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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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erscheinen, und kleine Kinder waren nach Begegnungen mit ihr wesentlich blasser und hatten kleine Wundmale am Hals.
    Inzwischen war Dr. van Helsing von seinem Besuch bei uns in Exeter zurückgekehrt. Die neuen Informationen aus den Tagbüchern, die ich ihm überlassen hatte, machten es ihm endlich möglich, den Verdacht zu äußern, welche abscheuliche Kreatur Lucy gebissen hatte, und die Vermutung vorzubringen, dass die geheimnisvolle Frau auf der Heide von Hampstead tatsächlich Lucy Westenra war, die von den Toten auferstanden und nun selbst ein Vampir geworden war!
    Dr. Seward glaubte, sein Freund sei von Sinnen. Dr. van Helsing machte sich daran, ihm seine Theorie zu beweisen. Also begaben er und Dr. Seward sich in jener Nacht auf den gespenstischen Friedhof und in die Gruft der Familie Westenra, wo der Professor Lucys Sarg aufsägte und bewies, dass er leer war. Zunächst gab Dr. Seward Leichenräubern die Schuld. Selbst nachdem sie beim Verlassen der Gruft eines der vermissten Kinder gerettet und eine schlanke weiße Gestalt beobachtet hatten, die auf Lucys Grab zuhuschte, weigerte er sich, zu glauben, dass es Lucy gewesen sein könnte.
    Am nächsten Tage öffneten sie erneut Lucys Sarg, und sie lag darin, als ob sie schliefe. Obwohl seit ihrer Beerdigung beinahe eine Woche verstrichen war, erschien sie ihnen strahlender als je zuvor.
    „Überzeugt Sie das hier?“, fragte der Professor, während er mit einer Hand Lucys Lippen in die Höhe zog, um ihm ihre scharfen weißen Eckzähne zu zeigen. „Sie ist eine Untote! Hier ruht sie bei Tag, und bei Nacht streift sie herum. Mit diesen Zähnen hier können die Kinder gebissen worden sein. Lucy ist ein junger Vampir. Sie hat sich zunächst sehr junge Opfer gesucht und noch keinem das Leben genommen. Doch mit der Zeit wird sie auch größere Opfer anfallen und eine Gefahr für jedermann werden.“ Mit einem traurigen Seufzer fügte Dr. van Helsing hinzu: „Es tut mir so furchtbar leid, diese Schönheit in ihrem Schlafe töten zu müssen.“
    Dr. Seward war zu Tode erschrocken. Sein Entsetzen wuchs noch, als van Helsing ihm entdeckte, welche Methode man für das Töten der Untoten kannte: Man musste ihnen einen Pfahl durch den Leib treiben, ihnen den Mund mit Knoblauch füllen und den Kopf abtrennen. Der bloße Gedanke, dass der Körper des Mädchens, das er so geliebt hatte, auf diese Weise verstümmelt würde, erregte Dr. Seward höchstes Grauen. Und doch: da Lucy ja bereits tot war, war es vielleicht gar nicht so entsetzlich, sie noch einmal zu töten?
    Dr. van Helsing beschloss, mit dieser letzten Tat noch ein wenig zu warten. Er fürchtete, Arthur, der immer noch nicht glauben mochte, wie lebendig Lucy im Tode ausgesehen hatte, könnte vielleicht auf ewig von schrecklichen Träumen gequält werden, weil er argwöhnte, sie hätten womöglich den entsetzlichen Fehler begangen und seine Geliebte bei lebendigem Leibe begraben.
    So kam es, dass Dr. van Helsing und Dr. Seward in den frühen Morgenstunden des 29. Septembers Arthur und Quincey alles enthüllten, was sie herausgefunden hatten und was sie zu tun beabsichtigten. Nur mit größter Beharrlichkeit konnte van Helsing ihre Zweifel zerstreuen und sie dazu bringen, ihm Glauben zu schenken. Denn sie hatten eine große und schreckliche Tat zu vollbringen. Doch ohne ihren Segen wollte er sie nicht ausführen.
    Während ich mir Dr. Sewards Bericht über die nun folgenden Ereignisse anhörte, erschienen mir die grausigen Bilder, die er beschrieb, so lebhaft vor dem geistigen Auge, dass ich das Gefühl hatte, alles selbst miterlebt zu haben.
    Später an jenem Abend wies Dr. van Helsing den drei Männern auf dem Kirchhof nach, dass Lucys Sarg wieder leer war. Er verschloss die Gruft der Familie Westenra und versiegelte die Vertiefungen rings um die Tür mit einem Kitt aus zerkrümelten Hostien, den er aus Amsterdam mitgebracht hatte und der laut seiner Aussage der Untoten den Eintritt unmöglich machen würde. Nun warteten die vier Männer in drückendem Schweigen zwischen den Grabsteinen. Nach einiger Zeit erblickten sie eine Frau, die sich auf die vom Mondlicht erhellte Gruft zubewegte, weiße Sterbekleider trug und ein kleines Kind in den Armen hielt.
    „Ich konnte Arthur stöhnen hören“, erklärte Dr. Seward, „als Lucy Westenras Züge zu erkennen waren. Lucy Westenra, aber auf wie furchtbare Weise verändert! Ihre Lieblichkeit schien sich in harte, herzlose Grausamkeit und ihre Reinheit in Wollust

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