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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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sagte?
    Ich wirbelte zu ihm herum. »Nun gut. Vielleicht bin ich töricht, aber du hast mich überzeugt. Ich verstehe, welche Rolle du
     bei Lucy gespielt hast. Doch das erklärt noch nicht alles, was geschehen ist, als Jonathan dich in Transsilvanien besucht
     hat. Warum hast du ihn so gequält?«
    Dracula seufzte. »Mina, der Mann war bei mir zu Gast. Zunächst habe ich seine Gesellschaft genossen, insbesondere unsere Gespräche
     über dich. Während seines gesamten Aufenthaltes habe ich ihn mit äußerster Zuvorkommenheit behandelt, obwohl er mir mit zunehmend
     feindlicher Haltung gegenübertrat. Er hat sich selbst so gequält.«
    »Wieso das?«, fragte ich voller Skepsis.
    Dracula begann im Raum auf und ab zu schreiten und sprach sehr lebhaft. »Seit einem halben Jahrhundert hatte ich keine Gäste
     mehr zu beherbergen gehabt, seit der Zeit, als sich eine Gruppe gebildeter, abenteuerlustiger Engländer in einem Sturm verlaufen
     und an meine Tür geklopft hatte. Wir waren einander auf der Stelle sympathisch. Sie blieben monatelang. Mit ihrer Hilfe habe
     ich mein Englisch vervollkommnet, und ihre Bekanntschaft hat mein großes Interesse und meine Zuneigung zu deinem Land und
     seinen Einwohnern begründet. Als Jahre später Herr Harker zu mir kam, wusste ich, dass meine Bediensteten – die wenigen Zigeuner,
     die es wagten, gelegentlich für mich zu arbeiten – britischen Maßstäben nicht genügen würden. Also bediente ich Herrn Harker
     persönlich. Er schien dies sehr seltsam zu finden. Als ich ihn dann eines Morgens begrüßte, während er sich rasierte, schnitt
     er sich aus Versehen und wurde aus unerfindlichen Gründen plötzlich von einer wahnsinnigen Panik ergriffen.«
    »Jonathan hat mir berichtet, dass er erschrocken war, weil er deine Reflektion nicht im Spiegel erblicken konnte, und dass
     du dann voller Wut den Spiegel aus dem Fenster geworfen hast.«
    |314| »Deswegen war er so verängstigt? Wegen des fehlenden Spiegelbilds? Das hätte ich mir denken können. Was mich bestürzt hat,
     war das Kreuz, das er um den Hals trug, ein Beweis dafür, dass die Leute vom Ort ihn vor mir gewarnt hatten. Ich habe den
     Spiegel in einem Anfall von Wut aus dem Fenster geworfen, weil ich dachte, er sollte besser das Rasieren lassen, wenn er sich
     doch nur dabei verletzte. Denn meine drei Schwestern hätten das Blut aus der Ferne riechen und all meine Ermahnungen vergessen
     können, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten.«
    »Deine Schwestern?«, fragte ich erstaunt. »Die drei seltsamen Frauen sind deine Schwestern?«
    »Ja.« Seine außerordentliche Abneigung gegen die drei wurde in seinem Gesichtsausdruck und in dem Tonfall deutlich, mit dem
     er dieses eine Wort aussprach. »Sie sind der Fluch meines Lebens. Trotz all meiner Bemühungen, ihnen Selbstbeherrschung beizubringen,
     haben sie sich nie zügeln können. Ich habe mein Bestes getan, um Herrn Harker vor dieser Gefahr zu schützen, indem ich die
     meisten Türen der Burg verriegelte und ihm einschärfte, bloß in keinem anderen als in seinem Zimmer einzuschlafen. Doch er
     glaubte, als er die Türen verschlossen fand, er sei mein Gefangener, und ist in Panik verfallen.«
    »Aber er war doch dein Gefangener! Du hast ihn gezwungen, gegen seinen Willen zwei ganze Monate bei dir zu verbringen!«
    »Ich habe ihn nicht gezwungen. Ich habe ihn
gebeten
, bei mir zu bleiben.«
    »Du hast ihn gezwungen, im Voraus Briefe nach Hause zu schreiben!«
    Dracula wandte den Blick ab und sagte sanft: »Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Unsere Post ist außerordentlich unzuverlässig,
     und ich war besorgt. Ich hatte mir große Mühe gemacht und viel Geld ausgegeben, um mir in deinem Land ein neues Leben aufzubauen.
     Ich wollte unbemerkt hier ankommen |315| und ungestört leben. Herr Harker wusste alles über dieses Anwesen hier und ziemlich viel über meine Geschäfte. Falls er nach
     England zurückkehrte, ehe ich die Küste dieses Landes erreichte, bestand die Gefahr, dass er Gerüchte über mich in Umlauf
     bringen würde und ich danach wenig willkommen wäre. Also bat ich ihn, bei mir zu bleiben, bis ich zur Abreise bereit war.«
    »War das der wirkliche Grund?«
    Er schaute mich an. »Was meinst du damit?«
    Ich erwiderte seinen Blick ungerührt. »Gestern Abend hast du gesagt, du seist entschlossen gewesen, mich kennenzulernen. Sei
     ehrlich. Hatte diese … Entschlossenheit … etwas mit deiner Entscheidung zu tun, Jonathan in Transsilvanien aufzuhalten, sodass
    

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