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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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würden jetzt zusammen am Feuer sitzen, die |85| Sachen ablegen und es uns bequem machen, wie wir es immer getan haben. Dann könnte ich Dir
erzählen,
was ich fühle. Auf dem Papier kann ich das nicht einmal Dir gegenüber erklären. Ich sollte diesen Brief zerreißen, aber ich fürchte mich, mit dem Schreiben aufzuhören, und ich will nicht aufhören, denn ich
will
Dir das alles erzählen. Lass mich
sofort
von Dir hören und sage mir alles, was Du darüber denkst. Mina, ich muss jetzt Schluss machen. Gute Nacht! Schließe mich in Deine Gebete ein und bete für mein Glück.
    Lucy
     
    PS: Ich muss Dir ja nicht sagen, dass das ein Geheimnis ist. Nochmals gute Nacht. L.
     
    Brief von Lucy Westenra an Mina Murray
     
    24. Mai
    Meine liebste Mina,
    Dank, Dank, tausend Dank für Deinen lieben Brief! Es tat so gut, Dir das zu erzählen und Dein Verständnis zu haben.
    Liebste, »es regnet nicht, es schüttet«. Wie anspielungsreich solche alten Redensarten oft sind. Hier bin ich, die ich im September zwanzig werden soll, und hatte bis heute noch keinen Anbeter, wenigstens noch keinen ernsthaften, und dann kommen gleich drei. Denke nur,
drei
Bewerber an einem Tag! Ist das nicht unheimlich? Es tut mir wirklich und wahrhaftig leid um zwei der lieben Menschen. Oh Mina, ich bin so froh, dass ich mich fast nicht mehr fassen kann. Drei Bewerber! Aber, Mina, ich bitte Dich um Himmels willen, sage es keinem der anderen Mädchen, die bekommen sonst allerhand extravagante Ideen und fühlen sich beleidigt und zurückgesetzt, wenn nicht gleich am ersten Tag, da sie wieder zu Hause sind, mindestens sechs kommen. Manche Mädchen sind so eitel. Du, Mina, und ich, die wir gebunden und nahe |86| daran sind, bald alte verheiratete Frauen zu werden, wir sind doch wahrlich darüber hinaus. Nun will ich Dir von den dreien erzählen, Liebste, aber Du musst es geheim halten vor allen – außer natürlich vor Jonathan. Du wirst es ihm sicher ausplaudern, wie ich es an Deiner Stelle ja auch Arthur gegenüber machen würde. Eine Frau muss ihrem Mann doch alles erzählen, nicht wahr, Liebste? Und ich möchte offen sein. Die Männer haben es gern, wenn die Frauen – besonders
ihre
Frauen – ebenso offen sind wie sie selbst. Ich fürchte aber, die Frauen sind nicht immer so aufrichtig, wie sie eigentlich sein müssten. Also, meine Liebe, Nummer eins kam gerade vor dem Lunch. Ich erzählte Dir schon von ihm, Doktor John Seward, der Irrenhausarzt mit dem strengen Kinn und der gütigen Stirn. Äußerlich war er sehr kühl, aber innerlich doch nervös. Er hatte sich offensichtlich gut vorbereitet und alles bis ins Kleinste einstudiert, aber er brachte es trotzdem fertig, sich beinahe auf seinen Hut zu setzen, was Männer in der Regel nicht tun, wenn sie entspannt sind. Und als er weiterhin versuchte, ganz ruhig zu erscheinen, spielte er dabei so ungeschickt mit seinem kleinen Arztmesserchen herum, dass ich beinahe schreien wollte. Mina, er sprach sehr direkt mit mir. Er sagte mir, wie lieb ich ihm sei, obgleich er mich doch erst so kurze Zeit kenne, und wie schön sein Leben wäre, wenn ich ihm helfen und ihn erheitern wollte. Er versuchte mir darzulegen, wie unglücklich er wäre, wenn ich ihn nicht erhörte. Als er mich dann aber weinen sah, nannte er sich einen Barbaren und versprach mir, meinen Schmerz nicht noch zu vergrößern. Dann brach er ab und fragte mich, ob ich ihn denn nicht mit der Zeit lieb gewinnen könne, und als ich mit dem Kopf schüttelte, zitterte er und fragte stockend, ob ich am Ende schon einen anderen lieben würde. Er fand so schöne Worte, er sagte, er wolle sich nicht mein Vertrauen erzwingen, sondern nur Klarheit haben, denn ein Mann dürfe die Hoffnung so lange nicht sinken lassen, wie die Angebetete noch frei sei. Da, liebe Mina, fühlte ich mich verpflichtet, ihm zu sagen, dass ich schon gebunden bin. Ich sagte ihm nicht mehr als dies, worauf er aber aufstand und sehr |87| ernst und schwermütig schaute. Er ergriff dann meine beiden Hände und sagte, er hoffe, dass ich glücklich werde, und wenn ich je eines Freundes bedürfe, so solle ich ihn zu meinen besten zählen. Ach, Mina, ich kann nicht anders, ich muss weinen, entschuldige die Flecken auf dem Brief. Verlobt zu sein ist ja ganz hübsch und so weiter, aber es ist auch keine schöne Sache, so einen armen Mann mit gebrochenem Herzen wegzuschicken und erkennen zu müssen, dass man, was immer er auch sagen mag, für immer aus seinem Leben gestrichen ist. Liebste,

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