Drachenzauber
ich zu, immer noch in meiner Rolle als Idiot versunken, denn das war nun einmal meine Art, mit anderen umzugehen. »Ich glaube nicht, dass er wirklich ein Zauberer ist. Wir haben einen Zauberer hier, aber er sieht kein bisschen aus wie Oreg.«
»Zauberer sehen nicht alle gleich aus«, sagte sie überrascht.
»Onkel Duraughs Zauberer und Vaters Zauberer tun das schon«, widersprach ich.
»Das liegt daran, dass sie Brüder sind, Ward«, murmelte Oreg, der zurückgekehrt war, sanft.
Ich blinzelte ihn an. Es fiel mir leichter als sonst, dumm zu tun - ich war nicht daran gewöhnt, dass er vor mir plötzlich verschwand und wieder erschien.
»Ach ja, das hatte ich vergessen.«
Ich bedeutete der Frau, sich auf eine zerbrochene Steinplatte zu setzen, die ein bisschen zu niedrig war, um bequem zu sein.
»Ich kann das ziemlich gut«, sagte ich, nahm Oreg den Eimer ab und stellte ihn in bequemer Entfernung vor sie. »Meine Schwester hat sich dauernd die Füße aufgerissen, weil sie keine Frauenschuhe tragen wollte. Ich habe ihr ein paar gute Holzfällerstiefel besorgt. Mutter mochte die Stiefel nicht, aber sie brauchte auch ihre Füße nicht zu verarzten.« Als ich mit dieser kleinen Ansprache fertig war, wirkte sie ein wenig ruhiger.
Ich nahm die Steingutflasche mit Penrods Gebräu und zog den Korken heraus. Dann goss ich eine großzügige Portion in den Eimer. Vorsichtig steckte sie die Füße ins Wasser und schnappte nach Luft, als das Desinfektionsmittel die Schnitte berührte. Ich tauchte die saubere Gemüsebürste, die Oreg mir gegeben hatte, in den Eimer, und zog einen Fuß heraus.
Sie hatte sich ziemlich wehgetan. Ihre gesamte Fußsohle war wund, und Dreck hatte sich tief einge-graben. Da ich wusste, dass ich nichts tun konnte, um die Schmerzen des Schrubbens zu verringern, machte ich mich daran, es gleich beim ersten Mal richtig zu erledigen, damit ich es nicht noch einmal tun musste.
Als ich überzeugt war, alle kleinen Steine und allen Dreck aus dem Fuß geholt zu haben, schob ich ihn wieder ins Wasser und griff nach dem anderen.
Alles in allem war sie eine seltsame Sklavin. Zum einen hatte sie gezeigt, dass sie über Magie verfügte, als sie uns dieses Ding entgegengeschleudert hatte.
Sicher, vielleicht konnten auch Magier Sklaven werden, aber ich hatte noch nie von einem gehört. Zum anderen war sie zwar müde, hatte aber nichts von der matten Hilflosigkeit an sich, die ich bei allen Sklaven bemerkt hatte, denen ich je begegnet war.
»Was wird Euer Onkel tun, wenn er erfährt, dass ich hier bin?«, fragte sie angespannt.
»Er weiß es schon«, antwortete ich stirnrunzelnd.
Eine Stelle am zweiten Fuß war bereits infiziert.
»Ward?«, fragte Oreg mit distanzierter Miene.
»Dein Onkel sucht nach dir. Das Essen ist fertig.«
»Kannst du das hier zu Ende bringen?«, fragte ich.
Er nickte, den Blick immer noch ins Weite gerichtet. »Wenn du dich beeilst, wirst du ihn in deinem Zimmer antreffen.«
Man hatte Garranon und Landislaw zu beiden Seiten meiner Mutter platziert, gegenüber von meinem Onkel und dem Racker, während ich am Kopf des Tisches saß. Garranon war höflich wie immer, aber Landislaw schwieg finster.
»Nun«, sagte Duraugh, »was gibt es Neues am Hof? Ich war seit der Wintermesse nicht mehr dort.«
Garranon legte den Bissen, den er gerade hatte essen wollen, wieder zurück, und sagte: »König Jakoven macht sich immer noch wegen Vorsag Sorgen.«
Vorsag lag direkt südlich der Fünf Königreiche, an der Südgrenze von Oranstein. »Kariarn, der neue Herrscher, soll wankelmütig sein, und es ist fraglich, ob er die Verträge einhalten wird, die sein Vater abgeschlossen hat.«
»Es war auch fraglich, ob sich Kariarns Vater an die Verträge halten würde«, erwiderte mein Onkel.
»Ich bin dem jungen Mann bereits begegnet und würde sagen, was ihn angeht, lässt sich die Frage leichter beantworten. Er wird sich so lange daran halten, wie es ihm passt, und keinen Augenblick länger.
Ich habe gehört, dass es bereits zu vorsagischen Grenzüberfällen in Oranstein kam.«
Garranon nickte. »Ich habe die meisten meiner Leute zusammen mit meinem Waffenmeister zurück zu meinem Besitz geschickt.«
»Aber Euer Besitz befindet sich mehr als sechs Wegstunden von Vorsag entfernt!«, rief mein Onkel verblüfft. Nun machte er nicht mehr nur höflich Konversation - sein Interesse war erwacht. »Wenn Banditen so tief ins Land eingedrungen sind, wieso schickt der König keine Soldaten?«
»König
Weitere Kostenlose Bücher