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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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auf die Knie gestützt, das Gesicht trug den Ausdruck äußerster Unzufriedenheit. Ich sprach ihn so freundlich an, wie ich nur konnte, und mit so viel Respekt, wie es mir geboten schien. Er antwortete mir überhaupt nicht. ›Kennen Sie mich denn nicht mehr?‹, fragte ich ihn. Seine Antwort war nicht gerade schmeichelhaft: ›Ich kenne Sie recht gut, Sie sind der alte Trottel van Helsing. Ich wollte, Sie scherten sich mitsamt Ihren idiotischen Gehirntheorien zum Teufel. Verdammter holländischer Dickschädel!‹ Das war alles, was ich von ihm zu hören bekam. Er saß dann einfach weiter in seiner unversöhnlichen Verdrossenheit da und tat so, als wäre |372| ich gar nicht im Zimmer. So schwand also meine Hoffnung, von diesem gewitzten Irrren etwas lernen zu können, fürs Erste dahin. Ich werde mich jetzt, wenn Sie gestatten, durch ein paar freundliche Worte mit der guten Seele Madame Mina wieder aufheitern. Lieber Freund, ich kann Ihnen kaum sagen, wie froh ich darüber bin, dass sie nichts mehr mit der schrecklichen Geschichte zu tun hat und sich nicht mehr darum sorgen muss. Wenn wir auch ihre Hilfe sehr vermissen werden, ist es doch auf jeden Fall besser so.«
    »Da gebe ich Ihnen vollkommen recht«, antwortete ich nachdrücklich, denn ich wollte ihn in dieser Angelegenheit nicht wankend werden lassen. »Mrs. Harker hält sich besser von diesen Dingen fern. Die Sachen stehen schon für uns übel genug, die wir Männer von Welt sind und wohl auch schon in so mancher schlimmen Klemme gesteckt haben. Für eine Frau ist das aber ganz und gar nichts, und wenn sie noch länger mit der Angelegenheit zu tun hätte, würde sie unfehlbar Schaden nehmen.«
    Van Helsing ist nun unten und unterhält sich mit Mrs. Harker und ihrem Mann. Quincey und Art sind unterwegs und suchen Hinweise auf den Verbleib der Erdkisten. Ich mache mich jetzt an meine Pflichten, denn am Abend werden wir alle wieder zusammenkommen.
     
    Mina Harkers Tagebuch
     
    1. Oktober
    Es ist seltsam für mich, so über alles im Unklaren gelassen zu werden, wo ich doch über so viele Jahre an Jonathans vollständiges Vertrauen gewöhnt bin. Nun vermeidet er mir gegenüber bestimmte Themen, und zwar ausgerechnet jene, die gegenwärtig die einzig wichtigen sind. Ich schlief heute nach den Anstrengungen des gestrigen Tages sehr lange, und Jonathan war, obwohl auch er sehr lange schlief, noch immer früher auf als ich. Er war, bevor er wegging, liebenswürdig und freundlich wie immer, |373| aber er erwähnte mit keinem Wort etwas davon, was sich die letzte Nacht bei ihrem Besuch im Haus des Grafen ereignet hatte. Dabei musste er doch wissen, wie schrecklich gespannt ich war! Der arme Mann, ich glaube beinahe, das Ganze lastet noch mehr auf ihm als auf mir. Sie waren sich alle einig darüber, dass ich nicht weiter an der Sache beteiligt sein sollte, und auch ich habe meine Zustimmung gegeben. Aber es bedrückt mich dennoch, dass Jonathan etwas vor mir geheim hält! Und nun weine ich wie eine alberne Närrin, obwohl ich weiß, dass die Maßregel einzig aus der Liebe meines Mannes und aus der Fürsorge jener anderen starken Männer entspringt …
    So, das hat mir gutgetan. Jonathan wird mir eines Tages alles erzählen. Damit er aber niemals denken muss, dass auch
ich
etwas vor ihm geheim halten würde, will ich mein Tagebuch weiterführen wie gewohnt. Wenn er an mir zweifeln sollte, werde ich es ihm zeigen, und jede Regung meines Herzens wird für seine Augen aufgezeichnet sein. Ich fühle mich heute so merkwürdig traurig und niedergeschlagen, wahrscheinlich ist es die Reaktion auf die schreckliche Aufregung.
    Gestern Nacht begab ich mich, sobald die Männer gegangen waren, zu Bett, und zwar einzig deshalb, weil sie es mir geraten hatten. Ich fühlte mich nicht müde, verzehrte mich aber vor Angst um sie. Ich dachte darüber nach, was sich alles ereignet hatte, seit Jonathan mich damals in London besucht hatte, und es schien mir eine grausige Tragödie zu sein, in der das Schicksal unerbittlich auf ein unabwendbares Ende hindrängt. Alles, was wir tun, und mag es noch so richtig sein, führt immer nur zu dem am meisten zu bedauernden Ergebnis. Wäre ich nicht nach Whitby gekommen, vielleicht weilte unsere gute Lucy heute noch unter uns. Es wäre ihr ohne mich gar nicht eingefallen, den Friedhof auf dem Cliff zu besuchen, und wenn sie tagsüber nie dorthin gekommen wäre, so wäre sie auch schlafwandelnd nicht hinaufgegangen. Und wenn sie nicht nachts und im

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