Dracula II
hoch.
Marek hatte seinen Pfahl hervorgerissen. Noch immer zitterte er; auch weiterhin wirkten seine Bewegungen kraftlos, aber den kleinen Erfolg hatte er errungen und schleuderte den Pflock auf den sich aufrichtenden Vampir zu.
Der Abt sah ihn im letzten Augenblick. Er riß die Arme hoch und wehrte den harten Gegenstand ab. In seine Brust rammte er nicht, das freute den Blutsauger, wobei er ein hartes, fast gierig klingendes Lachen ausstieß. Marek hatte damit gerechnet, keinen Erfolg zu erzielen und hatte sich auf die nächste Attacke konzentriert. Daß er auf den Beinen blieb, als er sich von der Wand abstieß, kam ihm wie ein kleines Wunder vor. Aber es gab ihm auch die nötige Kraft, über seine Schulter hinwegzugreifen und nach einem Pfeil zu fassen.
Während er ihn aus dem Köcher zog, beugte er sich zur Seite. Er fiel genau in Mareks Hand, der mit einer fließenden Bewegung den Pfeil auflegte und die Sehne zurückzog, wobei er aufstöhnte, weil es ihm an der nötigen Kraft fehlte.
Der Abt schlich herbei, schlug Bögen - und Marek ließ die Sehne los. Schnell war der Pfeil. Er zischte auf sein Ziel zu, und Askin zog den Kopf ein.
Genau zwischen der Stirn, den Haaren und dem Saum der Kapuze jagte der Pfeil hindurch. Er zog einen Scheitel auf dem Schädel des Abtes nach, und Askin brüllte auf, als hätte man ihm heißes Wasser über den Kopf gekippt.
Er war angeschlagen, aber nicht fertig. Daß angeschlagene Gegner noch gefährlicher sein konnten, wußte auch der Pfähler und richtete sich dementsprechend darauf ein.
Der Vampir brüllte.
Er stand auf dem Fleck, wo er sich drehte und aus seiner Kapuze dünne Rauchwolken hervorquollen. Vergeblich suchte er nach der Richtung, um sich Marek entgegenstürzen zu können.
Der hatte mittlerweile einen zweiten Pfeil auf die Sehne gelegt und sie weit nach hinten gezogen. Ihm kam dabei zugute, daß sich der Blutsauger nur auf der Stelle drehte und sich sonst nicht bewegte. Frantisek schoß.
Nicht nur die Sehne schnellte nach vorn, auch er konnte sein Gleichgewicht nicht halten. Die plötzliche Wucht riß ihn um. Im Fallen bekam er mit, daß der Pfeil genau ins Ziel traf. Er stach in die Brust des Vampirs, blieb tief im Körper stecken und hätte auch ebensogut an der anderen Seite wieder hervortreten können.
Der Abt keuchte jetzt. Vor seinen Lippen bildete sich Schaum, das Gesicht war nur noch das Zerrbild eines Menschen. Er schlug die Hände dorthin, wo der Pfeil in der Brust steckte, nur schaffte er es nicht, ihn wieder hervorzuzerren.
Tief blieb er in diesem unheiligen Körper, und Marek spürte das alte Gefühl des Siegers.
Er ging hin und hob die Lampe auf. Dann steckte er den Eichenpfahl in seinen Gürtel. Einen letzten Blick noch warf er auf den sterbenden Vampir, zugleich richtete er das Licht in dessen fürchterlich verzerrtes Gesicht.
Askin kniete noch auf dem Stein. Den Oberkörper aber so weit nach hinten gedrückt wie ein Bodenturner bei seiner Übung. Der Blick zeigte keinen Glanz mehr, die Hände rutschten langsam von der Brust weg und klatschten neben dem Körper gegen den kalten Untergrund, auf den der Blutsauger ebenfalls kippte.
Es war vorbei.
Marek nickte, ein hartes Lächeln kerbte zudem seine Lippen. Dann suchte er sich den Weg ins Freie. Er mußte aus diesen verdammten unterirdischen Kasematten heraus. Es hatte keinen Sinn, wenn er durch diese Welt irrte. Hier stand er auf verlorenem Posten, zudem glaubte er nicht, daß ihm Mallmann über den Weg laufen würde. Anhand der Lampe orientierte er sich und hatte Glück, daß er eine alte Steintreppe fand, die nach oben führte. Wo er landen würde, konnte er nicht sagen.
Mit der Schulter brach er eine Tür auf, stand in einer kleinen leeren Halle, blickte durch eine Fensteröffnung und glaubte, von draußen her Stimmen zu hören. Sogar ein Licht blitzte auf, als hätte jemand einen Scheinwerfer geschwenkt.
Marek dachte sofort an John und Suko. Sie hätten jetzt eigentlich hier sein müssen. Wenn ja, würde er sie durch das Kloster führen können. Mit seinem sicheren Instinkt fand Marek auch den Ausgang. Er riß die Tür auf, lief die ersten Schritte und sah plötzlich die Schatten. Hände packten ihn, er kam nicht einmal dazu, einen Schrei auszustoßen, denn eine schwielige, nach Waffenöl riechende Handfläche preßte sich auf seine Lippen.
Andere drückten ihn zu Boden, er dachte an die Vampire, und daran, daß alles vorbei war. Weit riß er die Augen auf.
Was Frantisek
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