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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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nicht abgebrannt ist«, sagte Temeraire vorsichtig, als sie sich zum Aufbruch bereit machten, doch er fragte sich, ob irgendetwas geschehen war oder irgendein Schaden angerichtet worden war, den er nicht gesehen hatte.
    Laurence hielt inne und warf über die Schulter einen Blick zurück. Auch Temeraire schaute zum Haus und fand, dass es wie ein prächtiger Edelstein aussah; die helle, gelbe Fassade schimmerte warm und einladend im Licht, das in so vielen interessanten Schattierungen durch die Fenster fiel, und die Dutzende von Türmchen und von gleichmäßigen Ornamenten waren eine Augenweide.
    »Ich werde nie wieder hierher zurückkommen«, sagte Laurence und zog sich am Geschirr empor. »Lass uns aufbrechen.«
    Etwas stimmte ganz und gar nicht. Laurence war nicht er selbst, und Temeraire war sich immer sicherer, dass sie die Lage im Land auf diese Weise nicht würden retten können. Sie hatten während der langen Wochen, in denen sie herumgeflogen waren, keine irgendwie gearteten Prisen an sich bringen können. Die Franzosen hatten nichts bei sich außer den Nahrungsmitteln, die sie gestohlen hatten, nicht einmal eine Kanone oder eine Fahne, auf die man hätte stolz sein können, und wann immer eine lohnendere Schlacht in Aussicht stand, beharrte Laurence darauf, dass sie sofort abdrehen und sich verstecken müssten.
    Die Kämpfe, die sie ausfochten, waren rasch vorbei. Perscitia hatte eine Methode ersonnen, bei der sie große Eibenbäume mit mächtigen, buschigen Kronen und glatten, langen Stämmen ausrissen und sie während eines raschen Sinkfluges über den Boden schleiften. Das war höchst praktisch, denn die Soldaten wurden einfach dutzendweise zusammengefegt, und die Drachen blieben dabei vor den Schüssen geschützt; also bestand keinerlei Risiko. Die Hauptschwierigkeit lag darin zu verhindern, dass die Männer in alle Richtungen davonhasteten, und es war unangenehm und seltsam, jemanden zu jagen, der so klein war und einfach nur davonrennen wollte, selbst
dann noch, als Messoria darauf hinwies, dass sie sich wieder sammeln und erneut auf Beutezug gehen würden. Es war nicht die Sorte Kampf, auf die Temeraire sich gefreut hatte, auch wenn sonst alle das Verfahren gutzuheißen schienen.
    »Ich würde verdammt gerne wissen, wo der Rest der Armee steckt! Aber wenigstens sagt ihr Burschen den Fröschen, wo es langgeht«, polterte ein kräftiger, älterer Mann und schlug zur Bekräftigung seinen Gehstock auf den Boden. Sie hatten einen Plündertrupp vor einem Dorf in Derbyshire aufgehalten, und die Kinder wurden zu den Drachen geführt, um sie sich anzuschauen. Einige der älteren Jungen kamen furchtbar mutig zu ihnen gerannt und wollten sie anfassen. Einer legte seine Hand auf Temeraires Vorderbein; als dieser ihn jedoch interessiert ansah und »Hallo« sagte, bekam er riesengroße Augen und nahm Reißaus. »Chinesische Kinder sind beherzter«, sagte Temeraire zu Laurence, »aber ich bin froh, dass diese hier sich überhaupt trauen und uns besuchen kommen. Ich nehme an, es liegt daran, dass wir so heldenhaft waren?«, fügte er fragend hinzu. Auch wenn es keine spannende Form des Kampfes war, so hoffte er doch, dass sie wenigstens die Anerkennung der Regierung finden würden.
    »Ihre Eltern hätten besser daran getan, sie wegzusperren«, sagte Laurence emotionslos. »Siehst du dir mit mir die Karten an?«
    Da es Laurence keineswegs froher zu stimmen schien, verstand Temeraire nicht richtig, warum er trotzdem an dieser Art des Kämpfens festhielt, obwohl er sie nicht guthieß. Seit sie in Wollaton Hall gewesen waren, schien er jedoch noch entschlossener dazu.
    »Ich fürchte, es liegt an diesem ungesunden Klima und der Ernährungsweise in diesem Land«, warf Gong Su ein. »Niemand kann ausgeglichen sein, der sich so unausgewogen ernährt.«
    »Aber wir können uns nicht groß aussuchen, was wir essen, solange wir uns im Krieg befinden, und am Wetter kann ich nichts ändern«, sagte Temeraire.
    »Zu schade«, klagte Demane, doch er war kaum zu verstehen. Er mochte seinen ersten englischen Winter überhaupt nicht und
schnäuzte sich nahezu ununterbrochen in seinen Ärmel. Sipho litt nicht, oder besser gesagt nicht in der gleichen Weise. Er war stets in jedes überschüssige Kleidungsstück gewickelt, dass Demane auftreiben konnte, und trug augenblicklich drei Hemden, eine gestrickte Weste, zwei Mäntel, einen Bootsmantel und eine Kapuze, und über all das war eine Mütze gestülpt worden, sodass der Junge sich kaum

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