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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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zurückgekehrt. Seine Frau war durch seinen Schrei aufmerksam geworden und streckte die Arme nach ihm aus, um ihn zu umschlingen, doch schon im nächsten Moment zog sie sie wieder zurück, presste ihre Hände erneut vor die Augen und nahm ihr Schluchzen wieder auf, dass das Bett unter ihr erzitterte.
    »In Gottes Namen, was bedeutet das?«, schrie Harker, »Dr. Seward, Dr. van Helsing, was ist geschehen, was hat man ihr angetan? Mina, Liebste, was ist mit dir? Was bedeutet all das Blut? Mein Gott, mein Gott! Ist es wirklich so weit gekommen?« Er warf sich auf die Knie herum und rang in wütender Verzweiflung die Hände gen Himmel: »Großer Gott, hilf uns! Oh, hilf ihr!« Dann sprang er mit einem Satz aus dem Bett und begann, sich seine Sachen überzuwerfen. Seine ganze Tatkraft schien mit einem Male erwacht. »Was ist geschehen? Sagen Sie mir alles!«, rief er. »Dr. van Helsing, tun Sie etwas, retten Sie Mina, es kann doch noch nicht zu spät sein! Schützen Sie sie, während ich
Ihn
aufsuche!« Trotz ihres eigenen Leides, ihrer eigenen Verzweiflung und ihres eigenen Schreckens erkannte seine Frau in diesen Worten nur die Gefahr für ihren Mann, und sie begann zu schreien und sich an ihn zu klammern:
    »Nein, nein, Jonathan, du darfst nicht von mir gehen! Ich habe heute Nacht schon genug gelitten, und nun soll ich auch noch dich verlieren? Bleibe bei mir, und bleibe bei deinen Freunden, die dich beschützen werden!« Sie war wie von Sinnen. Schließlich gab er ihrem Flehen nach, sie zog ihn neben sich auf die Bettkante und umklammerte ihn.
    Van Helsing und ich suchten beide zu beruhigen. Der Professor hob sein kleines goldenes Kruzifix hoch und sagte mit bewunderungswürdiger Gelassenheit:
    »Fürchten Sie sich nicht, meine Liebe. Wir sind bei Ihnen, und solange dies hier in Ihrer Nähe ist, kann nichts Böses in Ihre Nähe kommen. Für heute Nacht sind Sie sicher, und wir müssen uns nun beruhigen und miteinander beraten.« Sie zitterte und neigte ihren Kopf schweigend an die Brust ihres Mannes. Als sie |413| wieder aufsah, war sein weißes Nachthemd dort, wo ihre Lippen geruht hatten, mit Blut befleckt, und auch die kleine, unscheinbare Wunde an ihrem Hals hatte Spuren hinterlassen. Dies erkennend, prallte sie augenblicklich zurück, stieß einen qualvollen Seufzer aus und flüsterte schluchzend:
    »Unrein, unrein! Ich darf ihn nicht mehr berühren oder küssen, nie mehr! Oh, dass gerade ich ihm der ärgste Feind werden, dass er sich gerade vor mir am meisten in Acht nehmen muss …« Jonathan unterbrach sie mit fester Stimme:
    »Unsinn, Mina! Ich will so etwas nicht hören, weder
über
dich, noch
von
dir! Möge Gott mich nach meinen Taten richten und mit einem noch größeren Leiden schlagen, als es diese Stunde gebracht hat, wenn sich je durch eine meiner Handlungen oder durch meinen Willen etwas zwischen uns stellen sollte!« Er schlang seine Arme um sie und zog sie an seine Brust, wo sie eine Zeitlangblieb, unter Tränen an ihn gepresst. Er aber sah über ihren gebeugten Kopf zu uns herüber. Seine Augen glänzten feucht und seine Nasenflügel bebten, aber sein Mund war hart, wie aus Stahl gemeißelt. Nach einiger Zeit wurden ihre Seufzer seltener und schwächer, und Jonathan wandte sich mit einer gespielten Ruhe, deren Anstrengung ich ihm nur allzu gut anmerkte, an mich:
    »Nun, Dr. Seward, erzählen Sie mir alles, was sich ereignet hat. Das Ende kenne ich ja bereits, ich möchte aber auch die Einzelheiten wissen!« Ich schilderte ihm detailliert, was geschehen war, und er hörte mir mit einem erzwungenen Ausdruck von Unempfindlichkeit zu. Als ich ihm aber erzählte, wie die ruchlose Hand des Grafen seine Frau in der furchtbaren Stellung festgehalten, und wie er ihren Mund auf die klaffende Wunde an seiner Brust gepresst hatte, bebten seine Nasenflügel, und seine Augen glühten. Ich war fasziniert zu sehen, dass selbst in diesem Moment, in dem sein bleiches Gesicht vor leidenschaftlicher Empörung zuckte, seine Hände zärtlich das zerzauste Haupt an seiner Brust streichelten. Gerade hatte ich geendet, da klopften |414| Quincey und Godalming an die Tür. Sie traten auf unseren Zuruf hin ein, und van Helsings Augen wanderten fragend zu mir. Ich deutete seinen Blick dahingehend, dass er vorschlug, die Rückkehr der beiden nach Möglichkeit zu nutzen, um die Gedanken des unglücklichen Ehepaares voneinander abzulenken. Ich nickte ihm Zustimmung, und er fragte die Ankömmlinge, was sie gesehen oder getan

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