Drachenzauber
Menschen zu viel Macht … korrumpie-rende Macht. Mein König glaubt, dass es dies war, was überhaupt erst zu dem Fluch führte, der die Zwerge befallen hat - dass ein menschlicher Magier einen Drachenknochen konsumierte.«
Seleg, dachte ich. Hatte Seleg sich auf diese Weise Macht verschafft?
»Kariarn wird alles zerstören, was von dieser Welt übrig ist, Ward.« Axiels Gesicht war blass im schwindenden Licht. »Ihr Götter … wir sind dem Untergang geweiht.«
»Sie sind in der Höhle«, sagte Oreg, der mich immer noch ansah. Sein Blick war konzentriert, wie der einer Katze, die mit der Maus spielte. Wohin hatte er mich geführt? Und es war seine bewusste Entscheidung gewesen - er hatte mir nie zu erklären versucht, dass die Drachenknochen so gefährlich waren.
»Ward weiß, wie man sie aufhält.«
Und das tat ich. O Siphern, das tat ich. Oreg hatte es mir selbst gesagt.
»Du hast behauptet, du könntest sie tagelang aufhalten, Oreg.« Meine Stimme war angespannt.
»Das hätte ich tun können«, stimmte er zu. »Aber das hätte das Ergebnis nur verzögert. Also habe ich ihm stattdessen ein bisschen geholfen. Du hast mich einmal gefragt, ob es eine Möglichkeit gäbe, rückgängig zu machen, was Seleg getan hat.«
Stala behauptete immer, es sei ebenso wichtig zu wissen, was Verbündete antreibt, als die Motive der Feinde zu kennen. Oreg hatte mir vor langer Zeit einmal gesagt, was er wollte, als eine unsichtbare Peitsche seine Haut aufriss, aber ich hatte nicht darauf geachtet. Oreg wollte sterben.
Er hatte es geplant. Jeden Schritt, den wir gemacht hatten, seit wir das Schiff verließen. Deshalb hatte er aufgehört, wütend auf mich zu sein - er hatte gewusst, dass er mich zwingen konnte, mich in diese Situation zu begeben. Tränen traten mir in die Augen, und ich rang nach Luft. Ich beschützte die, die ich liebte!
»Die Höhle befindet sich unter der Burg«, sagte ich. »Sie wird immer noch da sein, auch wenn Hurog einstürzt und kein Stein auf dem anderen bleibt.«
»Das ist egal«, erwidert er. »Ich kann dafür sorgen, dass die Höhle einstürzt. Ward, du kannst die Vergangenheit nicht ändern, aber du kannst dafür sorgen, dass das, was falsch war, wieder richtig wird.« Einen Augenblick schaute er ins Leere, und als er weiter sprach, klang er hektisch. »Du musst dich beeilen. Sie haben die Knochen gefunden. Du musst es sofort tun.« Er beugte sich ernst zu mir.
»Seleg konnte nicht zulassen, dass Hurog zerstört wurde, also fand das Böse hier seinen Anfang. Euer Vater wäre nie imstande gewesen, so viel aufzugeben, nur um das Richtige zu tun, um zu korrigieren, was falsch gemacht wurde. Das ist etwas, was nur du, Wardwick, Hurogmeten, tun kannst, wegen des Rings, den du trägst.«
Ich zog den Dolch meines Vaters und starrte Oreg ins Gesicht, auf dem sich ein schrecklicher Ausdruck von Triumph abzeichnete.
»Bitte, Ward.«
Tränen verhinderten, dass ich noch klar sehen konnte, als ich die Hand an seine Wange legte. Ein Teil von mir war sich bewusst, dass Ciarra gegen ihre Decke ankämpfte und versuchte, mich aufzuhalten. Ich küsste Oreg auf die Stirn, dann bewegte ich mich hinter ihn. Ich hielt ihn fest, als ich das scharfe Jagdmesser meines Vaters in seine Schädelbasis stach, mit der Hand, an der ich den abgewetzten Platinring trug. Es ging schnell. Es war sehr wahrscheinlich schmerzlos - zumindest für ihn. Ich spürte seinen letzten Atemzug an meinem Arm, Wärme in der Kälte der Nacht, aber ich wusste, dass mir nie wieder warm sein würde.
Einen Augenblick schien es, als verharre der Wald rings um uns herum lautlos und wartete. Dann bebte die Erde von der Kraft der Magie, die Oregs Tod freigesetzt hatte. Die überraschten Schreie der Männer und Frauen am Berg wurden von den Geräuschen übertönt, die von drunten aufstiegen.
Denn die Burg Hurog, mein Zuhause, stürzte ein.
Die uralten Türme, gezeichnet von den Klauen von Drachen, fielen um, einer nach dem anderen. Dann brach mit einem gewaltigen Krachen die gesamte Burg auseinander, und die Mauern stürzten nach innen. Staub stieg auf, und er und der dunkler werdende Himmel verbargen Hurog gnädig vor meinem Blick.
Aber für mich war das alles zweitrangig, ebenso wie das Kratzen von Ciarras Nägeln, die wild an meiner blutigen Hand rissen, und der ungläubige Blick in Tostens Augen, als er versuchte, sie von mir wegzuziehen. Selbst die schnelle Auflösung von Oregs Leiche, als absorbierten die Jahre, die er künstlich
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