Dracula II
Klaue löste sich von Sukos Hals. Er hatte den Eindruck, als würden die Finger regelrecht zurückschnellen. Plötzlich konnte er wieder atmen und saugte die Luft tief in seine Lungen.
Sie schmeckte kalt und besaß einen bestimmten Geruch. Moder und Fäulnis mischten sich zusammen mit dem Gestank von Feuchtigkeit und einem ekelhaften Verwesungsaroma.
Der Vampir kippte von Suko weg. Er rollte auf die Seite, vor seinen Lippen entstand Schaum, dann lag er still.
Er verweste nicht, wurde auch nicht zu Asche, denn so lange hatte er noch kein Vampirdasein geführt.
Mit einer ruckhaften Bewegung setzte Suko sich auf, steckte die Waffe weg und massierte mit beiden Händen seinen Ffals. Dann zupfte er die kleinen Splitter aus seinem Gesicht und tupfte auch mit dem sauberen Taschentuch die Wunden ab.
Dieser Angriff hatte auch seine positiven Seiten gehabt. Suko befand sich zumindest im Innern des Klosters, wo sich seiner und Johns Meinung nach auch Dracula II aufhalten mußte.
Er stand auf und ließ kurz die Bleistiftlcuchte aufstrahlen. Vor ihm befand sich eine schmale Tür. Sie war geschlossen aber nicht verschlossen, wie Suko sehr bald merkte, als er sie öffnete und es auch riskierte, in den Gang hineinzuleuchten.
Der Staub lag dort fingerdick. Allerdings nur an den Rändern zu Türen und der Wand. In der Mitte zeichnete sich sehr deutlich eine Spur ab. Suko konnte erkennen, daß dieser Weg oft genug von den Mönchen oder den Vampiren benutzt worden war.
Die Richtung konnte er sich aussuchen und entschied sich, nach rechts zu gehen. Dort zeigte sich die Spur stärker als die, die zur anderen Seite hinführte.
Er schritt durch den Gang, der an der rechten Seite zahlreiche Türen aufwies.
Dort hatten die Mönche ihre Zimmer oder Kammern gehabt. Suko schaute nicht in jede hinein, er machte Stichproben und sah oft genug zerstörte Bücher und zerschlagene Kreuze neben dem umgekippten spärlichen Mobiliar auf dem Boden liegen.
Nach ihrer Verwandlung hatten die Vampirmönche gewütet und all das vernichtet, was einmal an ihr früheres Leben erinnert hatte. Wo der Gang endete, wußte er nicht. Es konnte durchaus sein, daß er ihn in die falsche Richtung führte, aber das Risiko mußte der Inspektor eingehen.
Vor einer Tür stoppte er einen Moment. Mit gezogener Waffe trat er sie auf.
Kalte Luft schlug in sein Gesicht. Suko stellte fest, daß ersieh wieder im Freien befand.
Argerlich schüttelte er den Kopf. Da war er also in die falsche Richtung gelaufen.
Wie ging es weiter?
Er trat hinaus in einen kleinen Innenhof. Von drei Seiten wurde dieser Hof durch Mauern begrenzt. Zum Norden hin lag er offen. Dort stand, hoch über den Bergkuppen und den dunklen Wäldern die Scheibe des fahlen Mondes wieein Gemälde.
Der Nebel hatte sich zurückgezogen. Die Sicht war deshalb einigermaßen klar.
Suko erkannte einige Dinge. Zum Beispiel innerhalb des dichten Waldes das Blitzen der Lichter, die geisterhaft durch die Dunkelheit wischten. Dafür hatte er keine Erklärung, konnte auch nichts dagegen tun und nahm es zunächst einmal hin.
Dennoch machte es ihn mißtrauisch, denn die Lichter zuckten an verschiedenen Stellen auf. Die Entfernung war in der Dunkelheit schlecht zu schätzen. Näherten sie sich dem Kloster, oder blieben sie einfach auf Distanz?
Aus der Ferne glaubte er auch, ein tiefes Brummen zu hören. Das mußte von einem Flugzeug oder einem Hubschrauber stammen. Auch darauf konnte sich der Inspektor keinen Reim machen. Es war in diesen Momenten zudem unwichtig für ihn. Ihn quälten andere Sorgen, Dracula II und seine verfluchte Blutbrut.
Als Suko über den Hof schritt, wurde er nicht angegriffen. Die Feinde hielten sich zurück, aber ersah eine schmale Tür, die ihn wieder in das Innere des Klosters brachte.
Kühle Dunkelheit hüllte ihn ein. Er schnupperte, denn manchmal waren die Blutsauger auch zu riechen, der Modergeruch eilte ihnen voraus. Nichts dergleichen war zu merken.
Suko ging weiter und kam sich vor wie ein einsamer Wanderer in einer fremden Welt.
Diesmal hatte er Glück. In einem offenen Durchgang blieb er stehen und sah vor sich einen Schatten. Dem Umriß nach zu urteilen, konnte es sich nur um einen Mönch handeln.
Er hatte Suko zugleich gehört, fuhr herum, da sprang der Chinese schon auf ihn zu.
Als der Blutsauger sein Maul aufriß, spürte erden kalten Stahl des Berettalaufs zwischen seinen Zähnen und hörte die flüsternde Stimme des Mannes.
»Diese Waffe ist mit geweihten Silberkugeln
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