Drachenzauber
eine einzige Möglichkeit, ihn wieder einzufangen - eine Stute.
Am Ende haben wir sein Tor hinter ihm zugenagelt.«
Ich erwiderte das Grinsen. »Und dann ist er einfach rausgesprungen.«
Also hatte Vater ihn getötet. Ich konnte immer noch sehen, wie zufrieden er gewesen war, als der letzte Rest der Herrschaft seines Vaters sterbend am Boden lag. Penrods gute Laune wich schnell wieder seiner professionellen Maske. Er erinnerte sich zweifellos an das Gleiche wie ich.
Mein Onkel war unseren Gedanken nicht gefolgt und lächelte immer noch. »Kriegstreiber hatte ich ganz vergessen. Er war ein großer alter Kämpfer.
Mein eigener Hengst stammt aus seiner Linie.«
Wäre es wirklich so dumm, Duraugh von der Scharade zu erzählen, die ich aufgeführt hatte? Wenn er mich kannte, wirklich kannte, würde er mich vielleicht mögen. Vielleicht könnte er mich bei der Aufgabe anleiten, über Hurog zu herrschen. Trotz der mitternächtlichen Streifzüge in der Bibliothek und der unauffälligen, besessenen Aufmerksamkeit für die Herrschaftsmethoden meines Vaters kam ich mir unwissend vor. Mein Onkel hatte die letzten zwei Jahrzehnte erfolgreich seinen eigenen Besitz verwaltet.
Ich öffnete den Mund, aber er kam mir zuvor.
»Die Beisetzung findet heute Nachmittag statt. Ich habe Axiel gesagt, er soll dir etwas Angemessenes aus der Garderobe deines Vaters herauslegen. Mir ist gestern aufgefallen, dass du aus deiner Hofkleidung herausgewachsen bist, und Axiel sagte mir, dass du nichts anderes hast. Ich wäre dir dankbar, wenn du nach drinnen gehen und dich umziehen würdest. Es gibt wohl keine Möglichkeit, Tosten rechtzeitig zur Beisetzung nach Hause zu bringen, aber sag mir, wo ich ihn finden kann, und ich werde noch heute nach ihm schicken.«
Diese Erwähnung meines Bruders hatte er vollkommen lässig eingeflochten.
»Axiel ist der Diener meines Vaters«, sagte ich.
Tosten und ich waren alles, was zwischen meinem Onkel und Hurog stand.
»Er ist einverstanden, sich jetzt um dich zu kümmern«, erklärte Duraugh mit offensichtlicher Ungeduld. »Ward, wo ist dein Bruder?«
Iftahar, der Besitz meines Onkels in Tallven, mochte größer und reicher sein als diese Burg, aber es war nicht Hurog. Keine Drachenklauen hatten die Steine der Wachtürme zerkratzt. Meiner Ansicht nach würde selbst ein Mann, der bereits einen wohl-habenderen Besitz hatte, Hurog haben wollen.
»Ward?«
»Weiß ich nicht«, sagte ich.
»Aber du hast Fen doch gesagt …«
»Oh, er ist in Sicherheit«, erwiderte ich. »Ich weiß nur nicht, wo.«
Axiel, der Kammerdiener meines Vaters, erwartete mich vor meinem Zimmer, gekleidet in die Hurog-Farben Blau und Gold. Er war ein kleiner Mann, aber zäh wie gekochtes Leder. Meine Mutter hatte mir, als ich danach fragte, erzählt, der Hurogmeten habe ihn nach einer Schlacht mit zurückgebracht.
Wenn er genug getrunken hatte, behauptete Axiel, der Sohn des Zwergenkönigs zu sein, und niemand war waghalsig genug, ihm zu widersprechen, denn der kleine Mann war ein hervorragender Kämpfer.
Seine bräunliche Haut und das dunkle Haar hatten, solange ich mich erinnern konnte, gleich ausgesehen.
Die meisten in Hurog, ich eingeschlossen, trugen ihr Haar in dem Stil, den die Herrscherfamilie von Tallven bevorzugte - schulterlang und offen. Axiel, der kein Shavig-Mann war, trug es im alten Stil von Shavig, ungeschnitten und geflochten. Der lange Zopf war beim Kampf ein Nachteil, aber die alten Shavig-Männer hatten dies als eine Art Ehrenzeichen betrachtet: Sie waren so geschickt, dass ein geringer Nachteil nichts änderte.
Axiel war ein Leibdiener im Stil von Tallven eher Leibwächter als Kammerdiener oder Knappe.
Man sah ihm keine Trauer über den Tod meines Vaters an, aber schließlich war er der Diener des Hurogmeten gewesen. Er hatte zweifellos gelernt, seine Gefühle ebenso gut zu verbergen wie ich.
»Axiel?«
»Herr.« Dann fügte er hinzu: »Lord Duraugh hielt es für angemessen, dass Ihr bei Eurem neuen Rang einen Leibdiener habt.«
Ich nickte.
»Ich habe für Euch die Ersatz-Hofkleidung des Hurog … , äh, Eures Vaters vorbereitet.« Er öffnete die Tür zu meinem Zimmer für mich.
Es gab einen kleinen Raum über den höchsten Regalen der Bibliothek, hinter den dekorativen Vorhängen, die sich über den gesamten oberen Bereich der Wände zogen. Ich hatte diese versteckte Nische zufällig gefunden und angenommen, dass mein Vater der Einzige war, der ebenfalls davon wusste - und er benutzte die
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