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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Aufmerksamkeit Elsie zu.
    Der Name der französischen Züchtung war nur im direkten Vergleich mit dem Grand Chevalier zu erklären. Das Schwergewicht, das nun auf sie zukam, mochte gut achtzehn Tonnen wiegen. Seine Krallen waren bereits von Devastatios Blut besudelt, und er brüllte drohend, als er näher kam. Elsie stieß einen kurzen, entsetzten Schrei aus und versuchte, unter ihm hinwegzutauchen. Sie drehte sich beinahe einmal auf den Rücken, um ihm zu entkommen, sodass Laurence und Hollin an den Riemen des Geschirrs hingen. Dann schoss sie mit aller Kraft am mächtigen Bauch des Drachen vorbei, während die Kugeln der Gewehrsalven der Bauchbesatzung wie Wespen um Hollins und Laurence’ Kopf schwirrten.
    Aber Elsie war zu schwer beladen, um ihre volle Geschwindigkeit zu erreichen. Der Petit Chevalier machte eine Kehrtwende und jagte ihr hinterher. Auf lange Sicht würde seine Stärke den Ausschlag geben, und er würde sie einholen, wenn Elsie ihm nicht zuvor entkam. Eine Stunde lang würde er schnell genug sein, sie in Sichtweite zu behalten, schätzte Laurence, nachdem er sich an Elsies Flanke hinuntergebeugt hatte, um die Schatten der Drachen zu begutachten, die über den Boden schossen.
    Der Petit Chevalier verfolgte Elsies kleineren Schatten wie eine dahineilende Wolke, die den Kurven der Hügel auf und ab folgte, die Hänge verdunkelte und das Damwild dazu brachte, zwischen Bäumen Schutz zu suchen. Der Umriss des Drachen blieb unverändert, während der Boden unter ihnen in rasender Geschwindigkeit mit mindestens fünfundzwanzig Knoten vorbeizog. Der Wind heulte und riss an ihrer Kleidung, egal wie dicht sie sich auch an Elsies Nacken schmiegten.
    Hinter ihnen brüllte der Petit Chevalier. Laurence konnte seinen Kopf nicht in den Wind heben, um nach hinten zu schauen, aber sie befanden sich über einer breiten Weidefläche. Wege säumten die säuberlich quadratischen Äcker, die dicht mit Pulverschnee bestäubt waren, sodass die Drachen makellose Silhouetten auf das Weiß warfen. Als Elsies anfänglicher, verzweifelter Sprint ohne Erfolg blieb, begann sich die Entfernung zwischen den beiden Schatten langsam und unerbittlich zu verringern.
    Und dann gesellte sich ein dritter Schatten in ihre Reihe und schloss sich dem Petit Chevalier an. Zunächst war es nur ein kleiner Flecken, der rasch wuchs und immer größer und größer wurde, bis er schließlich den anderen Schatten verschluckte. Mit einem entsetzlichen, ohrenbetäubenden Brüllen senkte sich von oben ein riesiger Königskupfer herab. Das mächtige, rotgoldene Tier ließ sich unmittelbar auf den Petit Chevalier fallen und griff ihn mit ebenjenem Manöver an, das dieser für Devastatio bereitgehalten hatte. Ohne jede Umschweife zwang er ihn in Richtung Boden.
    Die zwei Schwergewichte taumelten Hals über Kopf durch die Luft und hieben wild und unkontrolliert aufeinander ein. Einige Männer verloren den Halt und stürzten vom Rücken des französischen Drachen, und Munition und Gewehre prasselten auf die Erde hinunter. Laurence hatte keine Ahnung, wie es die Mannschaft des Königskupfers schaffte, sich auf dem Tier zu halten, und erst da bemerkte er, dass der Drachen überhaupt kein Geschirr trug.
    Elsie keuchte, als sie langsamer wurde und in einem weiten Bogen
einen Halbkreis beschrieb, sodass sie sich den Kampf dieser beiden Titane ansehen konnte. »Oh, ich bin so froh«, stöhnte Elsie und schnappte zwischen den Worten nach Luft. »Ich bin mir ganz und gar nicht sicher, dass ich es geschafft hätte, dem großen Franzosen zu entkommen.«
    »Ich hoffe nur, dass wir nicht stattdessen vor dem anderen Burschen flüchten müssen«, bemerkte Hollin und sprach Laurence damit aus der Seele. Der Königskupfer war mindestens sieben oder acht Tonnen schwerer als der andere Drache. Gerade hatte er seine Klauen in die Schulter des Chevaliers gegraben und versuchte nun, ihn mit den Krallen seiner Hinterbeine zu verwunden. Währenddessen schüttelte er ihn, sodass die Gewehrschützen keinen sicheren Stand bekamen, um richtig auf ihn zu zielen. Die wenigen wilden Schüsse, die sie abfeuerten, kümmerten den Königskupfer recht wenig.
    Es war eine ungeschliffene Art des Kampfes, und auch wenn sie gröber war als ein Formationsflug, so richtete diese unerwartete Wildheit doch größeren Schaden an, als es bei einem geordneten Angriff der Fall gewesen wäre. Schließlich kreischte der Chevalier auf, und mit einem angestrengten Aufbäumen gelang es ihm, sich aus der

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