Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
fragte Kindan sie nach einer Weile.
    »Selbstverständlich«, erwiderte sie. »Du etwa nicht?«
    »Doch. Die Richtstrecke ist noch zwölf Meter entfernt«, erklärte er zuversichtlich.
    »Nuella«, begann er wieder, nachdem sie die Richtstrecke passiert hatte, »was ist, wenn wir zu spät kommen?«
    »Wir kommen aber nicht zu spät!«, widersprach sie
    leidenschaftlich und wünschte sich, sie möge Recht behalten. »Wann ist das Unglück passiert?«
    »Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang«, antwortete Kindan. »Kisk schlief noch. Ich konnte erst mit ihr nach draußen gehen, als die Dämmerung einbrach.
    Danach rannten wir so schnell wir konnten zur Grube.«
    Kisk gab einen kummervollen Laut von sich.
    Nuella streckte den Arm aus und tätschelte ihre
    Flanke. »Es war nicht deine Schuld, Kisk. Du kannst nichts dafür, wenn man euch nicht unter Tage ließ.«
    Kindan stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.
    »Das liegt jetzt fast zwölf Stunden zurück«, sagte Nuella. »Wie lange reicht wohl die Atemluft für die Bergleute, die vom Hauptgang abgeschnitten sind?«
    »Das hängt ganz von der Größe des intakt gebliebe—
    nen Stollens ab, in den sie sich retten konnten«, warf Toldur ein. »Aber länger als einen Tag überlebt hier keiner. Wenn überhaupt.«
    Nuella durfte gar nicht daran denken, dass alle ihre Mühen vielleicht umsonst gewesen sein sollten. Um sich abzulenken, fragte sie Kindan: »Wusstest du, dass ein Wachwher seinen Namen aussucht, indem er ihn an den Namen seines menschliche Partners angleicht?«
    »Tatsächlich?«, warf Renna ein, die ahnte, dass
    Nuella das Thema wechseln wollte, um ihre eigenen
    Ängste zu verdrängen.
    »Ja«, bestätigte Nuella. »Und je enger ein Wachwher mit seinem Partner verbunden ist, umso ähnlicher klingen dann ihre Namen.«
    »Na so was«, erwiderte Kindan. »Hätte ich Kisk vielleicht besser Kinsk nennen sollen, um meine Verbun-denheit mit ihr zu unterstreichen?«
    »Dir steht es gar nicht zu, diese Entscheidung zu treffen«, korrigierte Nuella ihn. »Der Wachwher trifft die Wahl des Namens. Im Übrigen sind Renilan und Resk seit über dreißig Planetenläufen aufeinander geprägt.«
    »Das ist lange!«, gab Kindan zu. Mit dem Stiefel
    stieß er gegen einen vorspringenden Stein und wäre um ein Haar gefallen. »Passt auf, wo ihr hintretet!«, rief er über die Schulter. »An dieser Stelle wird der Boden un-eben.«
    »Von jetzt an zählt jeder seine Schritte«, ordnete Toldur an. »Wir dürfen uns auf gar keinen Fall verirren.«
    Nuella verkündete, dass sie an der nächsten Strecke anlangten, während Kindan wusste, dass der Hauptschacht in unmittelbarer Nähe lag.
    »Jetzt sind es nur noch dreiundachtzig Meter«, rechnete Toldur nach.
    »Spürt ihr das auch?«, fragte Cristov erregt. »Ich fühle einen Luftzug. Das muss der Wetterstrom von den Pumpen sein.«
    »Ist es die einziehende Luft, oder sind es Abwetter?«, überlegte Zenor. »Mir kommt es vor, als sei die Luft hier unverbraucht.«
    »Alle stehenbleiben!«, zischte Toldur.
    »Was ist los?«, flüsterte Nuella.
    »Tarik lässt frische Wetter in den Stollen pumpen«, wisperte Zenor.
    »Wir müssen umkehren«, bestimmte Toldur.
    »Warum?«, regte sich Nuella auf. »Wir sind doch
    gleich da! So kurz vor dem Ziel werden wir doch wohl nicht aufgeben!«
    »Nuella«, sagte Zenor gedehnt. »Wenn hier frische
    Luft hereingepumpt wird, dann wirkt es sich in diesem speziellen Fall aus, als würde man Kohle auf ein Feuer kippen.«
    »Genauer gesagt, ist es, als würde man Grubengas
    mit Luft anreichern«, verbesserte Renna. »Unter bestimmten Umständen kann das erst schlagende Wetter verursachen.«
    »Aber das ist doch nicht seine Absicht, oder?«, fragte Kindan bang. Niemand gab ihm eine Antwort.
    »Kommt, wir müssen umkehren«, wiederholte Toldur.
    »Nein, wartet!«, rief Nuella verzweifelt. »Wenn wir die Pumpen so einstellen, dass sie die Stickluft aus dem Stollen heraussaugen, können wir dann weitergehen?«
    »Das wird aber nicht klappen«, wandte Zenor ein.
    »Man müsste die Pumpen an beiden Wetterschächten
    bedienen, einmal am Einziehschacht, und dann am
    Ausziehschacht. Andernfalls hätte es nicht die gewünschte Wirkung.«
    Darauf wusste niemand etwas zu sagen.
    »Wir haben es versucht, Nuella«, brach Kindan das
    Schweigen.
    »Ich gebe nicht auf«, verkündete Cristov. »Ich lasse die Kumpel nicht im Stich.«
    »Wir können zurückkehren, wenn keine Schlagwetterexplosion mehr droht«, meinte

Weitere Kostenlose Bücher