Drachenzauber
ferngehalten hatte, nun seine Essenz, geschah wie in weiter Ferne.
Ich konnte nur den Rausch der Magie spüren, die mich durchdrang und meine Lunge und mein Herz verbrannte, als das Land von einem uralten Unrecht gereinigt wurde, viel älter noch als der Drache, den Seleg umgebracht hatte. Oreg hatte sich geirrt. Selegs Verrat hatte vielleicht den Stöpsel aus der Phiole des Bösen gezogen, aber ich verstand nun, dass ein älteres Unrecht das Land vergiftet hatte. Ein Verbrechen eines Vaters gegen seinen Sohn.
Das Beben war vorüber, bevor Tosten Ciarra endlich von mir wegziehen konnte. Unter uns waren die einst so unerschütterlichen Mauern von Hurog nichts weiter als ein formloser Haufen, über den die Nacht bald gnädig ihre Decke zog.
Als ich dort am Berghang saß, mit einer Spur von Staub im Schoß, kam ich zu dem Schluss, dass Axiel recht gehabt hatte. Ich hatte den Fluch aufgehalten, der sein Volk umbrachte. Und, wie Aethervon ihm prophezeit hatte, ich hätte es ohne ihn nicht tun können. Ich hätte Oreg niemals umgebracht, wenn nur er mir bestätigt hätte, dass die Drachenknochen gefährlich waren. Es hatte das nackte Entsetzen auf Axiels Gesicht gebraucht, die Angst dieses Mannes, der sich niemals fürchtete, um mich zu überzeugen.
Ich hatte gerade die Fünf Königreiche von Mäch-ten gerettet, die man seit dem Zeitalter des Kaiserreichs nicht mehr gesehen hatte. Und ich hatte es getan, indem ich schlimmer gewesen war als mein Vater. Ich hatte einen Mann getötet, den ich geliebt hatte wie einen Bruder.
Oreg hatte recht. Mein Vater hätte es nicht getan, hätte die Notwendigkeit nicht eingesehen. Seleg hätte es nicht getan; er wäre überzeugt gewesen, dass er den Schaden begrenzen könnte. Er hätte die Angst auf Axiels Gesicht nicht bemerkt, die Gefahr nicht verstanden. Es war Wardwick von Hurog, der Oreg tötete und Hurog zerstörte.
Ich kauerte auf dem kalten Boden. Jeder Fassade entblößt, bis es nur noch mich und keinen anderen gab, verbarg ich das Gesicht in meinen blutigen Händen und weinte.
15
Geschichten und Lieder haben alle ein letztes Wort, aber im wirklichen Leben ist nicht einmal der Tod ein wahres Ende - man sehe sich nur den dauerhaften Eindruck an, den mein Vater hinterließ.
Sie sagen mir, ich hätte mehrere Tage kein Wort gesprochen, aber daran erinnere ich mich nicht.
Der Heiler, den mein Onkel zu mir schickte, behauptete, es läge an meiner Erschöpfung - Oreg und ich waren mindestens fünfzehn Meilen gerannt, bevor Oreg imstande gewesen war, uns nach Hurog zu bringen - und an dem Blutverlust von der Basilis-kenwunde an meinem Rücken.
Die Blaue Garde, erzählte mein Onkel mir später, vertrieb die wenigen Vorsag, die nicht freiwillig ab-gezogen waren. Duraughs feste Hände an den Zügeln sorgten dafür, dass die Ernte eingebracht wurde, obwohl sie eher kläglich ausfiel.
Dieser Winter war schwer für die Menschen von Hurog. Es war nicht das Essen: Mein Onkel ließ Getreide aus Iftahar bringen. Aber die Vorsag hatten so viele Hütten verbrannt, wie sie finden konnten, und die Unterkünfte, die wir vor dem Winter errichten konnten, genügten nicht, um die Wut des Nordwinds abzuhalten.
Mein Onkel hatte versucht, mich zusammen mit meiner Mutter, Ciarra und Tosten nach Iftahar zu bringen, aber ich weigerte mich zu gehen. Ich konnte Hurog nicht verlassen. Nur die Burg war zerstört, die Menschen waren immer noch in Gefahr.
Mein Onkel verstand das. Eines Abends, nachdem wir den ganzen Tag Weizen geerntet hatten, erzählte ich ihm die ganze Geschichte darüber, was Oreg gewesen war und warum ich ihnen allen das hier angetan hatte: Duraugh, Tosten, Ciarra, Beckram, Axiel und Stala. Axiel und seine Zwergenkameraden ver-abschiedeten sich bald danach, denn sie hatten sich einen Weg zu ihrem unterirdischen Fluss gebahnt.
Axiel versprach, im Frühjahr zurückzukommen. Ciarra mied mich, wann immer sie konnte, was Tosten so beunruhigte, dass ich beiden aus dem Weg ging, bis mein Onkel nach Iftahar aufbrach und sie mitnahm, vor dem ersten Wintersturm.
Ich nahm oft Blümchen oder Feder, die mehrere Wochen nach der Zerstörung von Hurog zusammen mit den anderen Pferden, die wir zurückgelassen hatten, zu uns zurückgekehrt waren, und ritt in einem Tempo über die Bergpfade, das Penrod zu einem Kopfschütteln veranlasst hätte. Als der Schnee das unmöglich machte, kämpfte ich mit Stala und allen mutigen Seelen in der Blauen Garde, die dazu bereit waren. Das genügte nicht,
Weitere Kostenlose Bücher