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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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schon verantwortlich für den Transport von einem
Dutzend großer, schwarzer Wildschweine, die augenblicklich außerhalb des Lagers eingepfercht waren und hin und wieder im Rausch quiekten. Man hatte sie mit dem am einfachsten zu bekommenden Betäubungsmittel außer Gefecht gesetzt, nämlich mit starkem Alkohol, und sie rochen durchdringend danach.
    »Wenn du mich fragst, ist das alles nur Angeberei«, sagte Temeraire verächtlich, »denn du versuchst, Granby davon zu überzeugen, dass er dich nicht verlässt. Du weißt sehr wohl, dass es nicht mehr Nahrung zu tragen gibt.«
    Rehe und Hirsche ließen sich nicht so gut transportieren, denn sie verendeten in ihrer Panik, ehe sie betäubt werden konnten, und Fisch hielt sich nicht, sondern war bestenfalls dafür geeignet, beim Fliegen von der Klaue ins Maul zu wandern. Das Vieh wurde an der Küste bereits knapp, und je mehr Zeit sie im Landesinneren mit der Suche nach Nahrung verbrachten, umso größer wurde das Risiko, eine Lücke in ihrer Patrouillenlinie zu öffnen, durch die eine erhebliche Anzahl an Soldaten herübergebracht werden konnte. Bonaparte ließ jeden Tag mit Männern beladene Drachen am Kanal und an der Küste entlangfliegen, die nur auf eine solche Chance warteten.
    Tharkay sagte: »Morgen werden wir mehr finden«, und das Selbstvertrauen in seiner Stimme war verwunderlich. Aber am nächsten Abend flog er mit Arkady an die Spitze und führte die anderen direkt in ein Gebiet mit mehreren ansehnlichen Milchhöfen, auf denen es auch zwei Dutzend Ochsen gab. Mit einem seltsamen, angespannten Gesichtsausdruck sah er zu, wie die verdutzten Tiere auf die Drachen verladen wurden, und Laurence wünschte sich umso mehr, Tharkay zu fragen, wie er von dieser Gegend erfahren hatte, spürte jedoch gleichermaßen, dass eine solche Erkundigung unmöglich sei. Sie befanden sich kurz hinter der Grenze zu Schottland: Laurence wusste, dass Tharkay dort in einen Prozess verwickelt gewesen war, kannte jedoch keinerlei Details, und solange Tharkay nicht von sich aus darüber sprach, verbot es der Respekt, weiter in ihn zu dringen.
    Mit diesem Vieh hatten sie ihr Soll gerade so eben erfüllt, und sie hatten auf dem restlichen Weg ihres Patrouillefluges sonst nichts mehr gefunden, ebenso wenig wie auf der Strecke zurück nach Loch Laggan, wo sie ihre Marschverpflegung abzugeben hatten. Die Bauern waren dazu übergegangen, ihre schrumpfenden Herden zu verstecken.
    »Die sollen alle verflucht sein, und Boney gleich dazu«, knurrte Jane, als Laurence ihr die Nachricht überbrachte, und rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Sagen Sie ihm, wir haben für eine Woche weniger Verpflegung als angekündigt«, trug sie dem Adjutanten Wellesleys auf, der sich vor ihrem Schreibtisch herumgedrückt hatte. Es war ein junger Mann, ein Armeeoffizier, der gleichermaßen nervös wie ungeduldig war und sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. »Und nein, er kann nicht zwanzig bekommen, sondern zehn, und auch nicht alle davon Schwergewichte. Wellesley will dich«, fügte sie, an Laurence gewandt, hinzu und reichte ihm ein wachsversiegeltes Päckchen von jenen, die auf dem Tisch lagen, »und so viele, wie ich sonst noch erübrigen kann, in Edinburgh.«
    Laurence brach das Siegel und entfaltete die Befehle. Es handelte sich dabei um ein einzelnes Blatt, auf dem nur wenige Zeilen standen, die hastig und formlos verfasst waren und keine Unterschrift trugen.
    Bringen Sie dieses feuerspuckende Monster und alle sonst, die Roland Ihnen überlässt; die besten Kämpfer, die Sie haben, und je blutrünstiger, desto besser.
    Er überflog den Brief und legte ihn dann wieder zusammen. Blutrünstig hinterließ einen mehr als unangenehmen Nachgeschmack bei ihm. Jane, dachte er, hatte die Nachricht nicht gelesen; sie hätte ebenso vehement widersprochen, wie er es getan hätte.
    Als er aufsah, unterbrach sie für einen Augenblick ihre Arbeit.
»Frette, sorgen Sie dafür, dass Rightley selbst und fünf Mittelgewichte nach Inverness fliegen, und schicken Sie eine Botschaft an diesen verdammten Oberst: Falls er morgen Abend, wenn die Tiere landen, nicht seine Männer an Bord schafft, dann werde ich ihn am nächsten Tag vors Kriegsgericht zerren. Wir haben keine Zeit mit diesem Unsinn zu verlieren«, sagte sie und überreichte drei Befehlsschreiben auf einmal. »Laurence, such dir deine Tiere aus, wie es dir gefällt, du musst keine Rücksicht auf Formationen nehmen.«
    Er wollte es ihr nicht

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