Drachenzauber
reden. Nachdem ich den dritten getötet hatte, der alt genug war, um mein Großvater zu sein, konnte ich keinen mehr finden.
Die meisten meiner Leute hatten sich mit den Banditen zerstreut. Der Einzige in der Nähe war Penrod, der abstieg und eine Leiche über den Rücken seines Pferdes warf.
Ich ritt zu ihm, musste aber zunächst Blümchens Ärger aussitzen, weil ich ihn aufhielt, wenn er doch so viel Spaß hatte. »Warum bringst du die Leiche zurück?«, fragte ich. Penrod hatte immer gute Gründe für das, was er tat.
»Wir müssen sie durchsuchen und alles zurückgeben, was den Dorfleuten gehört«, sagte er. »Dann sollten wir die Toten verbrennen, wie man es in Oranstein tut, damit ihre Geister hier nicht verwei-len.«
Das hätte ich wissen sollen. Ich hatte mit meinem Vater Banditen gejagt, aber meine Aufgabe war immer gewesen, mit den Nachrichten zurück zur Burg zu reiten; mit dem Aufräumen hatte ich nichts zu tun gehabt. »Ich werde es den anderen sagen. Axiel verfolgt einen, der es bis zu den Bäumen geschafft hat.
Bastilla ist bei den Frauen geblieben. Hast du gesehen, wohin Tosten, Oreg und Ciarra geritten sind?«
Ein guter Kommandant in einer echten Schlacht hätte es gewusst.
»Tosten und Oreg haben die drei verfolgt, die in der Gegenrichtung aus dem Dorf gerannt sind, auf unser Lager zu. Ciarra war hinter mir, aber ich glaube, sie ist bei Bastilla im Lager geblieben.«
»Also gut«, sagte ich. »Ich hole sie zusammen, und du kannst Axiel Bescheid sagen, dass wir die Leichen sammeln.«
»Das weiß er wahrscheinlich schon«, erwiderte Penrod. »Aber ich werde es ihm sagen, nur zur Sicherheit.«
»Ich komme zurück, sobald ich die anderen gefunden habe.« Blümchen schlug bereitwillig wieder einen Galopp an.
Als ich näher kam, drängten sich die Dorffrauen mit den Kindern zu einer Gruppe um das blutende Kind, das die Banditen hatten vergewaltigen wollen, wie eine Herde von Stuten, die einem Rudel Wölfe gegenübersteht. Ich sah mich nach meinen Begleitern um und entdeckte Bastilla, die aus dem Wald kam.
Blümchen tänzelte auf der Stelle. Er war als Streitross ausgebildet, und der Geruch von Blut erregte ihn eher, als dass er ihn ängstigte. Für mich roch es wie zur Schlachtzeit im Herbst, und ich ignorierte angestrengt, dass es Menschen gewesen waren, die wir getötet hatten, und keine Rinder. Man musste lernen, das zu tun, oder es wurde einem bei jedem Kampf schlecht.
»Bastilla, hast du Ciarra gesehen?«
»Nicht, seit sie einen in diese Richtung verfolgt hat.« Sie deutete mit dem blutigen Schwert auf die Hütten.
Ich brachte Blümchen wieder zurück zu der Reihe von Hütten und zur Hauptstraße. Feder stand vor einem stabil aussehenden Gebäude und schnaubte, als wir näher kamen. Aus der Hütte drangen keine Kampfgeräusche.
Rohe Angst ließ das Blut in meinen Ohren rauschen und verwandelte sich dann in Zorn. Ich hatte ihr doch gesagt, sie solle auf dem Pferd bleiben!
Langsam stieg ich ab. Tempo half nicht, denn was immer sich in dieser Hütte ereignet hatte, war bereits vorüber.
Ich öffnete die Tür und trat auf die Schwelle. Zunächst sah ich überhaupt nichts, da meine Augen noch ans Tageslicht gewöhnt waren. Dann griff mich etwas an, traf mich fest in die Rippen.
Mein Angreifer war zu nah für ein Schwert, also ließ ich meines fallen und griff nach dem Dolch, aber dann erkannte ich, dass es Ciarra war, die ich festhielt und die ihren Kopf an meiner Brust vergrub. Ich riss sie aus der Hütte und sah sie mir schnell an. Ihr Schwert war mit trocknendem Blut bedeckt, ebenso wie ihre Kleidung von der Brust abwärts. Sie zitterte am ganzen Körper, und mir ging es nicht viel besser: Ich hätte sie beinahe erstochen.
»Bist du verletzt?«, fragte ich, meine Stimme zornig und rau.
Sie schüttelte den Kopf und zeigte dringlich auf die Hütte.
Ich hob mein weggeworfenes Schwert wieder auf und betrat die Hütte vorsichtig. Sie war ein wenig größer als eine der Pferdeboxen in Hurog. Ein Bett aus Seilen war in der linken Ecke angebracht, die Feuerstelle befand sich rechts. Auf so engem Raum war der Gestank nach durchtrennten Eingeweiden deutlich wahrzunehmen, aber ich musste warten, bis meine Augen sich an die Dunkelheit angepasst hatten, bevor ich ihn sah.
Der Bandit hatte sich um seine Bauchwunde zusammengerollt, aber seine Augen standen offen, und er lebte noch. Ciarra hatte ihm diese Wunde verabreicht, und sie würde tödlich sein. Der Mann sah un-terernährt aus und war
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