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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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führen. Ich meine keines von jenen, in denen man eine Woche auf zwei Seiten quetscht und den Sonntag in die untere Ecke, sondern eine Art Journal, in das ich schreiben kann, wann immer ich Lust habe. Ich glaube ja, dass es für andere Leute nicht von Interesse sein wird, aber darauf ist es auch gar nicht berechnet. Ich möchte es gern Jonathan zeigen, wenn irgendetwas Mitteilenswertes darin ist, hauptsächlich aber soll es ein Übungsheft für mich sein. Ich werde versuchen, es so zu machen wie die Journalisten: interviewen, Schilderungen geben und Gespräche festhalten. Man hat mir erzählt, dass man es bei einiger Übung so weit bringen kann, dass man sich genauestens |83| an all das erinnern kann, was man den Tag über gehört und erlebt hat. Nun ja, wir werden sehen. Ich werde Dir alle meine kleinen Pläne auseinandersetzen, wenn wir beisammen sind. Gerade habe ich einige Zeilen von Jonathan aus Transsilvanien erhalten. Er fühlt sich wohl und gedenkt, in einer Woche die Rückreise anzutreten. Ich sehne mich danach, Neues von ihm zu hören. Es muss so schön sein, fremde Länder kennenzulernen. Ich frage mich, ob wir – ich meine Jonathan und mich – auch einmal gemeinsam verreisen werden. Es schlägt zehn Uhr, auf Wiedersehen! Stets Deine
    Mina
     
    PS: Berichte mir alle Neuigkeiten, wenn Du mir schreibst. Du hast mich so lange nichts von Dir wissen lassen. Ich hörte da gewisse Gerüchte, insbesondere über einen großen, gut aussehenden, lockigen Mann???
     
    Brief von Lucy Westenra an Mina Murray
     
    17, Chatham Street, am Mittwoch
    Meine liebste Mina,
    ich muss schon sagen, Du tust mir
sehr
unrecht, wenn Du mich eine faule Briefschreiberin nennst. Ich habe Dir doch zweimal geschrieben, seit wir abreisten, und Dein letzter Brief war auch erst der zweite. Übrigens habe ich Dir eigentlich nichts zu erzählen. Ich wüsste wirklich nichts, was Dich interessieren könnte. In der Stadt ist es jetzt sehr amüsant, und wir vertreiben uns die Zeit mit dem Besuch von Gemäldegalerien, mit Spaziergängen und Ausritten im Park. Was den großen, lockigen Mann betrifft, so vermute ich, dass Du den meinst, der auf dem letzten öffentlichen Konzert an meiner Seite war. Irgendjemand hat Dir offenbar irgendetwas aufgebunden: Das war nämlich Mr. Holmwood. Er kommt öfter zu uns, und er und Mama vertragen sich |84| recht gut; sie haben so viel miteinander zu plaudern. Wir haben allerdings vor einiger Zeit auch einen Herrn kennengelernt, der einfach perfekt für
Dich
wäre, wenn Du nicht schon an Jonathan gebunden wärest. Er ist eine hervorragende Partie, hübsch, in glänzenden Verhältnissen und aus guter Familie. Er ist Arzt und wirklich tüchtig. Denke Dir, er ist erst neunundzwanzig Jahre alt, aber leitet bereits eine große Irrenanstalt! Mr. Holmwood stellte ihn mir vor, dann gab es einen Besuch bei uns, und nun kommt er öfter vorbei. Ich glaube, er ist einer der resolutesten Männer, die ich je getroffen habe, und dennoch ist er äußerst ruhig, ja er scheint fast völlig unerschütterlich. Ich kann mir lebhaft vorstellen, welch wunderbaren Einfluss er auf seine Patienten ausüben muss … Er hat eine seltsame Art, einem direkt ins Gesicht zu sehen, gleichsam als wolle er dort die Gedanken lesen. Er versucht das auch öfter bei mir, aber ich schmeichle mir, eine recht harte Nuss für ihn zu sein. Ich kenne das aus meinem Spiegel – hast Du schon einmal versucht, in Deinem eigenen Gesicht zu lesen? Ich schon, und ich sage Dir, es ist kein schlechtes Studium. Es gibt Dir mehr zu denken, als Du Dir vorstellen kannst, wenn Du es noch nicht versucht hast. Er sagt, ich biete ihm ein seltenes psychologisches Studienobjekt, und ich glaube natürlich demütig, dass es wirklich so ist. Zu etwas anderem: Du weißt, ich habe an Kleidern kein so lebhaftes Interesse, dass es mir möglich wäre, eine neue Mode zu beschreiben. Kleider sind
öde
. Das ist jetzt zwar sehr salopp, aber was soll’s, Arthur redet ständig so. Ups, jetzt ist es heraus … Mina, haben wir uns nicht seit unserer Kindheit all unsere Geheimnisse anvertraut, zusammen gegessen, geschlafen, gelacht und geweint? Wo ich jetzt einmal angefangen habe, muss ich nun wohl doch noch mehr erzählen: Oh Mina, kannst Du’s nicht erraten? Ich liebe ihn! Ich erröte, während ich dies schreibe, denn obwohl ich
glaube,
dass er mich auch liebt, hat er es mir doch noch nicht in Worten gesagt. Ach Mina, ich
liebe liebe liebe
ihn! – So, das hat gutgetan. Ich wünschte, wir

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