Drachenzauber
auffiel.
»Arm? Was ist mit dem Zwergenschatz? Ich habe gehört, hier wären Gold, Edelsteine und magische Amulette verborgen«, erwiderte Landislaw.
Ich hatte nicht gewusst, dass er im Zimmer war, bevor er etwas gesagt hatte. Ich konnte nicht erkennen, ob er es ernst meinte oder ob es sich um eine seiner leeren, beißenden Bemerkungen handelte -
oder beides.
»Nach diesem Schatz wurde schon gesucht, bevor mein Großvater zur Welt kam«, fauchte mein Onkel gereizt. »Falls es diesen Schatz je gab, ist er lange verschwunden.«
»Hurog könnte auch an den Hochkönig fallen«, warnte Garranon. »Seine Interessen haben ihn tief in Schulden getrieben. Wenn eine einflussreiche Person« - nun klang er eindeutig drohend -, »vorschla-gen würde, dass er Hurog als Pfand behält, könnte er die Pferde und alles Wertvolle verkaufen und Hurog dem Verfall überlassen. Wenn Ihr helft, die Sklavin meines Bruders zu fangen, werde ich dafür sorgen, dass Hurog Euch gehören wird.«
Stille senkte sich herab.
»Im Interesse meines vermissten Neffen Tosten werde ich Euch aushändigen, was Ihr wollt«, gab mein Onkel schließlich nach. »Ihr werdet die Sklavin bekommen, sobald wir sie herausgeholt haben.«
»Ich hatte gehofft, Ihr würdet vernünftig sein, Duraugh. Aber Ihr verzeiht mir sicher, wenn ich meine eigenen Wachen vor Wards Tür aufstelle. Am Morgen wird eine Gruppe meiner Männer ihn zum Asyl eskortieren. Landislaw und ich bleiben hier, bis Ihr die Sklavin gefunden habt.«
»Wie Ihr wünscht«, stimmte mein Onkel zu. Ich hörte, wie er näher zum Bett kam. Wieder berührte er meine Stirn, dann verließ er das Zimmer ohne ein weiteres Wort.
»Er könnte uns Ärger machen«, stellte Garranon fest.
»Nein«, widersprach Landislaw. »Der Junge wird gut zu den anderen adligen Peinlichkeiten passen, die Jakoven in seinem Asyl gesammelt hat. Duraugh weiß das. Seine Position wird sich kaum verändern.
Hurog wird besser dran sein, und ich ebenfalls.«
»Wirst du dein Versprechen halten?«, fragte Garranon. »Wirst du dich in Zukunft von Ciernacks Spielhöllen fernhalten?«
»Selbstverständlich«, antwortete Landislaw.
»Selbstverständlich.«
Garranon ließ einen seiner Leute als Wache im Zimmer zurück und ging; sein Bruder begleitete ihn.
Allein bis auf das Schlurfen von Garranons Wächter, dachte ich über meine Möglichkeiten nach.
Auf keinen Fall würde ich gestatten, dass man mich ins Asyl des Königs brachte. Vater hatte mich einmal dorthin mitgenommen, um die armen Menschen zu sehen, die dort lebten - wahrscheinlich, weil er mehr über das Schicksal herausfinden wollte, das er für mich vorgesehen hatte. Der Besuch hatte mich mit tiefem Mitleid für die Insassen dieser Anstalt erfüllt.
Aber ich wusste, dass ich das Asyl ohnehin nie erreichen würde. Garranon ahnte nicht, was er sich vorgenommen hatte, wenn er mich aus Hurog herausbringen wollte. Oreg war meine Geheimwaffe, aber ich nehme an, auch meine Tante hätte kein Pro-135
blem damit gehabt, ihn aufzuhalten. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die sich wegen der möglichen politischen Konsequenzen ihrer Taten sorgte, und die Blaue Garde war Garranons Leuten zahlenmäßig überlegen.
Kalte Angst erfüllte dennoch mein Herz. Mein Vater hatte schließlich doch eine Möglichkeit gefunden, mir Hurog vorzuenthalten. Hurog-Erde steckte in meinen Knochen, und seine Magie rauschte in meinem Blut. Wenn ich nicht in Hurog war, verspürte ich eine Leere in mir, die nichts sonst füllen konnte.
Ohne Hurog war ich nichts.
Stala würde Garranon vertreiben können, aber der Hochkönig würde solchen Verrat nicht ignorieren.
Hurog würde schließlich fallen - zerstört von mir.
Ich musste gehen. Und es war meine eigene Schuld.
Garranon war klug, denn sonst hätte er den Krieg nicht überlebt, den sein Vater begonnen hatte. Er war nur ein oransteinischer Adliger von mittlerem Rang, aber er hatte schon als Junge mächtigere Männer zu Fall gebracht als meinen Onkel. Er wusste, wie man dieses Spiel spielte.
Und der Schwarze Ciernack war in seinem Reich der Korruption, in den raueren Vierteln der königlichen Stadt Estian, ebenso mächtig wie der König selbst. Also hatte sich Garranon auf den schwächeren Gegner konzentriert: auf mich, den Idioten.
Wenn ich meinem Onkel an dem Tag, als mein Vater starb, die Wahrheit gesagt hätte, hätten inzwischen ganz Shavig und der größte Teil der Fünf Königreiche gewusst, dass mit mir alles in Ordnung war, und
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