Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
mindestens doppelt so gut höre wie du?«
    »Hörst du vielleicht etwas?« fragte der Junge hoff-nungsfroh.
    »Nur dich und deinen Radau«, erwiderte sie. »Sei
    endlich still!«
    Nuella horchte angestrengt.
    »Acht!«, verkündete sie dann mit einer Stimme, in
    der eine Mischung aus Nervosität und Begeisterung
    mitschwang. »Ich höre acht Signale, dann kommt eine lange Pause, danach wird wieder acht Mal geklopft.«
    »Sie leben!«, schrie Renna.
    »Hoffentlich sind es nicht nur Steine, die zu Boden fallen«, meinte Toldur nüchtern.
    »Einen Augenblick, ich schicke eine weitere
    Botschaft«, erklärte Kindan. »Nuella, heb den Kopf von den Schienen, sonst wirst du noch taub.«
    Kindan kniete abermals nieder und klopfte den Code für das Wort »weit«.
    »Du fragst nach, wie weit die Stelle entfernt ist, an der die Kumpel verschüttet wurden?« Renna war ganz zappelig vor Aufregung. Sie verstand die Klopfsignale, denn Kindan hatte ihr die Trommelsprache beigebracht.
    »Pssst!«, zischte Nuella von neuem und presste ein Ohr gegen die Schienen. Sie wartete. Und wartete.
    »Nichts«, verkündete sie nach einer Weile resigniert.
    »Vielleicht hat gerade niemand gelauscht, als du die Nachricht getrommelt hast«, mutmaßte Cristov, als ihm das beklommene Schweigen, das eintrat, zu lange dauerte. »Versuch es noch mal.«
    Und wieder klopfte Kindan mit dem Stiefelabsatz
    gegen die Schienen.
    Als er fertig war, ging Nuella wieder auf Lauschposten und wartete. Nach ein paar Minuten steckte sie sich einen Finger in das andere Ohr, um Rennas hektisch geflüstertes »bitte, bitte, bitte« auszusperren.
    »Nichts - nein, wartet! Zehn!«, rief Nuella. »Mir war, als hörte ich >zehn<.« Sie horchte voller Anspannung.
    »Doch, ja, das bedeutet eindeutig >zehn<.«
    »Sie sind noch am Leben!«, frohlockte Zenor.
    »Vermutlich sind hinter dieser Steinlawine acht
    Kumpel gefangen«, spekulierte Renna. »Falls man die erste Nachricht so deuten kann.«
    »Und der Ort, an dem sie festsitzen, befindet sich zehn Meter tief im Stollen«, ergänzte Toldur. »Also sind sie acht Meter von uns entfernt.«
    »Drei Tage«, murmelte Cristov traurig. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Selbst wenn Bergungsmannschaften sich abwechselten und rund um die Uhr schufteten, würde es drei Tage dauern, die acht Meter Gesteins-schutt zu entfernen. Aber der Vorrat an Atemluft reichte für die Bergleute keinen vollen Tag mehr. Wenn sie Pech hatten, wäre er bereits nach einem halben Tag verbraucht.
    »Sag dem Bergwerksmeister Bescheid, was wir herausgefunden haben«, wies Toldur Nuella an.
    »Es muss einen Weg geben, die Kumpel zu
    befreien«, erklärte Cristov hartnäckig, »So schnell gebe ich mich nicht geschlagen.«
    »Das ganze Training hat uns nichts genützt«, meinte Kindan, der sich plötzlich elend fühlte. »Alles war umsonst. Wir sind so weit gekommen, und jetzt können wir den Verschütteten nicht helfen.« Er wandte sich an Nuella. »Es tut mir Leid, Nuella.« Krampfhaft schluckte er die aufsteigenden Tränen hinunter. »Es tut mir so schrecklich Leid.«
    »Ich für mein Teil gebe nicht auf«, erwiderte das
    Mädchen. »Und du darfst auch nicht das Handtuch
    werfen. Du hast so fleißig mit Kisk trainiert, und wir sind bis auf acht Meter an die Kumpel herangerückt. Ich kann und will mich nicht damit abfinden, dass alles für die Katz gewesen sein soll.«
    »Aber was können wir denn tun? Wir schaffen es
    nicht, uns rechtzeitig zu ihnen durchzugraben. Um
    etwas zu bewirken, müssten wir ins Dazwischen gehen oder ...«
    »Ob ein Drache zu ihnen gelangen könnte?«, spekulierte Renna.
    »Ein Drache wäre viel zu groß«, entgegnete Zenor.
    »Und sie müssen ein Bild von ihrem Zielort empfangen«, ergänzte Nuella.
    »Kisk könnte es schaffen«, verkündete Kindan unvermittelt.
    »Wachwehre gehen nicht ins Dazwischen!.«, widersprach Nuella.
    »Doch, das tun sie. Ich habe Dask dabei beobachtet«, behauptete Kindan. Als er merkte, dass Nuella skeptisch blieb, stieß er einen Seufzer aus. »Wie du weißt, stammen Wachwhere und Drachen von den Feuerechsen ab.«
    Nuella nickte.
    »Also gut«, fuhr Kindan hastig fort, denn ihm war
    klar, dass es nun auf jede Minute ankam, wenn sie die Verschütteten lebend bergen wollten. »Feuerechsen gehen aus eigenem Antrieb ins Dazwischen, wenn sie an Orte gelangen wollen, die sie kennen. Ein Drache vermag durch das Dazwischen zu fliegen, um ein Ziel zu erreichen, welches er noch nie gesehen hat - vorausge-setzt, sein

Weitere Kostenlose Bücher