Drachenzauber
schwieligen Hände des Mannes - er half auf dem Feld aus. Vielleicht hatte er sogar seine eigene Herde.
»Ha«, warf ich ein und unterbrach Oreg unhöflich.
»Die da sind Magier. Was wissen sie schon vom Weg der Heilerin? Sie kennen sich nur mit netten Argumen-ten aus.« Ich hatte genug oransteinische Bauern gehört, um den Akzent gut hinzubekommen. »Adlige, die in steinernen Hallen sitzen, verstehen die Göttin nicht. Ich habe selbst das Land bearbeitet, bevor ich Krieger wurde, und ich schwöre, ich habe gespürt, wie ihre Hand meinen Pflug leitete.« Ich glaubte, der oberste Hirte meines Vaters könnte ein Mann nach dem Geschmack dieses Priesters sein, und es fiel mir nicht schwer, sein Gehabe anzunehmen. »Aber ich denke trotzdem, Ihr solltet alles nehmen, was der Göttin heilig ist, und es für sie retten.« Ich nickte zu dem Armband hin, das auf dem Ehrenplatz auf dem Altar lag.
»Ich möchte das da wirklich nicht am Arm eines der Heiden sehen, die Silbermoor niedergebrannt und den Drachenstein gestohlen haben.«
Zum ersten Mal sah der Priester aus, als wären seine Überzeugungen in Wanken geraten.
»Wenn Ihr diese Gegenstände mit nach Callis nehmt«, sagte ich, »könnt Ihr zurückkehren, sobald Kariarn seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu-wendet.« Ich hörte draußen etwas Merkwürdiges.
Er holte tief Luft. »Ich nehme an … für kurze Zeit …«
Es war das leise Klirren von Stahl auf Stahl, das ich gehört hatte. Ich überließ den Priester Oreg, machte rasch einen Schritt zur Tempeltür und spähte nach draußen. Ein einziger Blick genügte.
»Zu den Waffen!«, brüllte ich, als wäre ich nicht der Letzte, der sah, was los war. »Banditen!«
Sie hatten offenbar vorgehabt, sich anzuschlei-chen, waren aber am Rand des Dorfs einigen von Tisalas Männern begegnet, die dort Wache gehalten hatten. Ich rannte aus dem Tempel und war auf Blümchens Rücken, bevor ich meinen Ruf beendet hatte.
Die ersten paar Männer hatten die Masse der Vorsag nicht sonderlich verlangsamen können, aber als ich den Kampfplatz erreichte, waren sie auf einen größeren Haufen unserer Leute gestoßen, und ihr Tempo hatte sich gewaltig verringert.
Blümchen stieß einen Schrei aus, die schrille Warnung eines Hengsts, und stürzte sich in den Kampf.
Die Zeit schien sich zu verlangsamen. Alles in mir konzentrierte sich auf jeden einzelnen Augenblick, jede Abwehr, jeden Schlag, jedes verlorene Leben.
Nach und nach wurde mir bewusst, dass Tosten links und Penrod rechts von mir kämpfte, aber das hatte über den Moment hinaus keine Bedeutung.
Ich liebte den Kampf, selbst wenn es gegen halb verhungerte Räuber ging. Hier jedoch traf Schwert auf Schwert, und es hatte etwas zu bedeuten, wenn meine Klinge tief ins Fleisch meiner Gegner drang.
Blümchen sagte mir mit dem Zucken von Ohren und Muskeln, wohin er sich bewegen würde, und er reagierte seinerseits sofort, wenn ich das Gewicht verlagerte. Wir brachten unseren Feinden den Tod, und ich genoss es. Und diese Liebe, eine, die ich mit meinem Vater teilte, machte mir mehr Angst, als jede Schlacht es jemals vermocht hätte.
Axiel hatte recht gehabt; eine echte Schlacht war etwas anderes. Das Wissen, dass ich hier zumindest Männern von meiner eigenen Art gegenüberstand, Männern, die in der Kriegskunst ausgebildet waren, fügte dem Gemetzel die Süße eines Wettbewerbs hinzu. Diese Leute hatten wahrhaftig die Gelegenheit, mich zu töten, nicht wie die armseligen Banditen, gegen die wir zuvor gekämpft hatten. Das hier waren Angehörige eines regulären Heeres, auch wenn sie die Lumpen von Gesetzlosen über ihrer Rüstung trugen.
Stala hätte mir geraten, die Männer zurückzuziehen, denn unsere Truppen waren einander in ihrer Stärke zu gleich. Es würde hier keinen Sieger geben, nur Tote, die am Boden lagen. Aber hinter uns befanden sich Dorfbewohner, unbewaffnete Frauen und Kinder, die ich schützen musste.
Eine Schlacht, die lange genug dauert, hat ihren eigenen Fluss. Wildem Tempo, wenn ich im Herzen der feindlichen Truppe war, folgten beinahe friedli-che Augenblicke, wenn Blümchen und ich durch die Kampflinien brachen und niemand uns folgte. Ich 336
gönnte meinem Pferd eine kleine Rast und sah, dass andere das Gleiche taten.
In einer solchen Pause kam Tisala zu mir und erwiderte mein Grinsen, bevor die Jahre als Befehlsha-berin wieder auf ihre Schultern fielen.
»Wir sind gleich stark«, sagte sie.
Ich nickte und bewegte die rechte Schulter, um wieder
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