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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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verwandelt zu haben.“
    Van Helsing hob die Laterne. Die Männer schauderten von Entsetzen, denn Lucys Lippen waren mit frischem Blut befleckt, das in einem dünnen Streifen über ihr Kinn herabgeronnen war und das weiße Totenkleid rot gefärbt hatte. Als Lucy - oder das Wesen, das einmal Lucy gewesen war - die Männer sah, prallte sie mit einem ärgerlichen Knurren zurück und warf das Kind, das sie bisher an die Brust gedrückt hatte, von sich. Als das Kind jammernd am Boden lag, verzogen sich Lucys Lippen zu einem lüsternen Lächeln, und sie bewegte sich mit ausgebreiteten Armen auf Arthur zu.
    „Komm zu mir, Arthur“, sagte sie in so teuflisch süßem Ton, dass es den Männern wie singendes Glas in den Ohren klang. „Verlasse diese anderen und komm zu mir. Mein Körper verzehrt sich nach dir, komm, dann legen wir uns beide nieder! Komm zu mir, mein Gatte, komm!“
    Arthur war starr vor Schrecken, öffnete aber weit und sehnsüchtig die Arme, als stünde er unter einem Bann. Doch van Helsing warf sich zwischen die beiden und hielt ein goldenes Kruzifix hoch, vor dem der Vampir Lucy zurückwich. Sie huschte auf die Gruft zu, blieb aber kurz vor der Tür stehen, als sei sie von einer unüberwindlichen Kraft gebannt: von der Hostie!
    Lucy drehte sich zu ihnen um, ihre Augen loderten in dämonischer Glut, und ihr Gesicht war vor Wut und spöttischer Bosheit verzerrt, wie sie Dr. Seward nie zuvor in einem Antlitz erblickt hatte.
    „Was sagen Sie nun, mein Freund?“, rief van Helsing Arthur zu. „Soll ich in meiner Arbeit fortfahren?“
    Arthur barg sein Gesicht in den Händen, stöhnte und antwortete: „Tun Sie, was Sie müssen. Schlimmeres als das hier kann es nicht geben!“
    Van Helsing entfernte aus einer der Ritzen um die Tür der Gruft das geweihte Zaubermittel, das er dort hineingedrückt hatte. Entsetzt starrten die Männer darauf, wie Lucy, die gerade eben noch körperlich wie sie gewesen war, in dem Zwischenraum verschwand, der kaum breiter als eine Messerschneide war.
    In dieser Nacht konnten sie ihr Unterfangen nicht mehr ausführen. Also brachten sie zunächst das Kind in Sicherheit. Dann kehrten sie im Lichte des nächsten Nachmittags mit den Werkzeugen zurück, die sie brauchten, um ihr Werk zu vollenden. Der Friedhof lag verlassen da. Erneut betraten sie die Gruft und sahen Lucy in all ihrer toten Schönheit im Sarg liegen. Dr. van Helsing erklärte: „Die Erfahrungen und das Wissen der Alten und derer, die sich mit dem Studium der Untoten befasst haben, sagen uns, dass sie mit dem Fluch der Unsterblichkeit belegt sind. Sie müssen Jahrhundert um Jahrhundert wandeln, immer neue Opfer suchen, die selbst Untote werden. So weitet sich der unheimliche Kreis immer mehr. Freund Arthur, wenn ich Sie Lucy vor ihrem Tode hätte küssen lassen, dann hätten Sie nach Ihrem Tode das werden müssen, was man im östlichen Europa Nosferatu nennt, und immer mehr Opfer zu Untoten gemacht, um die Welt mit Grausen zu erfüllen. Die Kinder, deren Blut Lucy trank, sind noch nicht in Gefahr der Ansteckung. Doch je mehr sie von ihrem Blut trinkt, desto mehr Macht besitzt sie über die Kinder, und sie kommen immer wieder zu ihr. Wenn sie nun aber endgültig stirbt, so ist der Bann gebrochen. Die Wunden an den kleinen Kehlen verschwinden, und die Kinder kehren wieder zu ihren früheren Spielen zurück und leben in Frieden.“
    Die Männer nickten schweigend. Entsetzen erfasste sie, als Dr. van Helsing einen schweren Hammer und einen etwa drei Fuß langen Pfahl aus seiner Werkzeugtasche zog, der an einem Ende in eine scharfe Spitze auslief.
    „Der größte Segen von allem aber ist, meine Freunde“, fuhr der Professor mit stoischer Ruhe fort, „dass, wenn wir diese Untote zu wirklicher Grabesruhe gebracht haben, die Seele Lucys, die wir so liebten, wieder frei wird. Anstatt nachts Fluch und Elend zu verbreiten, wird sie ihren Platz unter den Engeln einnehmen. Wer wird den Streich führen, der sie frei macht?“
    Dr. van Helsing war bereit, dies selbst auf sich zu nehmen. Doch er hatte das Gefühl, um Lucys willen sollte es die Hand dessen tun, der sie am meisten geliebt hatte. Bebend erklärte sich Arthur bereit. Er nahm die Werkzeuge von Dr. van Helsing entgegen, richtete die Spitze des Pfahls auf Lucys Herz und schlug mit aller Kraft zu. Das Ding im Sarge krümmte sich zusammen, zitterte und zuckte und schrie, während Blut aus dem durchbohrten Herzen quoll und weit herumspritzte. Doch schließlich lag der

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