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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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zurück und floh. Am nächsten Morgen entdeckte er mich,
     wie ich in Trance in einer meiner Erdkisten lag, um sie vor meiner Abreise zu erproben – und hat versucht, mich umzubringen!
     Nicht dass ein Schlag mit einem Spaten eine so endgültige Wirkung hätte zeitigen können. Ich hätte aufstehen und ihn in Sekundenschnelle
     töten können, habe mich aber bewusst dagegen entschieden.«
    Ich starrte ihn fassungslos an. Auf jeden meiner Einwände hatte er eine Antwort parat! »Warum hast du dann am letzten Abend,
     den Jonathan auf deiner Burg verbrachte, zu diesen Frauen gesagt: ›Habt Geduld! Die morgige Nacht ist eure!‹?«
    »Das habe ich nur gesagt, damit sie ihn in Ruhe ließen. Ich |318| wusste, dass Herr Harker am nächsten Morgen abreisen würde. Ich hatte doch verabredet, dass die Zigeuner ihn auf der ersten
     Strecke seiner Heimfahrt mitnehmen sollten. Eines kannst du mir glauben, Mina: Wenn ich das perverse Verlangen verspürt hätte,
     meinen Schwestern Herrn Harker auf dem Silbertablett zu servieren, dann hätte ich das sehr viel eher gemacht. Und hätte ich
     selbst sein Blut trinken wollen, wäre mir das auch jederzeit möglich gewesen. Aber ich habe dergleichen nie getan.«
    Gegen diese Logik konnte ich nicht an. »Und was ist mit jenem fürchterlichen Bündel?«
    »Welchem fürchterlichen Bündel?«
    »Jonathan schreibt in seinem Tagebuch, dass du den drei Schwestern ein Bündel gegeben hast, ein Bündel, in dem sich ein halb
     ersticktes, wimmerndes Kind in Qualen wand! Ein unschuldiges Kind, mit dem du ihren blutrünstigen Hunger stillen wolltest!«
    »Ein Kind? Er dachte, das wäre ein Kind?« Dracula lachte auf. »Kein Wunder, dass er vor Schreck in Ohnmacht gefallen ist.
     In diesem Bündel war kein Kind, Mina. Es war ein Lamm.«
    »Ein Lamm?«
    »Ein Geschenk von einem Bauern, mit dem er sich bei mir dafür bedanken wollte, dass ich eine schreckliche Plage von seinen
     Feldern vertrieben hatte. Schafsblut ist nicht annähernd so sättigend wie Menschenblut, aber manchmal müssen wir uns eben
     damit behelfen. Ein Tier reichte für uns alle vier aus und brachte noch zusätzlichen Nutzen. Nachdem wir sein Blut ausgesaugt
     hatten, kochte ich daraus ein hervorragendes Abendessen für unseren Menschengast.«
    Ich erhob mich und trat ein paar Schritte von ihm weg. Meine Gedanken schwankten zwischen Erleichterung, Ungläubigkeit und
     Entsetzen über seine Enthüllungen. »Und die Frau, die von den Wölfen verschlungen wurde?«, fragte ich leise. »Was hast du
     dazu zu sagen?«
    »Welche Frau?«
    |319| »Jonathan sah, wie sie mit den Fäusten an das Burgtor hämmerte, schluchzte und verlangte, du solltest ihr vermisstes Kind
     zurückgeben. Dann umringte sie ein Rudel Wölfe und tötete sie.«
    »Mein Gott, das meinte Harker gesehen zu haben? Ich begreife immer besser, warum er so vor mir zurückschreckte.« Mit einem
     Kopfschütteln fuhr Dracula fort: »Warum dachte er denn, dass sie gestorben ist? Hat er eine Leiche gesehen?«
    »Nein. Er meinte nur, sie sei verschwunden.«
    »Spricht dein Ehemann meine Muttersprache?«
    »Nein.«
    »Wie konnte er dann wissen, was die Frau gesagt hat? Das Wörterbuch, das er bei sich führte, scheint ihm jedenfalls mehr geschadet
     als genützt zu haben. Die Leute im Ort kennen mich, Mina. Sie verstehen und fürchten meine Macht, und gewöhnlich gehen sie
     mir aus dem Weg. Aber manchmal, wenn sie völlig verzweifelt sind, wie zum Beispiel der Bauer, dann kommen sie zu mir und bitten
     mich um meine Dienste. Diese Frau hat mich keiner Untat beschuldigt. Sie hat mich um Hilfe bei der Suche nach ihrem vermissten
     Kind gebeten. Ich habe die Wölfe auf die Suche nach dem Kind geschickt. Sie haben dann auch richtig den kleinen Jungen zurück
     in den Burghof getrieben, in die ausgestreckten Arme seiner Mutter, und sie ist rasch mit ihm nach Hause zurückgegangen, hoffentlich
     um ihm eine ordentliche Strafpredigt zu halten, weil er ihr so viel Aufregung verursacht hat. Ich wünschte, Jonathan hätte
     mir etwas über diese Ängste gesagt. Ich hätte ihn aufgeklärt. Aber er war … vielmehr
ist
ein typischer Engländer. Er hat kein Sterbenswörtchen verlauten lassen.«
    Ich umklammerte die Sessellehne und starrte ihn benommen an. Ich wusste nicht, was ich von all dem halten sollte. Plötzlich
     wurde ich gewahr, dass beinahe jeder Bericht über die Untaten des Grafen Dracula – mit Ausnahme der Tatsache, dass er Jonathans
     um meinetwillen länger in

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