wieder zurück sind.«
    »Ein paar von uns könnten doch zurückfliegen und sich wieder den anderen anschließen«, schlug Perscitia hoffnungsvoll vor.
    »Nein, von nun an bleiben wir alle beisammen«, bestimmte Temeraire. »Und Arkady und Iskierka und all die anderen Wilddrachen werden vornewegfliegen, sodass wir sie immer im Blick haben, denn man kann ja nicht darauf vertrauen, dass sie sich vernünftig benehmen«, und er übersetzte seine Worte, damit auch Arkady sie verstand.
    »Pah«, stieß Arkady mit verächtlichem Schnauben aus, »du hättest das Gleiche getan, wenn du nicht Gefallen an dem Spiel gefunden hättest, dich wie ein Mensch zu verhalten, und so langsam dahinflattern würdest, als ob wir wie sie über den Boden kriechen müssten. Sie können sich nicht beschweren, schließlich haben wir sie ja nicht in einer gefährlichen Situation alleingelassen. Wir hätten es gesehen, wenn Napoleons Armee ihnen auf den Fersen wäre, als wir uns London näherten, und da war keine Spur von ihnen.«
    »Ich hätte so etwas nicht getan«, erwiderte Temeraire scharf. »Ich wäre schlauer gewesen, als ohne guten Grund und ohne zu wissen, was ich eigentlich will, herumzuziehen, nur um es mir selbst gut gehen zu lassen…«
    »Wir hatten einen guten Grund«, sagte Arkady. »Wir wollten für alle das Vieh zurückholen, das die Franzosen gestohlen hatten …«
    »Das stimmt doch überhaupt nicht«, unterbrach ihn Temeraire
wutentbrannt. »Wringe hat uns erzählt, dass ihr euch die Prisen selbst unter den Nagel reißen wolltet und überhaupt nicht vorhattet, etwas mit uns zu teilen.«
    Arkady hatte immerhin so viel Anstand, kurz beschämt auszusehen, mehr aber auch nicht. »Nun, das war Iskierkas Idee«, sagte er und schlug mit dem Schwanz, woraufhin Temeraire verächtlich schnaubte.
    »Wie dem auch sei«, schloss Temeraire und drehte sich zurück zu Hollin. »So viel ist wahr: Wir haben Napoleons Armee auf keiner der Straßen entdecken können, und zwar den ganzen Tag lang nicht, und das hätten wir eigentlich müssen, wenn sie die Verfolgung aufgenommen hätte, denn schließlich sind wir diesen Weg zurückgeflogen. Sie müssen sich also keine Sorgen machen…« Er brach ab. Vielleicht stimmte es, dass sich Wellesley nicht sorgen musste, aber Temeraire wurde mit einem Schlag klar, dass er selbst allen Grund dafür hatte: Irgendwo musste Napoleons Armee stecken, und wenn sie nicht auf den Straßen vor London unterwegs war, war es sehr wahrscheinlich, dass sie sich in London aufhielt, wo sich Laurence und Granby befanden.
    Natürlich blieb ihm nichts anderes übrig, als auszuharren und zu grübeln. Selbst wenn sie sofort aufbrechen würden, gäbe es keine Chance, London vor völliger Dunkelheit zu erreichen, und er

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