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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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»Ich bin mir sicher, dass das alles nur Angeberei war und dass er überhaupt keine Rubine oder Goldketten besitzt.«
    Laurence war nicht weniger froh zu sehen, dass die Franzosen verschwunden waren, aber sie ließen einen langen Schatten zurück, der durch nichts als durch einen Sieg verblassen würde, welcher allerdings im Moment unwahrscheinlich und in weiter Ferne zu liegen
schien. Die Bedingungen, die Bonaparte angeboten hatte, würden im Vergleich großzügig erscheinen, wenn es ihm gelingen würde, die Besetzung bis zum Frühjahr durchzuhalten. Überall in England würde ein Außenposten nach dem anderen ausgehungert oder zur Aufgabe gezwungen werden; dann würde er seine Besatzungstruppen zu den Hafenstädten schicken und sicherstellen, dass die Versorgung der Marine unterbrochen würde. Inzwischen würden seine Drachen das englische Vieh auffressen, während ihre eigenen Tiere anfangen würden zu hungern, und die Schneeschmelze würde die Bergpässe öffnen und seiner Infanterie leichte Wege zum Angriff bieten. Er musste nur Geduld haben, die Annehmlichkeiten Londons genießen und abwarten.
    »Wir werden heute Nacht wieder auf Patrouillenflüge gehen, und zwar entlang der Nordsee«, erklärte Maximus Temeraire. »Bist du dieses Mal mit dabei?«
    »Patrouillenflüge«, seufzte Temeraire. »Aber ja, natürlich sollten wir zusammen fliegen, nicht wahr, Laurence?« Dann fügte er hinzu: »Wenigstens ist das immer noch angenehmer, als Truppen durch die Gegend zu tragen.«
    »Vielleicht hast du deinem Regiment gegenüber andere Pflichten«, gab Laurence zu bedenken.
    Es war nicht leicht, die ganze Kompanie unangeschirrter Drachen für die Patrouillen zu organisieren. Temeraire bestand darauf, dass die Gelben Schnitter alle gemeinsam fliegen durften, wie sie das gerne wollten, auch wenn die allgemeine Regel besagte, dass sie in gemischten Gruppen unterwegs sein sollten. Arkadys Wilddrachen hingegen teilte er auf, obgleich sie kein Wort mit den anderen Drachen sprechen konnten. »Ja, aber sie müssen sich auch nicht unterhalten können, um auf Patrouille zu gehen«, beharrte Temeraire. »Ansonsten werden sie nur wieder auf Abenteuerflug gehen, vor allem, wenn Iskierka in ihrer Nähe ist«, fügte er düster hinzu.
    »Sie benimmt sich jetzt aber viel besser«, berichtete Granby Laurence und Tharkay, während sie beim gemeinsamen Essen in ihrem
Lager saßen, das sie in der Nähe von Newcastle aufgeschlagen hatten. In nicht allzu weiter Entfernung vom Feuer stritten sich Temeraire und Iskierka lautstark, und Arkady mischte sich hin und wieder ein. »Sie macht zwar immer noch genauso viel Lärm«, gab Granby eilig zu, »aber sie ist in jeder Hinsicht fügsam geworden. Hat alle Patrouillenflüge völlig vorschriftsmäßig bewältigt und ist keiner einzigen Prise hinterhergejagt. Kein Wort der Klage. Allein dafür würde ich mich noch fünfmal gefangen nehmen lassen.«
    Laurence starrte ins Feuer. Er hatte das überwältigende Gefühl, dass Granbys Gefangennahme ihren Preis gehabt hatte. Von Edith hatte er nichts gehört, auch wenn er so weit gegangen war, Jane darum zu bitten, sich bei den Geheimdienstoffizieren nach ihr zu erkundigen. Zwar erreichten sie täglich ein Dutzend vertraulicher Berichte aus London, aber die Verhaftung – oder sogar Exekution – einer einzelnen englischen Dame mochte zu unbedeutend sein, als dass sie gesonderte Erwähnung finden würde.
    Tharkay sagte zu Granby: »Ich will Ihre Zufriedenheit nicht schmälern, aber in jeder Hinsicht fügsam lässt mich aufhorchen: Ein kleinerer Fortschritt wäre sicherer. Keine an Freiheit gewohnte Kreatur kann so leicht dazu bewegt werden, sich diszipliniert zu verhalten«, fügte er hinzu und gab dem Falken einen Fleischbrocken, denn der Vogel hatte ihr geröstetes Kaninchen gierig beäugt.
    »Ich bin sehr diszipliniert«, mischte sich Iskierka ein, die gelauscht hatte. »Ich werde nicht davonlaufen. Und ich kann auch gerne noch mehr tragen«, womit sie Vieh meinte. Jeder von ihnen hatte neben der Besatzung eine halbe Ladung Vorräte dabei, was Janes Kompromiss zwischen Transport und Patrouille war. Eine halbe Ladung war genug für eine Gruppe von mittelgewichtigen Drachen, die noch dazu eine Kompanie mit ihren Offizieren oder Versorgung für sich selbst mitnehmen konnten, ohne dass die Drachen zu schwer fürs Kämpfen würden. Ihr eigener Verbund flog gerade die Nordseeküste entlang und sammelte alle Vorräte zusammen, die er finden konnte. Iskierka war

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