Drachenzauber
Asyl mehr gestottert als zuvor. Ich trank einen kleinen Schluck aus der Wasserblase, die ich am Sattel trug, und versuchte, nicht an Jadeauges Berührung zu denken.
Meine Erfahrung im Asyl hatte ein paar Fragen hinterlassen, und nun fiel mir ein, dass Garranon sie vielleicht beantworten konnte.
»Im Asyl«, sagte ich und rang sowohl mit der Auswahl der Worte als auch damit, meine störrische Zunge richtig zu bewegen. »Jadeauge …« Meine Kehle schnürte sich zu, und ich wandte den Blick ab.
Garranons Hand ruhte auf meinem Arm. »Vergewaltigung ist Vergewaltigung«, sagte er. »Ob Euer Körper reagiert oder nicht.«
Ich lief rot an und schüttelte den Kopf. »Er hat mich nicht wirklich …«
Garranon wartete darauf, dass ich weiter sprach, aber als ich das nicht konnte, sagte er: »Es ist Vergewaltigung, wenn eine Person eine andere verwundet, weil sie es tun kann. Manchmal verwundet ein Vergewaltiger Euren Körper, manchmal Eure Seele.«
Nach einer Weile fügte er hinzu: »Jemanden zu lieben, sei es einen Mann oder eine Frau, hat mit Zuneigung, Leidenschaft und Freude zu tun, nicht nur mit körperlichem Vergnügen.« Als ich ihn ansah, grinste er und fuhr unbeschwert fort: »Selbstverständlich fühlt es sich auch sehr gut an, wenn man es richtig macht.«
Das Signal zum Aufsteigen erklang. Garranon stieg in den Sattel.
»Danke«, sagte ich.
Er lächelte mir zu und deutete eine Verbeugung an, dann brachten wir die Pferde wieder zum Trab.
Am nächsten Nachmittag versuchte ich nicht einmal mehr, so zu tun, als wäre ich imstande, ein Gespräch zu führen, und an diesem Abend musste Oreg meine Finger von den Zügeln wegbiegen und Feder selbst führen. Am Morgen war es besser, aber spät am Nachmittag konnte ich mich kaum im Sattel halten.
Tosten gab Befehl anzuhalten und die wollenen Reitgewänder aus dem Gepäck zu verteilen. Oreg sorgte dafür, dass ich meins anzog. Tisala ritt neben mir und unterhielt sich leise mit Oreg.
Von Kellen bekam ich nicht viel zu sehen, wahrscheinlich, weil er in ähnlicher Verfassung war wie ich. Ich fragte, und Tisala sagte mir, dass Rosem sich um ihn kümmere.
Als es zu schneien begann, war ich viel zu erledigt, um mehr zu tun als mein Gesicht zum Himmel zu heben, denn ich wusste, dass wir meiner Heimat jetzt nahe waren. Ich nehme an, ich war der Einzige in dieser frierenden Gruppe von Männern (und Tisala), der sich freute, als die bitteren Temperaturen der Nacht Feders Hufe am Morgen auf dem Schnee knir-schen ließen. Ich erwähnte das Tisala gegenüber, als sie meine Hände auf Frostbeulen hin untersuchte -
inzwischen war ich zu ungeschickt, um selbst meine Handschuhe an- und ausziehen zu können.
»Es stimmt wirklich, was man über ShavigMänner hört«, sagte sie und drehte meine Hand herum.
»Was? Dass wir zäh sind?«, fragte Tosten grinsend, während er Feders Sattelgurt überprüfte und sich bereithielt, um meine unkooperative Person in den Sattel zu heben.
Tisala schüttelte traurig den Kopf und erklärte die Inspektion meiner Hände für beendet. »Nein, dumm.
Nur jemand sehr Dummes würde solches Wetter genießen.«
Auch die Pferde spürten, dass sie näher an ihrem Zuhause waren, und hoben die müden Hufe schneller. Der Schnee reichte bis an ihre Sprunggelenke, als wir sehr spät am Nachmittag die Mauern von Hurog in der Ferne erkennen konnten.
Feder wieherte und ging vom Trab zum Kanter über, und dann, als ich sie nicht zügelte, zu einem echten Galopp. Macht erfüllte mich, fegte meine Müdigkeit hinweg und hieß mich zu Hause willkommen.
Als ich näher kam, sah ich, dass die Tore richtig angebracht und verstärkt worden waren, sodass sie jedes Heer aufhalten würden. Es gab zwei Wachen, und als sie mich sahen, rannten sie die Treppen hinunter, um die Türe zu öffnen, aber das war unnötig.
Hurog öffnete sie für mich.
Ich brachte Feder zum Stehen und starrte die Tore an. Ich hatte das nicht bewirkt. Magie zu wirken ist immer auch Arbeit. Aber ich hatte nicht einmal daran gedacht, die Tore zu öffnen, obwohl ich das Aufwallen von Macht gespürt hatte, mit dem es geschehen war. Angeleitet von Hurog.
Hurog wollte, dass ich nach Hause kam. Es hätte mir Angst machen sollen, aber wie kann ein Mann sein eigenes Zuhause fürchten?
Feder und ich durchquerten das Tor feierlich. Die diensthabenden Wachen hießen mich höflich willkommen - mit einer kleinen Spur von Ehrfurcht, die mir sagte, dass sie glaubten, ich hätte die Tore mithilfe meiner Magie
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