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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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brauchte nicht Perscitias geflüsterte Hinweise, um zu wissen, dass der Versuch Wahnsinn wäre, nachts in ein französisches Lager zu fliegen, wenn sie Fleur-de-Nuits als Wachen aufgestellt haben würden. »Aber am Morgen …«, sagte er, dann ließ er den Kopf sinken, ohne den Satz zu beenden. Auch dann wären da immer noch die Kanonen und Tausende von Männern, und wer wusste schon, wie viele Drachen. Es wäre nicht weniger sinnlos.
    »Vielleicht ist Laurence ja bis morgen früh wieder zurück«, sagte Perscitia, doch ihr Ton war so unheilschwanger, dass kein Zweifel daran blieb, wie skeptisch sie in diesem Punkt war.
    »Nun«, sagte Temeraire zu Hollin, »Sie sollten besser zurückfliegen
und Wellesley mitteilen, dass wir kommen werden, sobald ich Laurence wiederhabe, und dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, es sei denn natürlich, dass Napoleon alle seine Soldaten auf Drachenrücken durch die Gegend geflogen hat, um ihn anzugreifen«, wie er hinzufügte in der Hoffnung, dass ja vielleicht genau das der Fall wäre.
    »Auch dann hätten wir sie vorbeifliegen sehen müssen«, gab Perscitia zu bedenken, was Temeraires alte Niedergeschlagenheit zurückbrachte.
     
    Nachdem Hollin gegangen war, schleppten sich die Stunden dahin. Temeraire schlief unruhig und leicht, sodass er bei jedem Rascheln oder Flüstern aufwachte, um in die Dunkelheit zu starren, ohne irgendetwas erkennen zu können. Noch ehe die Dämmerung angebrochen war, war er hellwach und spürte einen sehr unangenehmen scharfen Schmerz an der Unterseite seines Kiefers, entlang seinem Hals bis zum Brustbein, wo ihm der Narbenknoten zu schaffen machte. Er versuchte, den Hals zu recken und seinen Kopf auf die Brust zu senken, um die schmerzende Stelle damit zu reiben, aber es gelang ihm nicht. Sein Nacken fühlte sich seltsam an, als er es versuchte, und knackte, als er sich streckte. Auch schaffte er es nicht, sein Vorderbein anzuwinkeln und nach innen zu strecken, und schließlich seufzte er und legte sich wieder auf den kalten Boden, doch er dachte sehnsüchtig an die warmen Steine von Loch Laggan und die Pavillons in China.
    In der Ferne im Westen war das schwache, orangefarbene Glühen der aufgehenden Sonne zu erkennen. Dann hob Temeraire den Kopf und begriff, dass das ganz und gar unmöglich war. »Oh, oh!«, kreischte er, »aufwachen, alle aufwachen …« Und er warf sich in die Luft, denn es war Iskierka, die da feuersprühend auf sie zukam. Immer wieder wandte sie sich zurück, um ihren Verfolgern Flammen entgegenzuschleudern. Es waren sieben oder acht Drachen, die versuchten, nahe genug an sie heranzukommen, um sie zu entern. Eine Handvoll Männer befand sich bereits auf ihrem Rücken.
    »Laurence!«, schrie Temeraire und strengte seine Augen an, um ihn im Dämmerlicht zwischen den Gestalten an Bord zu erkennen.
    Iskierka schoss über ihre Köpfe hinweg, und die französischen Verfolger bemühten sich, im Flug innezuhalten, als Temeraire sich in die Luft erhob und sich ihnen in den Weg stellte. Sie versuchten verzweifelt, nicht mit ihm zusammenzustoßen. Er öffnete sein Maul, so weit es ging, und brüllte sie blind vor Zorn an. Ein Pêcheur-Rayé schaffte es nicht mehr auszuweichen und wurde von der mörderischen Attacke direkt von vorne getroffen. Einen Augenblick lang trudelte der französische Drache durch die Luft, dann sprudelte ein Schwall Blut aus seinen Nüstern, und seine Augen waren blutunterlaufen und sahen seltsam aus. Er stürzte gleichsam vom Himmel, drehte sich um sich selbst, und seine Flügel brachen unter ihm zusammen, wie vom Sturm zerfetzt, bis er schließlich auf dem Boden aufprallte.
    Majestatis gesellte sich an Temeraires Seite, ebenso Ballista. Die anderen französischen Drachen, alles Mittelgewichte, drehten ab und flohen. Einen Augenblick lang stand Temeraire in der Luft und keuchte, weil er noch einmal völlig nutzlos tief Luft geholt hatte und völlig verwirrt war. Auch Requiescat war jetzt aufgestiegen und beklagte sich: »Was soll denn all der Lärm? Es ist viel zu dunkel zum Kämpfen.«
    »Wir müssen nicht kämpfen«, entgegnete Temeraire. »Sie sind alle geflüchtet.«
    »Oh, was für Feiglinge«, schrie Iskierka und kam in einem Bogen zurückgeflogen. »Es hat ihnen nichts ausgemacht zu kämpfen, als sie mir zahlenmäßig überlegen waren.« Aufgebracht drehte sie ihren Kopf und funkelte die französischen Enterer auf ihrem Rücken an.
    »Granby, geht es dir gut? Bist du dir sicher, dass ich diese Männer

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