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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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ihn zu.
    Dem anderen Chevalier gelang es, ein wenig höher aufzusteigen, und er drängte sich an Chalcedonys eifrigem, aber zu optimistischem Versuch vorbei, Maximus’ Attacke nachzuahmen. Er brachte einen Gelben Schnitter ins Trudeln, aber Iskierka warf sich mit wildem Frohlocken vorwärts, und ein Feuerstoß umhüllte Flügel und Hals des Chevaliers.
    »Oh!«, rief Chalcedony, dem es nur mühsam gelungen war, selbst der Flammenzunge zu entgehen. »Mich musst du nicht treffen!«
    »Na, dann flieg eben aus dem Weg!«, kreischte Iskierka über die Schulter hinweg zurück, denn sie verfolgte bereits den jammernden Petit Chevalier, dessen Haut und zarte Flügelmembrane die schwarzen, versengten Spuren ihrer Flammen aufwiesen. Der Drache versuchte, umzudrehen und zurückzukommen: Sein Kapitän war noch auf dem Boden, und trotz der eigenen Wunden wollte der Drache ihn nicht zurücklassen.
    »Je me rends!«, rief der Kapitän von unten aus durch ein Sprachrohr, und er schwenkte wild ein weißes Taschentuch. »Je me rends!«
    Das war die einzige Hoffnung für seinen Drachen. Lily kam aus der anderen Richtung näher, und Temeraire flatterte höher. Die
Schnitter hatten in alle Himmelsrichtungen die Fluchtwege versperrt. Jeden Augenblick konnten sie den Petit Chevalier zur Strecke bringen.
    Einen Moment lang bewegte Laurence sich nicht. Ein Schwergewicht war eine andere Geschichte … Ihre Befehle … Dann sagte er: »Mr. Allen, geben Sie Kapitän Berkley das Signal: Er soll sich um den Gefangenen kümmern. Temeraire, sag dem Drachen, dass er dort drüben bei den Bäumen landen und sich von seinem Kapitän fernhalten soll.«
    Der Rest der französischen Flieger wich zurück, als die Drachen landeten, und floh in das Haus des Milchhofes und in die dahinterliegenden Wälder. Die Mannschaft des toten Drachen zog ihren Kapitän fort, der ungehemmt wie ein Kind weinte. Laurence sah das Elend und den Hass in ihren Gesichtern, als sie sich ihm einen Moment lang zuwandten.
    Der französische Kapitän ließ zu, dass man ihn fesselte und an Bord von Maximus schaffte, während sein Drache besorgt nach ihm rief. »Kann er fliegen, Berkley?«, fragte Laurence.
    »Nur ein paar kleine Kratzer«, sagte Maximus und versuchte, seine eigene Brust zu beschnuppern. Berkleys Arzt Gaiters befühlte bereits die enormen Rippenbögen mit den Händen und strich vorsichtig in alle Richtungen.
    »Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist«, sagte er, »aber einige Tage Ruhe …«
    Berkley schnaubte. »Jetzt? Nur wenn wir in Schottland wären. Sie werden uns nach dieser Attacke mit allen Kräften verfolgen.«
    »Nein«, sagte Laurence kühl, »werden sie nicht. Sie können es sich nicht leisten.«
     
    Am Morgen kamen die ersten Berichte ihrer kleinen Späherdrachen. Die französischen Schwergewichte zogen sich nach Süden Richtung London zurück, denn sie waren gezwungen, sich in ein Gebiet zu begeben, das stärker unter französischer Kontrolle stand, um ihren
Hunger zu stillen. Bald darauf lichteten sich auch die Reihen der Tiere mit Kampfgewicht, mehr und mehr jeden Tag, da die Vorratskammern sich leerten, und schließlich waren nur noch die kleinen Kurierdrachen übrig. Nun wäre die Infanterie ungeschützt, wenn sie sich nicht in ihren befestigten Lagern aufhielte und sich hinausbewegte, was jedoch unweigerlich dazu führen würde, dass sie verhungerten. Einige wenige größere Verbände machten sich mit ihrer Artillerie auf den Weg, konnten aber nicht genug Nahrung für alle finden, und aus Verzweiflung teilten sie sich in kleinere Gruppen zur Futtersuche auf, und diese waren Laurence und seinen Männern ausgeliefert.
    Die blauen Nadeln, mit denen er die Wege der französischen Trupps aus ihren befestigten Lagern heraus und wieder zurück kennzeichnete, wanderten über seine Karten; eine nach der anderen wurde herausgezogen und landete in einer Büchse, und mechanisch wusch Laurence sich über einer Waschschüssel das Blut von den Händen. Er musste im Augenblick wenig nachdenken, und unbewusst war er froh deswegen. Ihre eigene Versorgung machte ihnen keine Schwierigkeiten: Wenn sie in der Nähe einer Stadt oder eines Dorfes landeten, wurde stets irgendwoher Fleisch für sie und die Drachen beschafft – Kühe, Schweine, Schafe, selbst wenn die Dorfbewohner danach selbst hungern mussten. Manchmal versuchten die Franzosen trotzdem, sie von weiter südlich aus zu verfolgen, doch die Warnungen erreichten sie so früh, dass sie sich nur ein

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