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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Toldur. »Wenn ihr euch in der Mitte des Gangs haltet, kommt ihr am leichtesten voran.«
    Die Luft war angereichert mit Staub. Hin und wieder kamen sie an einem Leuchtkorb vorbei, dessen Schein jedoch nur Wolken von wirbelndem Kohlenstaub erhellte.
    Die Beleuchtung wurde immer schlechter. Der Staub
    ballte sich zu dichten Vorhängen, und einmal stieß Kindan mit der Hand gegen ein Geleucht, das die Dunkelheit nicht mehr zu durchdringen vermochte.
    Schließlich wurde es so finster, dass er mit dem
    Schienenbein gegen einen großen, scharfkantigen Fels-block prallte. Nuella, die dicht neben ihm ging, schrie auf, und Kindan wusste, dass er nicht der Einzige war, der sich verletzt hatte.
    Er drehte den Kopf zu ihr um und merkte, dass er
    Nuella in der Finsternis nicht mehr sehen konnte.
    »Ich frage mich, wie ihr überhaupt den Weg finden
    wollt«, sagte Zenor. »Man sieht doch rein gar nichts mehr.«
    »Haltet euch an den Händen fest, damit wir niemanden verlieren!«, riet Toldur den Kindern.
    »Wer unsicher ist, soll sich an Kisk festhalten«,
    schlug Nuella vor. »Sie kann sich im Dunkeln orientieren.«
    »Wir sind da!«, verkündete Kindan. »Hier irgendwo
    muss die Firste eingestürzt sein.«
    »Der Einbruch befindet sich zwei Meter hinter der
    Biegung«, bestätigte Toldur.
    »Das passt!«, murmelte Kindan und dachte an die
    mangelhafte und schlampige Abstützung dieses Stre—
    ckenabschnitts.
    »Wir gruben uns ungefähr einen Meter weit vor, ehe wir die Arbeit einstellten«, erzählte Toldur.
    »Dann stürzte die Firste also einen Meter von der
    Kreuzung entfernt ein«, schloss Kindan. »Wie hoch ist es bis zur Decke?«
    »Nicht hoch genug, um aufrecht zu gehen«, erwiderte Toldur. »Wir müssen den Kopf einziehen.
    Kindan nahm eine gebückte Haltung ein und schickte sich an, in den Stollen einzubiegen.
    »Nein, du bleibst hier«, befahl Nuella und hielt ihn an der Schulter zurück. »Ich gehe als Erste.«
    »Warum schicken wir Kisk nicht vor?«, fragte Kindan.
    »Wozu sollte das gut sein?«, erkundigte sich Toldur.
    »Kisk kann Wärme sehen«, erläuterte Zenor. »Ein
    Funke würde ausschauen wie ein kleiner heißer Fleck, nicht wahr?«
    »Ja, richtig«, antworteten Nuella und Kindan gleichzeitig.
    »Du findest dich im Dunkeln viel besser zurecht als ich«, wandte sich Kindan an Nuella. »Ich schlage vor, dass du von nun an mit Kisk zusammenarbeitet.«
    »Danke«, erwiderte das Mädchen. »Kisk, kannst du
    irgendwelche winzigen Lichter wahrnehmen? Such
    nach kleinen hellen Funken, Kisk.«
    In Gedanken stellte sich Nuella die Bilder vor, nach denen sie Aussschau hielten. Nach einer Weile spürte sie, dass der grüne Wachwher verstand, was sie von ihm verlangte. Dann richtete Kisk ihre Aufmerksamkeit auf das Stück des Tunnels, das vor ihnen lag. Ewrrll, trällerte sie.
    »Stickluft«, dolmetschte Kindan. »Irgendwelche
    Lichter zu sehen?«
    »Nein«, erwidert Nuella. »Keine Lichter.«
    »Und was ist mit größeren hellen Flecken?«, erkundigte sich Toldur. »Dort, wo Menschen sind?«
    »Fehlanzeige«, bedauerte Nuella.
    »Soll das heißen, dass keiner der Kumpel mehr am
    Leben ist?«, fragte Renna in die Stille hinein. »Sind etwa alle tot?«
    »Kisk meldete Stickluft«, gab Cristov zu bedenken.
    »Auch ein Wachwher kann Wärme höchstens noch
    durch eine zwei Meter dicke Kohlenschicht wahrnehmen«, erklärte Kindan. »Ist die Wand mächtiger, sieht er nichts mehr.«
    »Woher weißt du das?«, staunte Toldur.
    »Wir haben es getestet«, erklärte Nuella kurz und
    bündig. Sie hörte, wie sich Kindan, der neben ihr stand, bewegte. »Was machst du da?«, wollte sie wissen.
    »Ich ziehe meinen Stiefel aus«, antwortete der Junge.
    »Warum? Ist ein Stein darin?«
    »Pass bloß auf, dass es keinen Funkenschlag gibt«, warnte Toldur, als Kindan mit dem Stiefelabsatz gegen die Schienen klopfte, die längs des Stollens verliefen und hinter dem Einsturz weitergingen.
    »Wie weit kann man die Klopfzeichen wohl hören?«,
    überlegte Nuella.
    »Psst!«, zischte Zenor. »Das Signal überträgt sich den gesamten Schienenstrang lang, und legt man sein Ohr dagegen, nimmt man es bis am hintersten Ende wahr.«
    Kindan hatte eine Frage in Klopfzeichen umgesetzt
    und presste nun sein Ohr an die Schienen. Gespannt wartete er auf eine Antwort, aber nichts tat sich.
    »Also wirklich«, empörte sich Nuella, als Kindan
    sich wieder hochrappeln wollte. »Du veranstaltest einen viel zu großen Lärm. Hast du vergessen, dass ich

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