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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden einstürzen, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht.« Nachdem er diese Bardenzeilen in dramatischem Ton ausgesprochen hatte, verknotete er den Faden und sagte in ganz anderem Tonfall: »Glaubst du wirklich, wenn mein Vater mir einen so leichten Ausweg gelassen hätte, wäre ich ihn nicht schon längst gegangen? Man kann mich verwunden, aber nur der Träger des Rings kann mich töten.«
    »Ah.« Ich schaute in die Dunkelheit hinaus, und dann fiel mir ein, dass er zuvor schon einmal etwas Ähnliches gesagt hatte. »Nur ich.«
    »Sprich mit mir«, sagte er einen Augenblick später. »Du bist angespannter als Blümchen in Gegenwart einer Stute.«
    Ich zögerte. »Kämpfe überraschen mich immer.
    Dass Menschen so leicht sterben. Und jedes Mal, wenn ich mein Schwert ziehe, erwarte ich, dass es diesmal anders ist. Dass es …« Ganz gleich, wie ich es formulierte, es würde sich dumm anhören.
    »Wie in den Liedern ist? Voller Ruhm und Ehre?«
    Ich hatte recht gehabt. Es klang dumm. Warum glaubte ich es also immer noch?
    »Das hier war keine Schlacht«, sagte Axiel leise.
    Seine Haltung sagte mir, dass er wohl nur den letzten Teil des Gesprächs gehört hatte. »Das hier war nichts als eine Jagd nach Ungeziefer.«
    »Ich wollte dich nicht wecken«, entschuldigte ich mich.
    Er zuckte die Achseln, setzte sich hin und schlang die Arme um die Knie. »Ich bin nach einem Kampf immer ruhelos.«
    »Dieser Junge, den ich getötet habe.« Ich schluckte, denn meine Kehle war trocken. »Er sollte irgendwo mit seiner Familie Land bebauen und nicht Leute bestehlen, damit er überleben kann. Wo ist der Herr dieser Region?«
    »Der Junge war eine Giftschlange, Ward«, sagte Axiel. »Es ist egal, wie groß sie sind, sie töten einen trotzdem. Er hätte gejubelt und Euch unter Schmerzen sterben lassen, wenn die Rollen anders verteilt gewesen wären. Echte Schlachten sind … nun, sie sind gleichzeitig besser und schlimmer. Sie nehmen einem alles, alles Getue, alles, was man an Fassade aufgebaut hat. In einer Schlacht kann man sich nicht vor sich selbst verstecken. Nimm Penrod: Er hat diese ruhige Selbstsicherheit auf dem Schlachtfeld gelernt. Für andere … Ihr kennt den Hochkönig?«
    Ich nickte, obwohl es nicht wirklich eine Frage gewesen war.
    »Sein Vater war ein solch großer Krieger, dass sein Name immer noch mit Ehrfurcht ausgesprochen wird. Euer Vater kämpfte unter seinem Befehl. König Jörn verfügte über eine seltene Mischung aus Mut und Weisheit, und sein Erbe, Jakoven, erwies 246

    sich als ausgesprochen klug. Er konnte ein Schlachtfeld ansehen und es abschätzen, wie es zu nutzen war, als wäre er ein doppelt so alter Mann. Er konnte mit einem Schwert umgehen. Er hätte ein guter Kommandant sein sollen, aber es steckte einfach nicht in ihm. In seiner ersten Schlacht führte er die meisten seiner Männer in den Tod, weil er den Mut verlor. Sein Vater gab ihm danach einen Komman-doposten an einem sicheren Ort, wo seine Begabung nützlich sein würde. Aber wir wussten alle, dass Jakoven versagt hatte. Ich glaube, das hat ihn verändert. Nicht nur, dass er den Mut verloren hatte, sondern dass wir es alle wussten.
    Das hier war keine Schlacht«, wiederholte er.
    »Aber es war notwendig. Erstens haben wir dieses Dorf und all die anderen Dörfer gerettet, die diese Banditen zerstört hätten. Und zweitens, weil Ihr vor-habt, diese Gruppe in einen Kampf zu führen; es waren zu viele unter uns, die noch nie gekämpft hatten, um zu töten. Der Unterschied von einem Übungskampf zu einem echten ist gewaltig.«
    »Niemand hat die Nerven verloren«, stellte ich fest.
    »Niemand hat die Nerven verloren«, stimmte Axiel zu und schob sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ciarra wird sich erholen und Tosten ebenfalls.«
    Der nächste Morgen war grau und elend. Alles war feucht. Es hatte in der Nacht nicht geregnet, aber über dem Land hing dichter Nebel. Auch das Feuerholz war feucht. Wenn Oreg nicht bei uns gewesen wäre, hätten wir nie ein Feuer haben können. Nach dem Frühstück begannen wir mit den Übungen.
    Der Kampf des Vortags machte alle ernster als sonst - oder ich selbst war so finster, dass niemand es wagte, die Stimmung aufzuhellen. Selbst Oreg war ungewöhnlich schweigsam.
    Axiel hielt die Kämpfe plötzlich abrupt auf. Ich nickte Penrod zu, meinem derzeitigen Gegner, und ging nachsehen, wieso er das getan hatte.
    Ein hoch gewachsener, grobknochiger Mann wartete in vorsichtigem Abstand von unserem

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