Drachenzauber
spielt, ein Teil der Person«, sagte ich. »Ich werde ihm mein Zimmer in Hurog geben - nicht nur, weil es das einzige Zimmer ist, das für ihn passt, sondern weil es sich so sehr von einer Zelle im Asyl und sogar von einem der königlichen Gemächer in Estian unterscheidet, wie es nur ein Haufen Zwerge schaffen kann.«
»Es ist ziemlich vollgestopft«, meinte Tisala.
Ich grinste sie an und freute mich an ihrer scharfen Zunge. »Es gibt noch nicht viele Räume in der Burg mit Türen, die sich schließen lassen, und Dächern, durch die es nicht hereinregnet«, sagte ich. »Viele Dinge werden dort für kurze Zeit abgestellt und bleiben dann ein paar Jahre.«
Wir schlugen das Lager vor Anbruch der Dunkelheit auf. Ich starrte unter meiner Decke her die Sterne an, um mich zu erinnern, wo ich war, bevor ich die Augen schloss - aber das half nicht gegen meine Träume.
Ich befand mich wieder im Laborraum des Asyls, aber diesmal war ich nicht an den fleckigen Ledertisch geschnallt. Ich s tand vor einem anderen Tisch, einem, auf dem Tiegel mit Kräutertränken und Giften aufgereiht waren und Folterwerkzeuge lagen. Ich hielt einen Samtbeutel in den Händen, und ich musste mich zwingen, ihn zu öffnen und hineinzuschauen.
Ich zog den Samt zurück, nahm den Stabkopf heraus, der Farsons Fluch genannt wurde, und legte ihn auf einen Ständer auf dem Tisch.
Ich denke, es war die Art, wie ich den Fluch betrachtete, die mich erkennen ließ, dass ich ihn durch Jakovens Augen sah. Die Wolke der Dunkelheit, die ich bei dem Fluch so deutlich bemerkt hatte, war nicht da, obwohl meine Hand, Jakovens Hand, immer noch von seiner Macht vibrierte.
Ich nahm ein Fläschchen heraus und ließ einen sehr kleinen Blutstropfen auf den schwarzen Edelstein fallen. Der Stein flackerte rot auf. Ich berührte den Drachenkopf leicht, nutzte die Macht und schuf ein magisches Licht daraus - und hatte immer noch Magie übrig.
Ich nahm einen sauberen Wildschweinborstenpin-sel, wie ihn die Künstler verwenden, und bemalte den Stein mit Blut. Sofort erfüllte Macht meinen Körper, wie in der Nacht, als ich, Ward, Hurog zerstört hatte.
Ich streckte die Hand aus, und der Ledertisch, die Eisenfesseln und der Metallsockel verschwanden, und zurück blieb nur ein leerer Fleck auf dem Steinboden.
»Die Hurogs stammen also tatsächlich von Drachen ab«, murmelte Artens Stimme hinter mir. »Wisst Ihr, was mit dem Jungen passiert ist?«
Ich verzog den Mund, als ich dem Erzmagier antwortete. »Garranon ist passiert. Er ist heute Früh mit dem Jungen und einem zweiten Pferd nach Norden geritten.«
»Nach Norden?« In Artens Frage lag keine Dringlichkeit.
»Wohin sonst sollten sie ein Hurog-Balg bringen und sicher sein, dass ich sie nicht für seine Rückkehr bezahlen lasse? Garranon ist nicht dumm.«
»Tatsächlich? Er hat Euch verraten.«
»Der Bann hält ihn nicht mehr sonderlich gut«, sagte ich und starrte die Macht an, die durch meine Hand drang, nicht sonderlich verringert durch die Energie, die es gebraucht hatte, um den Tisch zu zerstören. »Es hat immer so viel Spaß gemacht, den Körper zu verführen, während sich der Geist vor Schuldgefühlen wand.«
»Jadeauge weiß nicht einmal, was Schuldgefühle sind«, erwiderte Arten trocken.
Ich lachte. »Ja, er würde sich zweifellos lieber in Blut winden. Jadeauge hat seinen eigenen Reiz, daran besteht kein Zweifel. Aber ich dachte immer, wenn der Bann, mit dem ich mir Garranons Loyalität gesichert habe, verblassen würde, so würde es ihn zerbrechen.«
»Das wird vielleicht auch noch geschehen«, spekulierte Arten. »Ich frage mich, wie ihm zumute ist, wenn er den Mann verrät, den er so lange geliebt hat.«
Ich lächelte bei dem Gedanken. »Ich hoffe, er weint und hasst sich dafür, denn das hat er als Junge getan. Ich hoffe, er denkt an mich, wenn er es mit seiner Frau treibt. Ich …«
»Jakoven?«
»Ich hatte gerade eine wunderbare Idee«, erklärte ich. »Sagt meinen Wachen, sie sollen mir den Stallmeister bringen, der Garranon durchs Tor reiten ließ.«
»Ward!«
Ich setzte mich keuchend hin und sah im Licht der ersten Dämmerung, wie mein Atem sich vor meinem Gesicht sammelte. Tosten hockte neben mir, ein Becher mit etwas Heißem in der Hand.
»Hast du vom Asyl geträumt?«, fragte er.
Ich schauderte, nahm den Becher mit dünnem Tee, den er mir reichte, und trank einen Schluck, um mir Körper und Seele zu wärmen. »Ja. Wahrträume, denke ich. Ich werde froh sein, wenn wir weit genug
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