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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Umklammerung zu lösen. Er zog sich dabei jedoch tiefe Risswunden im Fleisch zu. Drei lange Furchen zogen sich über beide Schultern und sahen beinahe wie Rangabzeichen aus. Kopflos schoss das Tier davon und überließ dem Königskupfer das Feld.
    Das siegreiche Tier spreizte die Flügel. Die Sonne, die den Drachen von hinten anleuchtete, ließ das Rot erstrahlen, und der Königskupfer schickte dem Petit Chevalier ein triumphierendes Brüllen hinterher, ein tiefes, bellendes Geräusch wie Donnergrollen. Dann drehte sich der Königskupfer zu ihnen um und sagte im Tonfall tiefster Missbilligung: »Nun, und was sollte das? Haben Sie den Verstand verloren, sich auf einen Burschen dieser Größe einzulassen?«
    Elsie entgegnete verschüchtert: »Wir wollten gar keinen Ärger. Er hat uns völlig überraschend angegriffen. Und Devastatio ist verletzt.«
    »Oh, da ist noch jemand?« Der Königskupfer wandte sich um und suchte den Boden ab. Während des Kampfes waren sie ein wenig vom Kurs abgekommen, und Devastatio hatte versucht, sich unter einige Bäume zu schleppen, um dort Schutz zu finden. Aber da Königskupfer bei ausreichendem Abstand über eine recht gute Sicht verfügen, sagte der Drache, nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte: »Ha, dort ist er ja.« Damit flog er zum Versteck und landete mit einem dumpfen Laut. »Man hat euch doch heute Morgen mitgeteilt, dass ihr nicht in diese Gegend kommen sollt«, sagte der große Drache ernst und besah sich Devastatios Wunden. »Ich habe euch erklärt, dass die Franzmänner auf diesem Weg ihre Soldaten transportieren, oder nicht? Das wird schmerzhaft sein, wenn es zu heilen beginnt.«
    »Man hat uns nichts dergleichen gesagt!«, betonte Miller, der einen entsetzten Satz zur Seite machen musste, um nicht im Laufe der Untersuchung zerquetscht zu werden.
    Der Königskupfer hob ruckartig den Kopf, dann legte er ihn überrascht noch weiter in den Nacken und blinzelte, ohne viel zu erkennen, zu ihnen hinunter. »Ist das ein Mann? Sie sind ja angeschirrt«, rief er aus und versuchte nun, Elsie in Augenschein zu nehmen. »Sie beide.«
    »Natürlich sind sie das«, sagte Miller und fügte eine Frage an, die von ziemlich viel Mut zeugte, wie Laurence zugeben musste, wenn auch nicht von viel Feingefühl. »Warum fliegen Sie denn einfach so in der Gegend herum? Warum haben Sie das Zuchtgehege verlassen?«
    »Nun ja«, sagte der Königskupfer, »ich bin nicht darauf vorbereitet, Erklärungen abzugeben. Ich schätze, es ist besser, wenn Sie mitkommen und mit dem Befehlshaber sprechen.«
    »Was meinen Sie mit Befehlshaber?«, fragte Miller erstaunt. »Kämpfen Sie gemeinsam mit der Miliz?«
    »Ja, diese Burschen unterstützen uns«, bestätigte der Königskupfer. »Nun los, kommen Sie«, fügte er aufmunternd, an Devastatio gewandt, hinzu. Der Winchester schnüffelte kurz, leckte noch einmal
über seine Wunden, gehorchte jedoch und kletterte ungeschickt auf den breiten Rücken des großen Drachen. Mit einem mächtigen Satz schraubte sich der Königskupfer in die Lüfte, gewann ein wenig an Höhe und begann dann schwerfällig davonzuflattern. Ängstlich eilte Elsie ihm hinterher.
     
    Trotz des langsamen Tempos war es nur ein kurzer Flug, und sie gingen kurz vor dem Rand eines riesigen, gut organisierten Lagers zu Boden. Laurence konnte bei der Landung einen schnellen Blick auf zahllose Drachen werfen, die auf den Lichtungen herumlagen, und auf einen großen Pferch voller riesiger, schwarzer Schweine.
    Der Königskupfer trottete über einen breiten, freigelegten Pfad durch die Bäume in Richtung Lagermitte, machte jedoch halt, als ein kleiner Winchester, ebenfalls ohne Geschirr, auftauchte und mit lauter Stimme rief: »Stehen bleiben! Wie lautet die Parole?«
    »Ich bin’s doch«, entgegnete der Königskupfer. »Und diese beiden da habe ich mitgebracht, also ist mit ihnen auch alles in Ordnung.«
    »Das spielt keine Rolle«, beharrte der Winchester. »Jeder muss das Passwort nennen, sonst schlage ich Alarm.« Als der Königskupfer jedoch den Kopf senkte und ihn anschnaubte, fügte er eiligst hinzu: »Aber ich schätze, du bist von der Regel nicht betroffen.« Mit diesen Worten hüpfte er davon.
    Laurence war erstaunt, dass es einen Befehlshaber gab, der so wenig Vorurteile gegenüber unangeschirrten Drachen hegte, dass er diese beiden in seinen Dienst gestellt hatte und sie mit derartigen Aufgaben betraute.
    Er fragte sich, ob dieser Mann über irgendwelche Erfahrung im Korps verfügte

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