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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Messer einer jeden von ihnen den Kopf abgetrennt, da schwanden die Leiber dahin und zerbröckelten zu Staub. Es war, als würde der Tod, dem sie eigentlich schon seit Jahrhunderten gehörten, jetzt mit besonderer Macht sein Recht einfordern und laut verkünden: »Ich bin da!«
    Im Verlassen der Burg sicherte ich sämtliche Eingänge, auf |540| dass der Graf nie mehr als Untoter in sein Reich zurückkehren kann.
    Als ich wieder in den geweihten Kreis zu Madame Mina zurückkehrte, erwachte sie gerade. Sie begrüßte mich unter tränenreichen Klagen darüber, was ich alles erduldet habe.
    »Kommen Sie«, sagte sie, »kommen Sie fort von diesem unseligen Ort! Wir wollen meinem Mann entgegeneilen, der, wie ich weiß, auf dem Weg zu uns ist.« Sie sah schmal, bleich und krank aus, aber ihre Augen waren klar und glühten vor Eifer. Es beruhigte mich, sie so blass und schwach zu sehen, denn die Erinnerung an die prallen, blutroten Vampire steckte noch tief in mir.
    Und so, voller Vertrauen und Hoffnung, aber zugleich auch von Furcht erfüllt, zogen wir ostwärts, um unsere Freunde zu treffen – und
Ihn
, von dem Madame Mina mir sagte, dass sie sein Herannahen fühle.
     
    Mina Harkers Tagebuch
     
    6. November
    Es war bereits Nachmittag, als der Professor und ich nach Osten aufbrachen, da ich wusste, dass Jonathan aus dieser Richtung zu erwarten war. Wir gingen nicht sehr schnell, da unser Weg steil abwärts führte und wir Decken und Pelze bei uns trugen, um der Kälte und dem Schnee nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Auch hatten wir einiges an Proviant mitgenommen, denn wir befanden uns schließlich in tiefster Einsamkeit. So weit wir überhaupt durch den fallenden Schnee zu blicken vermochten, deutete nicht das geringste Anzeichen auf die mögliche Nähe menschlicher Behausungen hin. Als wir etwa eine Meile gegangen waren, musste ich mich vor Erschöpfung hinsetzen. Wir ruhten aus und sahen uns um. Hinter uns zeichneten sich die schroffen Formen der Burg Dracula deutlich vom Himmel ab, denn wir waren schon wieder so tief zum Fuß des steilen Felsens herabgestiegen, dass das alte Gemäuer die Karpatengipfel am |541| Horizont überragte. Der Anblick war atemberaubend: In imponierender Erhabenheit ruhte die alte Burg tausend Fuß über uns am Rand eines ungeheuren Abgrundes, von den umliegenden Berggipfeln durch weite Schluchten getrennt – ein wilder und unheimlicher Ort. Aus der Ferne drang Wolfsgeheul an unsere Ohren. Obwohl die Klänge durch den dichten Schneefall gedämpft wurden, jagten sie uns doch einen großen Schrecken ein. An Dr. van Helsings forschenden Blicken erkannte ich, dass er einen strategisch günstigen Punkt suchte, an dem wir im Falle eines Angriffs weniger ungeschützt wären. Der steinige Weg führte immer weiter in die Tiefe, aber er war von unserem Platz aus trotz der sich anhäufenden Schneemassen noch immer gut zu erkennen. Der Professor ging ein Stück voraus, und nach einer Weile hörte ich ihn rufen. Ich stand ebenfalls wieder auf und ging zu ihm hinüber. Er hatte einen prächtigen Platz entdeckt, eine Art natürlicher Höhle mit einem torartigen Eingang zwischen zwei Felsbrocken. Van Helsing nahm meinen Arm und schob mich hinein: »Sehen Sie«, sagte er, »hier sind Sie geschützt. Sollten uns die Wölfe hier angreifen, so kann ich sie einzeln empfangen.« Dann holte er unsere Pelze und richtete mir ein behagliches Lager ein, schließlich brachte er auch noch den Proviant und nötigte mich zum Essen. Aber es war mir unmöglich, schon die Vorstellung des Essens stieß mich ab. So gern ich es ihm zuliebe auch getan hätte, ich konnte mich nicht einmal zu einem Versuch entschließen. Er sah darüber sehr traurig aus, machte mir aber keine Vorwürfe. Stattdessen holte er seinen Feldstecher aus dem Gepäck, kletterte auf einen Felsbrocken und begann, den Horizont abzusuchen. Plötzlich rief er aus:
    »Dort, Madame Mina! Sehen Sie nur, dort!« Ich sprang auf und kletterte zu ihm. Er reichte mir sein Fernglas und wies mir die Richtung. Der Schnee fiel nun schwerer, und ein scharfer Wind hatte begonnen, ihn hin und her zu wirbeln. Allerdings sorgte der Wind auch dafür, dass sich das Schneegestöber manchmal lichtete, wodurch sich für einige Zeit eine Aussicht |542| auftat. Von der Höhe, auf der wir standen, bot sich ein weiter Blick. Weit draußen, hinter der weißen Schneewüste, konnte ich das schwarze Band des Flusses erkennen, das in Schleifen und Windungen seinen Weg aus den Bergen nahm.

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