Drachenzauber
seinem Ärmel. Als Oreg sie auf den kleinen Beutehau-fen legte, machte eine der Dorffrauen unwillkürlich einen halben Schritt auf sie zu, dann bremste sie sich.
Ich schickte Bastilla, um Tosten und Ciarra zurück in unser Lager zu bringen, bevor jemand es fand und sich mit unseren Packpferden und der Ausrüstung davonmachte. Sie kehrte zurück und führte Blümchen am Zügel - oder genauer gesagt wurde sie von ihm zurückgezerrt. Ich hatte vergessen, dass ich ihn bei Ciarra gelassen hatte.
»Das waren die Letzten«, sagte Axiel und wischte sich die blutigen Hände an einem zerfetzten Hemd ab. »Jetzt brauchen wir etwas, um sie zu verbrennen.«
»Nein«, sagte Oreg. »Ich kann das übernehmen.«
Er deutete auf den Leichenhaufen, und die Leichen begannen zu schwelen, als bestünden sie aus Holz und nicht aus Fleisch.
Bastilla stellte sich neben ihn und berührte seinen Arm. Beinahe sofort schlug uns eine Hitzewelle entgegen. Magie, Hurog-Magie, traf mich, und ich taumelte einen Schritt zurück. Einen Augenblick kam es mir beinahe so vor, als wäre ich wieder zu Hause, und dieses schreckliche, leere Gefühl war verschwunden. Ich war wieder ganz. Es fühlte sich wunderbar an.
»Nicht so viel, Mädchen«, fauchte Oreg. Er warf mir einen besorgten Blick zu. »Tut mir leid«, sagte er. Dann verging die Magie.
Ich hätte beinahe aufgeschrien, so weh tat es. Zum Glück beobachtete mich niemand außer Oreg, also hatte ich Gelegenheit, mich zu erholen. Bis zu diesem Augenblick war mir nicht wirklich klar gewesen, das Hurog und Oreg tatsächlich ein und dasselbe waren. Er hatte es mir gesagt, aber ich hatte ihn mir dennoch als einen Menschen vorgestellt, der an die Burg gebunden war - so wie ich, nur enger. Doch es verhielt sich anders; das spürte ich jetzt in seiner Magie. Er war Hurog. Ich fragte mich, was geschehen würde, wenn er im Kampf fallen sollte; etwas, woran ich früher hätte denken sollen.
»Licleng hätte das an seinem besten Tag nicht tun können«, stellte Penrod ehrfürchtig fest.
Seine Stimme brachte meine Aufmerksamkeit wieder zu den Banditen zurück. Wo sie gelegen hatten, gab es nun nur noch verbrannte Erde. Es hatte weniger Zeit gebraucht, sie zu Asche zu verbrennen, als man für fünf tief Atemzüge benötigt hätte.
»Das will nichts weiter heißen«, stellte Axiel fest.
»Licleng konnte keine Kerze anzünden, ohne dass ihm ein brennender Span dabei aushalf.«
»Es war Bastilla«, erwiderte Oreg und schaute mich weiterhin besorgt an.
»Gehen wir«, sagte ich. »Die Pferde sind müde.
Und je eher wir aufbrechen, desto schneller kann das Dorf beginnen, sich zu erholen.« Ich nickte zu den Frauen und Kindern hin.
Unser Lager lag nicht weit von einem klaren Bach entfernt, und wir wuschen uns darin. Tosten und Ciarra hatten das Zelt fertig aufgeschlagen, also brauchten wir uns nur um die Pferde zu kümmern und das Essen vorzubereiten. Weder Tosten noch Ciarra aßen viel.
Ciarra mied mich und klebte an Tosten. Das tat weh, aber ich verstand sie. Wenn ich vor mir selbst hätte fliehen können, hätte ich es ihr nachgetan. Ich bedauerte nicht, den armen Jungen aus seinem Elend erlöst zu haben, nur, dass es überhaupt notwendig gewesen war - und der Vorfall hatte mich daran erinnert, dass ich, so sehr ich mich auch anstrengte, der Sohn meines Vaters war.
Die Leute fragten sich oft, wieso mein Vater, der die Bewohner von Tallven eindeutig noch weniger leiden konnte als Oransteiner (weil er den Oransteinern keinen Zehnten zahlen musste), bei der Rebellion so hart auf der Seite des Königs gekämpft hatte.
Ich hatte das gewusst, seit ich meinen ersten Banditen getötet hatte. Sobald mein Schwert ins Fleisch drang, liebte ich es: Ich liebte es, mich gehen zu lassen und mit voller Kraft zuzuschlagen. Selbst den Jungen zu töten, hatte mir die Euphorie des Kampfes nicht vollkommen ausgetrieben. Manchmal fragte ich mich, wann ich wohl aufwachen und entdecken würde, dass ich mich in meinen Vater verwandelt hatte.
Ich teilte Tosten und Ciarra gemeinsam für die dritte Wache ein und übernahm selbst die zweite mit Oreg. Ich hatte nicht vor, sie für ihre Schicht zu wecken. Wenn sie schlafen konnten, würde ich sie schlafen lassen.
Ich blieb hellwach, bis Penrod kam, um mich für meine Wache zu wecken. Als es aussah, als schliefen er und Axiel, hockte ich mich neben Oreg, der im Feuerlicht sein Hemd flickte.
»Was passiert, wenn du im Kampf umkommst?«, fragte ich.
»Die Mauern von Hurog
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