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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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geleistet hat und dass sie das Übrige getrost uns überlassen kann. Wir waren alle durch die Szene in Renfields Zimmer sehr erregt, denn als wir wieder herauskamen, sprach keiner von uns ein Wort, bis wir das Arbeitszimmer Dr. Sewards erreicht hatten. Dann sagte Mr. Morris zu Dr. Seward:
    »Sag mal, Jack, wenn dieser Mensch uns nicht täuschen wollte, so ist er der weitaus vernünftigste Irre, den ich je gesehen habe. Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich vermute, dass er wirklich einen ernsthaften Grund für seine Bitte gehabt hatte. Wenn das der Fall war, so war es natürlich ziemlich hart für ihn, abgewiesen zu werden.« Lord Godalming und ich schwiegen, aber van Helsing fügte hinzu:
    »Freund John, Sie verstehen mehr von Irren als ich. Das freut mich, denn ich fürchte, ich hätte den Mann vor seinem letzten hysterischen Anfall freigelassen. Aber wir leben, um zu lernen, und für unsere Aufgabe gilt, wie mein Freund Quincey sagen |361| würde: ›We must take no chance!‹ Alles ist also gut so, wie es ist.«
    Dr. Seward schien mit seinen Gedanken woanders zu sein, als er ihnen beiden zugleich antworte:
    »Mir fällt dazu nichts weiter ein, als dass ich mit Ihnen übereinstimme. Wenn dieser Mensch ein gewöhnlicher Irrer wäre, so wäre ich wohl das Risiko eingegangen, ihm zu vertrauen. Aber er scheint so sehr mit dem Grafen verbunden zu sein, als eine Art Anzeiger seiner Gegenwart zu fungieren, dass ich fürchtete, einen Fehler zu begehen, wenn ich seine Wünsche erfüllt hätte. Ich konnte nicht vergessen, dass er fast mit der gleichen Leidenschaft einmal um eine Katze bat, um kurz darauf einen Versuch zu unternehmen, mir mit den Zähnen die Kehle zu zerreißen. Außerdem hat er den Grafen seinen ›Herrn und Meister‹ genannt; vielleicht wollte er also hinaus, um diesem auf irgendeine teuflische Art beizustehen. Dieses scheußliche Ding herrscht über Wölfe, Ratten und seine eigenen Artgenossen, wir dürfen also annehmen, dass es nicht unter seiner Würde ist, für seine Zwecke auch einen respektablen Verrückten zu benutzen. Renfield schien es andererseits mit Sicherheit ernst zu sein. Ich hoffe nur, dass wir das Richtige getan haben. Diese seltsame Sache und die schwere Aufgabe, die vor uns liegt – das könnte einen Mann wohl verunsichern.« Der Professor trat an ihn heran, legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach ihm im bedächtigen, freundlichen Ton zu:
    »Freund John, fürchten Sie nichts! Wir versuchen alle, in dieser traurigen und schlimmen Sache nur unsere Pflicht zu tun, und wir können nichts anderes tun als das, was uns als das Beste erscheint. Worauf sonst sollten wir denn hoffen, wenn nicht auf die Gnade Gottes?« Lord Godalming war für einige Minuten verschwunden gewesen, und er kehrte jetzt zurück. Er zeigte uns eine kleine silberne Trillerpfeife und erklärte:
    »Dieses alte Gemäuer wird bestimmt voller Ratten sein. Ich habe uns also ein Gegenmittel besorgt!« Nachdem wir die Mauer |362| überstiegen hatten, gingen wir geradewegs auf das Haus zu. Wir hielten uns sorgfältig im Schatten, den die Bäume im Mondlicht auf das Gras warfen. Als wir an der Tür ankamen, öffnete der Professor seinen Koffer und zog verschiedene Gegenstände heraus, die er auf den Treppenstufen bereitlegte. Er ordnete sie in vier Gruppen an, anscheinend eine für jeden von uns. Dann sagte er:
    »Meine Freunde, wir begeben uns jetzt in große Gefahr, und wir brauchen Waffen der verschiedensten Art. Unser Feind ist ja nicht nur ein spiritueller, sondern er besitzt auch die Kraft von zwanzig Männern! Denken Sie also daran, dass Hals und Rückgrat bei uns die gewöhnlichen Eigenschaften haben, also zerbrochen oder zerquetscht werden können, dass
ihm
aber mit bloßer Stärke nicht beizukommen ist! Eine große Anzahl von Männern könnte ihn wohl für eine bestimmte Zeit festhalten, aber sie könnten ihn nicht verletzen, wie er uns Menschen verletzen kann. Wir müssen uns deshalb vor seiner Berührung schützen. Bitte tragen Sie alle
das hier
in der Nähe Ihres Herzens« – bei diesen Worten hob er ein kleines silbernes Kruzifix auf und reichte es mir, da ich gleich neben ihm stand – »und hängen Sie sich diese Blumen um den Hals« – hier reichte er mir einen Kranz verwelkter Knoblauchblüten. »Für Feinde, die mehr von
dieser
Welt sind, sind hier Revolver und Messer, und für alle Fälle gibt es noch diese kleinen elektrischen Lampen, die Sie an der Brust befestigen können. Zum Schluss aber

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