Drachenzauber
kämpfen.« Er machte eine elegante Geste, die uns bat, ihn in die letzte Aussage mit einzubeziehen.
»Verbindungen, die uns bisher zusammenhielten, könnten für immer zerstört werden, und dann liegen die Fünf Königreiche gebrochen vor dem Schwert ihrer Feinde. Und nach dem, was Alizons Briefe und Botschaften mir sagten, werden wir vielleicht nicht siegen. Ihr solltet Eurer Sache sehr sicher sein, bevor wir etwas beginnen, was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Ihr solltet ganz sicher sein, dass Jakovens Sünden tatsächlich den Preis wert sind, den Ihr bezahlen werdet.«
Ich zuckte die Achseln, und bevor mein Onkel sprechen konnte, sagte ich: »Jakoven hat Hurog den Krieg erklärt, und wir müssen kämpfen. Wenn Eure Fahne uns voranflattert, haben wir Hoffnung zu gewinnen; ansonsten werden wir versagen. Ich möchte lieber für meinen rechtmäßigen König kämpfen als ums Überleben. Aber Lord Duraugh, Tosten, Beckram, meiner Schwester, mir selbst und allen, in deren Adern das Blut von Hurog fließ, bleibt keine andere Wahl.« Ich setzte dazu an, ihnen zu sagen warum, aber Oreg kam mir zuvor. Das war gut so, denn meine langsame Art zu reden machte meine Zuhörer ruhelos.
»Der Preis dafür, nichts zu tun, könnte noch höher sein. Jakoven hat vor, eine Katastrophe über uns zu bringen, die ebenso schlimm oder schlimmer ist als jene, die das erste Kaiserreich vernichtete.« In Oregs Stimme schwangen die Geheimnisse von Zeitaltern mit. Wenn er wollte, konnte er den Mantel seiner Jahre um sich ziehen, bis das Gewicht der Zeit auf seine Zuhörer einschlug wie ein Hammer. »Er hat versucht, die Geheimnisse der kaiserlichen Magier zu lüften, und er wagt sich an Dinge, von denen er nichts versteht. Farsons Fluch hat die Zivilisation auf diesem Kontinent schon einmal zerstört, sodass die Menschen ihre Städte verließen und ins Ödland flüchteten. Neuneinhalb Jahrhunderte lag der Fluch verborgen, aber Jakoven hat ihn gefunden. Wenn er lange genug lebt, um seine Geheimnisse zu erschlie-
ßen, werden wir uns wünschen, die Vorsag hätten uns erobert und alle als Sklaven verkauft.«
Na wunderbar, dachte ich und sah die Gesichter an, auf die das Feuerlicht fiel. Als brauchten sie etwas, wovor sie sich noch mehr fürchten können.
»Er weiß noch nicht, wie er den Fluch nutzen soll«, sagte ich. »Aber er ist überzeugt, dass die Antwort im Blut von Hurog liegt. Ihr seht also, dass es nicht der Gedanke ist, dass Ihr der rechtmäßige König seid, der Hurog auf Eure Seite bringt. Nichts ist so gefährlich wie Ehre oder der Glaube an eine Sache. Hurogs kämpfen um ihr Überleben - was uns zu Euren zuverlässigsten Anhängern macht.«
Kellen lächelte mich an. »Euer Schwert wird meine Feinde ebenso gut töten wie das jedes Eiferers.
Ich wünschte nur, ich hätte hundert mehr Adlige, die Grund haben, Jakoven zu fürchten.«
»Ward kann den größten Teil von Shavig und Oranstein auf Eure Seite bringen«, erklärte mein Onkel mit unbegründetem Selbstvertrauen.
Kellen starrte Duraugh neugierig an. In meinem Blick lag Unglaube.
»Shavig-Leute haben ein gutes Gedächtnis«, fuhr Duraugh fort. »Sie haben in der Rebellion gegen Oranstein gekämpft, weil Fen dabei war, Wards Vater. Die meisten werden Schulter an Schulter mit Ward stehen, weil er der Hurogmeten ist - und weil kein Shavig-Mann, der sein Salz wert ist, je einen guten Kampf abgelehnt hat.«
»Mythen«, widersprach ich tonlos. Es war gefährlich zu erlauben, dass Kellen das glaubte. »Shavig-Leute sind Menschen wie alle anderen auch. Sie kämpfen, wenn sie müssen, und werden nicht einfach blind einem grünen Jungen folgen. Du warst offenbar nicht auf den gleichen Sitzungen des Shavig-Rats wie ich.«
Tosten lachte. »Wenn man respektvolle Worte von einem Adligen aus Shavig hört, ist es Zeit zu fliehen«, zitierte er selbstzufrieden. »Ward, weißt du denn nicht, dass du Shavig zum ersten Mal seit dem Tod des alten Seleg und der Drachen, die mit ihm starben, wieder einen Helden gegeben hast?«
»Held?« Ich musste husten. »Wenn Orvidin mich noch ein einziges Mal Welpe nennt, werde ich ihn beißen!«
Kellen starrte mich an. »Der Rat tritt, glaube ich, im nächsten Monat zusammen. Könnt Ihr sie früher zusammenrufen?«
»Ihr seid gut informiert«, sagte mein Onkel anerkennend. »Und mein Sohn Beckram und Wards Schwester Ciarra haben gerade eine Tochter bekommen - das erste Kind ihrer Generation. Grund genug, in Hurog eine kleine Feier zu
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