Dracula II
nicht hilft, wenn du versuchst, die Formel in Gedanken auszusprechen. Du mußt sie schon laut sagen.«
Ja, verdammt, er hatte recht. Er wußte viel, eigentlich zuviel. Aber wir hatten auch lange genug Dämonen gejagt.
Ich ›rief‹ gedanklich um Hilfe. Ich dachte an den Seher, der ja sogar ein Teil von mir war. Wie in einem Gebet flehte ich ihn an, daß er mir zu Hilfe kam.
Doch die Kräfte der anderen Welten blieben stumm. Sie machten nicht einmal den Versuch, sich zu melden.
»Jetzt!« flüsterte Mallmann, nickte und drückte den Blutstein dem Kreuz entgegen…
***
In Sukos Hand reagierte der Vampirmönch wie eine Marionette. Vielleicht spürte er auch die nahe Kraft der geweihten Silberkugeln, er traf jedenfalls keinerlei Anstalten, sich gegen Suko zu wehren und mußte den Weg einschlagen, den Suko ihm vorgab.
Der führte ihn durch das tiefgraue Kloster, hinein in hohe Gänge, sie durchquerten kleine und größere Räume. Wo etwas auf die christliche Gesinnung hingewiesen hatte, war es von den Kräften der Finsternis zersteirt worden. Suko hatte den Blutsauger herumgedreht und preßte ihm die Mündung der Beretta in den Nacken. Immer wieder trieb er ihn an, nicht allein durch Befehle, auch durch harte Stöße in den Rücken. Manchmal gab der Blutsauger gepreßt klingende Laute ab, was den Inspektor überhaupt nicht störte, denn er wollte Mallmann erwischen und auch seinen Freund John finden.
Wieder einmal mußten sie eine Tür öffnen. Dabei war Suko stets vorsichtig.
Das nicht ohne Grund, denn als er diese Tür aufzog, da schaute er in einen hallenartigen Säulenraum hinein, in dessen Hintergrund sich der Lichtschein mehrerer Kerzen ausbreitete und dort eine Insel in der Dunkelheit schuf. Ohne daß Suko etwas Genaues erkannt hatte, wußte er, daß sich dort ein Drama abspielen würde.
Das Finale?
»Ist Mallmann dort hinten?« wisperte er dem Blutsauger ins Ohr. Der gestattete sich so etwas wie ein Nicken, hüttete sich allerdings davor, einen Laut zu sagen.
»Wunderbar, geh weiter. Aber lautlos, mein Freund. Und nutze die Deckung der Säulen aus.«
Der Vampirmönch gehorchte. Er konnte sich tatsächlich so leise bewegen, daß seine Schritte nicht zu hören waren. Die Säulen waren zudem breit genug, um ihnen beiden Schutz zu bieten. Als Suko mit seiner Geisel einen gewissen Weg zurückgelegt hatte, hörte er plötzlich die Stimme.
Mallmanns Organ!
Die Spitze einer Lanze schien Sukos Herz zu durchbohren. Alte und neue Erinnerungen flammten in ihm hoch. Sie wischten alles weg, sie ließen den roten Schleier vor seinen Augen entstehen, und der Inspektor war nahe daran, loszurennen und sich auf Dracula II zu stürzen. Das ließ er bleiben.
Statt dessen schaffte er es, wieder die Übersicht zu gewinnen und blieb bei seinem Plan. Schon bald entdeckte er die Rücken der Vampirmönche, die eine gewisse Szene als stumme Wächter umstanden.
Sie hatten eine kleine Gasse geschaffen. Suko, der hinter der letzten Säule stand und dem Blutsauger die Mündung in den Nacken drückte, hörte Mallmann sprechen.
Diesmal verstand er die Worte des Supervampirs.
Was er ZU hören bekam, war ungeheuerlich.
Mallmann redete von seinem Triumph, für ihn war der Blutstein wichtig. Vor ihm lag John Sinclair regungslos, ohne auch nur den Laut einer Antwort zu geben.
So mußte sich Suko aus dem, was der Blutsauger erklärte, seinen Teil zusammenreimen.
Es war nicht schwer. Er brauchte nur eins und eins zusammenzuzählen, dann kam er zu einem Resultat.
Für John Sinclair sah es fürchterlich aus. Sein bester Freund lebte zwar noch, doch er befand sich bereits auf der Schwelle zum Jenseits, und Mallmann wollte das Kreuz mit dem Blutstein zerstören. Konnte ihm das gelingen? Besaß der Blutstein, den er ja von John bekommen hatte, tatsächlich diese Macht?
Suko wollte es darauf nicht ankommen lassen. Ersah, wie sich Mallmann bewegte und den Stein über den vor ihm liegenden John Sinclair brachte, bekam auch die letzten Worte mit und wußte genau in diesem Augenblick, was er zu tun hatte.
Sein Stab, mit dem er die Zeit für fünf Sekunden anhalten und Feinde zur Bewegungslosigkeit verdammen konnte, half ihm in diesen Augenblicken nichts.
Es gab nur eine Lösung.
Suko schleuderte den Vampir vor, so daß dieser gegen seine Artgenossen fiel, und tat das, was er tun mußte.
Er rief die Formel!
***
Und die hörte auch ich!
»Terra pestem teneto — salus hic maneto!«
Dieser Satz war wie ein Funke, auch wenn er von
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