Drachenzauber
war die Magie, die die Höhle füllte wie dicke Suppe einen Topf. Ich konnte ein leichtes Glitzern zwischen den Steinen erkennen, und meine Nackenhaare sagten mir, dass ich aus den Schatten beobachtet wurde.
Als ich stehen blieb, drehte Oreg sich zu mir um und sagte: »Sie versucht, Magie zu wirken, aber sie ist nicht stark genug, um die Schutzzauber zu brechen, die ich um die Knochen gelegt habe.«
Wir waren nicht leise gewesen, als wir hereinkamen, aber sie schien uns nicht zu bemerken, als wir durch das Geröll zu dem sandigen Bereich gingen, wo die Drachenknochen lagen. Sie saß vor dem Schädel. Ihr Haar hing in verfilzten, schmutzigen Strähnen bis halb zur Taille hinab. Sie war so schmutzig, dass man kaum etwas über sie sagen konnte, selbst in dem Licht, das die Zwergensteine spendeten. Das Summen, das ich gehört hatte, war ihr Gesang, obwohl es anders klang als alles Singen, das ich je vernommen hatte.
Ich beobachtete sie so gebannt, dass ich einen Augenblick brauchte, um festzustellen, dass die Ketten nicht mehr an dem Skelett befestigt waren. Ich hatte selbst daran gedacht, war aber zu dem Schluss gekommen, dass es zu sehr danach roch, die Schuld meiner Familie verbergen zu wollen. Die Überreste eines Drachen tief in Hurog wären nicht überraschend - dass er gefesselt war, machte unsere Schuld für jeden deutlich. Also hatte ich es so gelassen, wie es war.
»Willkommen, Reisende, an der Feuerstelle von Hurog.« Das war die traditionelle Begrüßung, die ihre Stellung als mein Gast bestätigte, ob sie das nun erkannte oder nicht.
Sie war wohl sehr in ihren Zauber versunken gewesen, denn als sie meine Stimme hörte, hörte sie auf zu summen und sprang auf wie ein erschrockenes Kaninchen. Bevor ich noch mehr sagen konnte, machte sie mit der rechten Hand eine Wurfgeste, und ein flammendes, knisterndes Etwas löste sich mit blendender Geschwindigkeit von ihrer Hand und sauste auf mich zu.
Dann verharrte es mehrere Fuß vor uns und ging aus.
»Frieden, kleine Schwester«, sagte Oreg leise. »Es tut mir leid, dass ich Euch hier zurückgelassen habe, aber ich musste zunächst herausfinden, was der Hurogmeten wünschte, bevor ich wusste, was ich für Euch tun konnte.«
Sie hob den Kopf. »Ich bin nicht Eure Schwester.«
Ihre Stimme bebte, und das machte alles an ihrem Akzent undeutlich, bis auf die Tatsache, dass sie einen hatte.
»Warum seid Ihr nach Hurog gekommen?«, fragte ich ruhig.
»Ich dachte, Hurog wäre ein Ort der Zuflucht, wo Drachen und Sklaven in Sicherheit sind. Die anderen haben mich ausgelacht. Dann kam ich hierher und stellte fest, dass sie recht hatten.« Sie zeigte auf die Ketten des Drachen, die neben ihr lagen.
Ich kam zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich aus Avinhelle stammte, obwohl Ilanders Akzent sehr viel ausgeprägter war. Die Leute aus Avinhelle hielten häufig Sklaven, also wäre das verständlich.
Aber etwas an ihr wirkte irgendwie falsch; sie war nicht so untertänig, wie man es von einer Sklavin erwartete.
»Ihr seid hier in Sicherheit«, sagte ich ernst. »Ihr könnt in Hurog bleiben, wenn Ihr möchtet. Es wäre vielleicht klüger, hier unten zu warten, bis Garranon und Landislaw weg sind, aber auch das ist Euch überlassen.«
»Wer seid Ihr, der das sagt?«, fragte sie höhnisch, nachdem sie uns beide einen Augenblick angestarrt hatte. »Ihr seid beide kaum mehr als Kinder.« Die Wirkung dieser Worte verlor irgendwie ein wenig, als ihre Stimme brach.
Die Müdigkeit war ihr um Mund und Augen deutlich anzusehen. Garranon und Landislaw waren ebenfalls müde gewesen, aber sie hatten den Weg hierher zu Pferd zurückgelegt. Sie war … Ich schaute nach unten und verschluckte einen Ausruf. Sie war barfuß gewesen.
»Oreg«, sagte ich und ignorierte ihre Frage.
»Siehst du ihre Füße?«
Er schaute nach unten. »Ich hole einen Eimer Wasser und etwas von Penrods Hamamelis-Gebräu aus dem Stall«, sagte er und verschwand.
Die Frau riss die Augen auf und setzte sich abrupt hin. »Wer seid Ihr?« Diesmal lag keine Anklage ihrer Stimme.
»Ich heiße Ward«, sagte ich freundlich. »Mein Vater, Fenwick von Hurog, ist vor ein paar Wochen gestorben, also bin ich jetzt der Hurogmeten - obwohl mein Onkel über Hurog herrscht, bis ich einundzwanzig bin.«
»Und er?« Sie deutete vage dorthin, wo Oreg gestanden hatte.
»Oh, Oreg?« Ich überlegte, was ich ihr sagen könnte. »Er ist ein Freund.«
»Er ist ein Zauberer«, sagte sie beinahe zu sich selbst.
»Nun«, gab
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