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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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verflüchtigten sich so rasch, dass er nur knapp zwanzig von ihnen das Leben aus dem Leibe schütteln konnte. Die anderen beiden Hunde aber, die auf dieselbe Weise hineingeworfen worden waren, machten fast gar keine Beute mehr, so schnell war die unheimliche Meute wieder verschwunden.
    Zugleich mit ihrem Verschwinden löste sich auch ein Druck von uns, und mein seit dem Eintreten ins Haus vorhandenes Gefühl, dass etwas um uns wäre, verflog. Die Hunde wurden lebhaft und bellten fröhlich, wobei sie noch einmal über ihre niedergestreckten Feinde herfielen, sie umherdrehten und wütend in die Luft warfen. Wir alle fühlten unsere Stimmung steigen, und wir fühlten uns erlöst, da wir uns im Freien befanden. Durch das geöffnete Tor drang reine Luft in die Kapelle und verdrängte die verdorbene Atmosphäre. Das unbehagliche Gefühl, das wir bisher empfunden hatten, war von uns gewichen, ohne dass wir aber im Geringsten in unserem Entschluss schwankend geworden wären. Wir gingen also wieder hinein, verschlossen und verriegelten das äußere Kapellentor wieder und setzten mit den Hunden unsere Durchsuchung des Hauses fort. Wir fanden nichts weiter als ungeheure Mengen von Staub, der noch die Fußspuren meines ersten Besuches zeigte. Die Hunde gaben keine Zeichen der Angst mehr von sich, und selbst als wir in die Kapelle zurückkehrten, sprangen sie fröhlich umher, als gelte es einer Kaninchenjagd im sommerlichen Wald.
    Der Morgen erwachte schon im Osten, als wir das Haus schließlich durch die Haupttür wieder verließen. Dr. van Helsing hatte den großen Schlüssel vom Bund genommen und schloss sorgfältig ab, dann steckte er den Schlüssel in die Tasche.
    |368| »Bislang«, sagte er, »war unsere Nacht außerordentlich erfolgreich. Uns ist kein Leid geschehen, wie ich befürchtet hatte, und wir wissen nun, wie viele Kisten fehlen. Mehr als alles andere aber freut mich der Umstand, dass dieser erste und vielleicht schwierigste und gefährlichste Schritt getan ist, ohne dass unsere verehrte Madame Mina mit hineingezogen worden ist, dass wir ihr Wachen und ihre Träume vor dem Entsetzlichen, was wir sehen, hören und riechen mussten, bewahrt haben, denn sie könnte es nimmer vergessen. Und eine weitere Lektion haben wir heute gelernt, wenn es erlaubt ist,
a particulari 2
zu argumentieren : dass die scheußlichen Tiere, über die der Graf gebietet, selbst nicht mit seinen übernatürlichen Kräften ausgestattet sind. Denn die Ratten kamen zwar auf seinen Ruf hin wie damals die Wölfe, als er Mr. Harker am Verlassen der Burg hindern und als er die jammernde Frau töten wollte, aber obgleich sie seinem Ruf Folge leisteten, flohen sie doch Hals über Kopf vor den Hunden unseres Freundes Arthur. – Wir haben nun andere Dinge vor uns, andere Gefahren, andere Sorgen, und dieses Monster hat heute Nacht sicher nicht das einzige und nicht das letzte Mal seine Macht über die Tiere gegen uns ins Feld geführt. Augenblicklich mag er fort sein, gut! Wir haben jedenfalls Gelegenheit gehabt, ihm in diesem Spiel, wo es um Menschenseelen geht, Schach zu bieten! Und nun wollen wir nach Hause gehen. Der Morgen ist nahe, wir haben alle Ursache, mit dem Erfolg dieser ersten Nacht zufrieden zu sein. Es mag uns vorherbestimmt sein, noch viele Tage und Nächte voller Gefahren durchleben zu müssen. Aber wir müssen vorwärts und dürfen vor keiner Gefahr zurückschrecken!«
    Das Haus war still, als wir heimkamen, nur in weiter Ferne heulte irgendeine arme Kreatur in ihrer Zelle, und aus Renfields Zimmer kamen leise, klagende Laute. Der Mann peinigte sich zweifellos nach der Art der Irren mit unnützen, qualvollen Gedanken.
    |369| Ich trat auf Zehenspitzen in unseren eigenen Raum und fand Mina schlafend. Sie atmete so leise, dass ich mein Ohr auf ihre Brust legen musste, um überhaupt etwas zu hören. Sie sieht blasser aus als sonst. Hoffentlich hat die abendliche Besprechung sie nicht allzu sehr angegriffen. Ich bin wirklich froh, dass sie künftig von unserer Arbeit und sogar von unseren Beratungen fernbleibt – die Belastung wäre doch zu groß für eine Frau. Anfangs war ich ja nicht dieser Ansicht, aber heute weiß ich es besser. Gut, dass das geklärt ist. Bei den Beratungen werden sicher Dinge zu erörtern sein, die zu hören sie verängstigen würde. Und ihr etwas zu verheimlichen, wäre wohl noch schlimmer, denn sie würde dies spüren. Nein, besser ist es, unser weiteres Werk ist für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Bis wir ihr

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