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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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ihres Kameraden in brüllendes Gelächter ausbrachen. Schließlich war sie an der Gruppe vorbei, die Wangen zornig gerötet und die Augen zu Boden geschlagen. Laurence war nun beinahe auf gleicher Höhe mit ihr, und als sie einander passierten, riss er ihr ein Laken vom Stapel, öffnete es und warf es über die Wachen.
    Sofort erhob sich verwirrtes Geschrei; alle vier rannten sie auf die verhüllten Männer zu und warfen die noch stehenden um. Die Tür des Zimmers wurde geöffnet, und ein weiterer Franzose trat heraus. Tharkay erschoss ihn und trat die Tür weit auf. Granby, den das Durcheinander gewarnt hatte, reagierte sofort und stürmte aus dem Zimmer. Auf seiner Wange leuchtete ein Bluterguss, sein Arm war verbunden. »Gott sei Dank, geben Sie mir eine Pistole«, rief er und warf die Schlinge weg.
    »Das Fenster«, sagte Laurence, drehte sich jedoch um, als er einen Schuss hörte. Woolvey sank ihm in die Arme. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck von Fassungslosigkeit, und ein großer Fleck breitete sich bereits auf seinem Hemd aus, deutlich zu sehen unter den schwalbenschwanzartigen Aufschlägen seines Mantels. Ein weiterer Schuss wurde abgefeuert, und dann noch einer. Ziellos drangen die Kugeln unter dem Laken hervor und brannten dabei kleine Löcher in das Leinen. Das Mädchen kreischte und floh den Flur hinunter.
    »Iskierka«, brüllte Granby: Er war ins Zimmer zurückgerannt und beugte sich nun aus dem Fenster.
    Ein Blick reichte, um sicher zu sein. Alles Leben war bereits aus Woolveys Augen gewichen und mit dem Gewicht eines Toten glitt er auf den Boden. »Laurence«, drängte Tharkay und erschoss den ersten französischen Offizier, der sich aus dem Lakenüberwurf befreit hatte.
    »Verdammt noch mal«, sagte Laurence und war sich nicht sicher, ob er Woolvey oder den Mann, der ihn erschossen hatte, meinte, oder auch sich selbst. Er beugte sich über den Leichnam und streifte den Ehering von Woolveys Hand, dann folgte er Tharkay ins Schlafzimmer. Sie schlossen die Tür und verbarrikadierten sie mit einem umgekippten Kleiderschrank. Natürlich würde das die Franzosen nur für Momente aufhalten, aber länger brauchten sie nicht. Iskierkas Klauen waren bereits vor dem Fenster zu erkennen, wie sie das Glas zerschlugen und Ziegelsteine in großen Blöcken herausrissen und zerschmetterten.

11
    Es war alles andere als angenehm zu warten, zu warten und immer noch zu warten. Temeraire lief auf und ab, dann flog er hoch in die Luft, nur für den Fall, dass irgendein Zeichen am Himmel zu entdecken wäre, dann landete er wieder und lief noch ein bisschen hin und her.
    »Da kommt doch niemand, oder?«, fragte Perscitia ein wenig nervös, doch ihre Sorgen gingen in eine gänzlich andere Richtung. »Keine französischen Drachen, oder? Vielleicht solltest du aufhören, so herumzutigern. Jemand könnte dich sehen.« Dann fügte sie eilig hinzu: »Und wenn wir wegmüssen oder in Schwierigkeiten geraten, dann wäre es schwer für Laurence, uns wiederzufinden, wenn er zurückkommt.«
    Temeraire versuchte, ruhig liegen zu bleiben. Perscitias Argument konnte er nicht widerlegen. Als sie ihm jedoch eine Kuhkeule anbot, schüttelte er den Kopf. Die kleineren Drachen waren still und leise für sie alle jagen gewesen, aber er hatte keinen großen Appetit.
    »Das war nicht sehr fair von diesen Drachen«, tönte Arkady, »dass sie uns alle gleichzeitig angegriffen haben. Wenn ihr mich fragt, dann sind das alles Feiglinge. Wir sollten selber losfliegen und Iskierka befreien.« Er hatte seine gute Laune wiedergefunden und verspeiste gerade höchst vergnügt ein Schaf, das Lester für ihn besorgt hatte.
    »Wir werden nichts Derartiges tun«, sagte Temeraire. »Die Franzosen haben viermal so viele Drachen hier wie wir, mit Kanonen und Soldaten, und sie werden uns zur Strecke bringen. Außerdem bekommen wir Granby damit auch nicht zurück: Sie würden ihn erschießen.« Und vielleicht Laurence auch, fügte er im Stillen ängstlich hinzu. Am unangenehmsten war es zu hören, dass Arkady so einen
verwegenen Vorschlag machte, wo Temeraire doch nichts lieber getan hätte, als selber loszufliegen.
    »Und was wollen wir tun, wenn sie gar nicht wieder zurückkommen?« , fragte Arkady.
    »Wenn sie nicht zurückkommen«, entgegnete Temeraire, stockte und führte den Satz dann schleppend zu Ende, »dann lassen wir uns etwas einfallen.« Diese Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht. Er hatte geglaubt, Laurence sei tot, und das war in jeder

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