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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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warst immer so freudig erregt über eure Verlobung.«
    »Das bin ich noch! Ich liebe Arthur wirklich. Er ist groß und sieht so gut aus und hat solch wunderbares, lockiges Haar. Wir
     haben ungeheuer viel gemeinsam, und Mama betet ihn einfach an. Ich weiß, dass er der ideale Gatte für mich ist, und ich bin
     sehr glücklich.«
    Inzwischen hatten wir die Brücke über den Fluss überquert, die der einzige Zugang zum East Cliff ist. Am andern Ufer begannen
     wir unseren Anstieg über eine sehr lange Treppe – genau jene, die mir Lucy von der Droschke aus gezeigt hatte –, die sich
     in einer sanften Biegung von der Stadt zur Ruine der Abtei und der Kirche oben hinaufwand.
    »Wenn du glücklich bist, Lucy«, sagte ich, während wir hinaufstiegen, »warum wirkst du dann so besorgt?«
    »Besorgt?« Lucy verzog das Gesicht zu jenem reizenden Stirnrunzeln, das mir so bekannt und vertraut war. »Das wollte ich durchaus
     nicht! Ich werde nur ein wenig traurig, wenn ich daran denke, dass dies unsere letzten gemeinsamen |23| Ferien sind, Mina, und dass man mich schon sehr bald nicht mehr als junge Dame im heiratsfähigen Alter betrachten wird, sondern
     als nüchterne, alte, verheiratete Frau. Ich fand es so aufregend, jung zu sein und von vielen Männern bewundert und begehrt
     zu werden! Wenn ich mir vorstelle, dass all das nun vorbei sein soll! Ich bin doch noch nicht einmal zwanzig Jahre alt!«
    Ich nahm den jammervollen Ausdruck in Lucys wunderhübschem Gesicht wahr und unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen. »Liebe,
     liebe Lucy«, sagte ich und hakte mich bei ihr unter, »ich würde so gern mit dir fühlen, doch leider habe ich diese Aufregung
     nie erlebt, von der du gesprochen hast. Ich hatte stets nur einen einzigen Verehrer: Jonathan. Nicht alle jungen Damen erhalten
     gleich Heiratsanträge von drei verschiedenen Männern an einem Tag.«
    Lucy schüttelte verwundert den Kopf. »Mir dreht sich immer noch der Kopf, und mir wird ganz schwindelig, wenn ich an jenen
     Tag zurückdenke! Ich sage dir, manchmal geschieht einfach alles gleichzeitig. Bis zu jenem vierundzwanzigsten Mai hatte ich
     noch keinen einzigen Heiratsantrag bekommen – zumindest keinen echten. Denn der Tag, an dem William Russell einen Ring in
     meinem Kuchen versteckte, als wir neun Jahre alt waren, oder der Tag, an dem mich Richard Spencer auf der Wiese hinter der
     Upton Hall School küsste und mir das Versprechen abrang, ihn zu heiraten, die zählen doch sicher nicht? Damals war ich noch
     ein kleines Mädchen, und sie waren dumme kleine Jungen. Seit wir nach London gezogen sind, haben mich viele Männer bewundert,
     doch keiner hat je auch nur daran gedacht, um meine Hand anzuhalten. Und dann plötzlich drei Heiratsanträge auf einmal!«
    Lucy hatte mir geschrieben und in allen Einzelheiten von jenem außergewöhnlichen Tag berichtet. Dr. John Seward, ein hervorragender
     junger Arzt, hatte ihr am Morgen seine Aufwartung gemacht, ihr seine Liebe erklärt und sie um ihre Hand gebeten. Ihm folgte
     ein weiterer Verehrer, ein reicher |24| Amerikaner aus Texas namens Herr Quincey P. Morris, der sowohl mit Dr. Seward als auch mit Herrn Holmwood eng befreundet war
     und der ihr kurz nach dem Mittagessen die gleiche ernste Frage antrug. Lucy war von Bedauern überwältigt, sah sich aber gezwungen,
     beiden zu erklären, dass sie ihre Anträge ablehnen musste, weil sie einen anderen liebte. Genau am gleichen Nachmittag hatte
     Arthur Holmwood es geschafft, ihr in einem ruhigen Augenblick seinen eigenen, in ihren Ohren so reizend klingenden Antrag
     zu machen, den Lucy voller Begeisterung angenommen hatte.
    »Es muss ein wunderbares Gefühl gewesen sein«, sagte ich, »festzustellen, dass du von so vielen guten und würdigen Männern
     verehrt wirst.«
    »Es war wunderbar – und doch war es auch sehr, sehr schrecklich. Wie Dr. Seward und Herr Morris zu der Meinung gelangt sein
     konnten, dass sie mich liebten, das vermag ich wirklich nicht zu sagen. Denn jedes Mal, wenn sie uns einen Besuch abstatteten,
     musste ich stumm dasitzen, wie ein Schulmädchen lächeln und bei jedem ihrer Worte hold erröten, während Mama die Konversation
     beherrschte. Manchmal hätte ich vor Verärgerung am liebsten aufgeschrien, weil mir das so albern vorkam. Doch ich mochte sie
     alle drei recht gern, und nun, in einem Augenblick, da wir endlich allein waren, schüttete mir jeder von ihnen sein Herz aus.
     Dann musste ich zwei von ihnen mit dem Hut in der Hand

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