Drachenwacht: Roman (German Edition)
nicht mein Blut, ich glaube, es stammt von diesem elenden, verfluchten Franzmann: Ich habe ihn mit meinem Degen durchbohrt.«
Sie nahm ein Glas Brandy, das ihr besorgt angeboten wurde, und leerte es in einem Zug. »Danke, Sir«, sagte sie und stellte es wieder ab, »da spürt man wieder Leben in der Brust. Ich bitte um Verzeihung, Gentlemen, dass ich hier so verdreckt hereinspaziere, aber ich komme soeben von der Küste. Napoleon hat versucht, weitere Soldaten in Folkestone an Land zu bringen, aber er hatte nicht ganz so viel Glück, wie er es sich gewünscht hätte, kann ich mir vorstellen. Wir haben den Trick mit den Harpunen zunichtegemacht. Unsere Schmiede haben uns mit scharfen Drähten versehen, und zu zweit haben die Kurierkapitäne die Seile im Handumdrehen durchtrennt. Hier sind die Berichte von Admiral Collingwood«, fügte sie hinzu, als Frette, der ihr gefolgt war, die Päckchen vor Mr. Perceval auf den Tisch legte. »Sechs Linienschiffe wurden aufgebracht, vier versenkt, zwei verbrannt, und keine tausend der sechzigtausend Mann gelangten an Land.«
Der Lärm, den ihre Mitteilung bewirkte, war außergewöhnlich, nicht nur hinsichtlich der Lautstärke, sondern auch, was die plötzliche Wandlung im Ton anging. Vielleicht war das nicht ganz angemessen
für einen Sieg, der sie lediglich nicht schlechter als vorher dastehen ließ. Aber selbst dieser kleine Triumph schmeckte süß für jene, die lange nicht davon gekostet hatten. Eldon war zum Schweigen gebracht worden, und Wellesley sprang auf, um Janes Hand zu schütteln, ehe er begriff, was er da tat.
»Also kann er keine weiteren Männer rüberschaffen … Wie viele hat er im Augenblick hier?«, drängte Perceval.
»In der Nacht kann er sie immer noch durch die Luft transportieren«, wandte Jane ein. »Wir können auf Patrouille gehen, ebenso die Marine, aber wir werden nicht jeden Fleur-de-Nuit fassen, der über den Kanal schlüpft. Und die können bis zu zweihundert Mann auf einmal auf ihren Rücken tragen.«
»Meinetwegen kann er jede Nacht zehn davon fliegen lassen«, sagte Wellesley. »Er kann die Zahl unserer Soldaten nicht ausstechen, bis wir bereit sind, ihm gegenüberzutreten. Sir – Gentlemen«, sagte er und ließ den Blick über den Tisch wandern. »Kein Krieg wird am Konferenztisch gewonnen, aber viele werden dort verloren. Lassen Sie mich nicht zu dem Schluss gelangen, dass dieser Raum voller Feiglinge ist, sondern zeigen Sie mir, dass Engländer am Tisch sitzen. Schenken Sie mir Ihr Vertrauen und hunderttausend Mann, und ich fürchte mich nicht vor Bonaparte. Werden Sie das tun?«
Eine Pause entstand; mehrere Männer sahen Dalrymple an. »Vielleicht ein gemeinsames Kommando …«, setzte einer der Anwesenden an.
»Nein«, unterbrach Wellesley. »Wenn Sie kein Vertrauen in mich setzen wollen, dann suchen Sie sich einen anderen.«
Wieder senkte sich Stille herab, und einen Augenblick lang wurde gezögert, aber Wellesley hatte sich einen guten Moment ausgesucht. Noch immer überstrahlte der eben verkündete Sieg alles andere. Perceval erhob sich und legte seine Hände flach auf den Tisch. »Dann soll es so sein. Lord Bathurst, Sie werden unsere Gäste darüber informieren, dass die Verhandlungen zu Ende sind. General Wellesley, Sie haben das Kommando, und Gott sei mit Ihnen.«
Keine Minute später war Wellesley bereits fast am Ende des Flures angelangt und sagte: »Eine elende Verschwendung von Zeit und Energie, aber immerhin ist das jetzt ausgestanden, und es wurde kein irreparabler Schaden angerichtet. Roland, ich brauche hundert Drachen für den Transport …«
»Ich kann keine hundert Tiere erübrigen, wenn ich fünfhundert Meilen Küstenlinie zu bewachen habe«, sagte Jane, die mit ihm Schritt hielt.
»Ich habe weitere dreißigtausend Mann, die hierher müssen, und vierzigtausend nach Edinburgh«, sagte Wellesley brüsk.
»Teilen Sie mir mit, wo die Männer zu finden sind und wohin Sie sie haben wollen, und ich überlege mir etwas mit den Drachen, die in Flugentfernung auf Patrouille unterwegs sind.«
»Nun gut.« Er nickte ihr knapp zu. »Rowley, geben Sie ihr die Liste der Garnisonen«, sagte er über die Schulter. »Sagen Sie mir, was an Versorgung benötigt Bonaparte Ihrer Meinung nach?«
»Für die Tiere? Hundert Ochsen am Tag«, antwortete Jane. »Mehr, wenn er viele Tiere mit Kampfgewicht bei sich hat und sie für ihr Abendbrot arbeiten müssen. Aber er schafft es. Er hat natürlich Männer ausgeschickt, die für
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