Drachenzauber
sich aufhält.«
Oreg erschien an meiner Seite, die Arme voller Decken.
Ich holte tief Luft. »Bist du fertig? Wir müssen in den Hof gehen.«
Als wir vor das Hauptgebäude traten, sahen wir meinen Onkel dort bei der Arbeit. Fasziniert sah ich zu, wie er die Blaue Garde als Basis der Truppe einsetzte, die er aus Dienern gebildet hatte. Als er fertig war, marschierte ein bunt zusammengeflicktes Heer den Weg entlang zu den großen Toren hoch in den Bergen über Hurog. Der Aufstieg war schwierig, aber da wir uns so beeilen mussten, fand ich das Tempo unerträglich langsam.
»Und«, sagte Beckram und schloss zu mir auf, ein schlafendes Kind von drei oder vier Jahren auf den Armen, die Tochter eines der Küchenmädchen.
»Hast du je versucht, unter den Bronzetoren zu graben?«
Ich glaube, es war das erste Mal, dass mein Vetter ein Gespräch mit mir anknüpfte. Ich wusste, dass ihm die Tore vollkommen egal waren. Es war ein Friedensangebot.
Ich nahm es an. »Nein. Nachdem du und dein Bruder diesen Graben um sie herum ausgehoben hattet, ließ Vater mich die Löcher wieder auffüllen.«
Er lachte. »Erdrick hielt es für Zeitverschwendung. Ich war es, der unbedingt graben wollte.« Das Mädchen, das er auf dem Arm hielt, spähte ihm wortlos ins Gesicht. Er lächelte es an, und es schmiegte sich wieder an ihn. »Was denkst du? Wozu sind sie gut?«
Ich zuckte die Achseln und kletterte weiter. Ich würde vermutlich Oreg fragen können. »Sie sind schon lange hier, Beckram. Früher einmal dachte ich, dass sie die Zwergenwege verbargen, aber wahrscheinlich befindet sich der Eingang dazu in Hurog selbst. Der Hurogmeten - mein Vater - sagte, sie könnten das Grab eines Helden aus alter Zeit sein.«
Wir begruben unsere Toten am Hang des Hügels.
Vielleicht war das eine alte Tradition.
Direkt vor uns fiel meine Mutter hin und wollte nicht wieder aufstehen, als ihre Zofe versuchte, sie hochzuziehen. Zögernd kniete ich mich neben sie.
»Mutter?«, sagte ich.
Leere Augen starrten mich an.
»Tante, du kannst nicht hierbleiben«, sagte Beckram, der von seiner Last behindert wurde.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also bediente ich mich des vertrauten Trosts der Magie von Hurog.
Ich hatte nicht vorgehabt, etwas zu tun, hatte nur in diesen leeren Augen nach meiner Mutter gesucht -
und ich konnte Personen mithilfe meiner Magie finden.
Eiseskälte kroch über meinen Rücken, als mir klar wurde, was die Magie mir sagte. Hinter diesem leeren Blick war nichts mehr, wirklich nichts mehr.
Meine Mutter war für immer gegangen.
»Ich werde sie tragen«, erklärte ich, um die Zofe zu beruhigen.
Ich hob den Körper meiner Mutter hoch, der sich immer noch bewegte und noch atmete, und trug ihn den Rest des Wegs den Berg hinauf. Ich erinnerte mich daran, wie sie jung gewesen war und mit mir gespielt hatte, während mein Vater im Krieg gewesen war, und versuchte die Frau zu vergessen, die sich hinter ihren Kräutertränken versteckte, bis nichts mehr von ihr übrig geblieben war.
Wir schafften es bis zu den Bronzetoren, bevor Kariarn Hurog erreichte. Ich fand einen Platz, von dem aus ich auf die Burg hinunterschauen konnte. Ich hätte erschöpft sein sollen, und das war ich auch, aber der Fluss der Hurog-Magie durch meinen Körper verhinderte, dass ich es sonderlich spürte. Also fühlte ich mich beinahe friedlich, als ich von meinem Aussichtspunkt hoch oben am Berg sah, wie Kariarns Heer sich Hurog näherte. Sie blieben stehen, als sie die offenen Tore der Burg erspähten. Nach langem Zögern, währenddessen er vielleicht ein paar Reiter ausschickte, um sich zu überzeugen, ob die Burg tatsächlich leer war, ritt eine Gruppe von Soldaten weiter in den Vorhof.
Tosten kam hinter mich und versetzte mir einen festen Schlag auf die Schulter. Es war das erste Mal, dass er in meine Nähe gekommen war, seit ich ihn in der großen Halle gesehen hatte.
»Wofür war das denn?«, flüsterte ich wütend. Geräusche trugen weit in den Bergen, und Duraugh hatte uns alle gewarnt, wir müssten leise sein, sobald wir die Vorsag sähen.
»Dafür, dass du mich in Sicherheit geschickt und dich aufgemacht hast, um allen Ruhm einzuheimsen.
Haverness sagte, es wäre nicht möglich, Hurog vor Kariarn mit einem Heer zu erreichen. Und du hast es gewusst!«, erwiderte er ebenso hitzig.
Ich rieb mir die Schulter und kam zu dem Schluss, dass er ein Recht darauf hatte, wütend zu sein. »Wie seid ihr also hergekommen? Ich wäre beinahe umgefallen,
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