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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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getrost schlafen: Ich bin hier und sorge dafür, dass Ihnen nichts passieren wird.«
    »Ah, Ihnen vertraue ich!« Ich ergriff die Gelegenheit und fügte hinzu: »Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie, sobald sich irgendein böser Traum bemerkbar macht, sofort wecke.«
    »Sie versprechen mir das? Würden Sie das wirklich tun? Wie gut Sie zu mir sind. Nun, dann will ich schlafen!« Kaum hatte sie das gesagt, da sank sie auch schon, mit einem Seufzer der Erleichterung auf den Lippen, zurück und schlief ein.
    Die ganze Nacht über wachte ich bei ihr. Sie regte sich nicht, sondern schlief einen tiefen, ruhigen, lebens- und gesundheitsspendenden Schlaf. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, und ihre Brust hob und senkte sich mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerkes. |186| Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht, und es hatte den Anschein, dass kein böser Traum den Frieden ihrer Seele störte.
    Am frühen Morgen kam das Mädchen, und ich überließ Lucy ihrer Fürsorge, um mich rasch nach Hause zu begeben, denn mir ließen viele Dinge keine Ruhe. Als Erstes sandte ich kurze Telegramme an van Helsing und an Arthur, in denen ich von dem ausgezeichneten Erfolg unserer Operation berichtete. Berufspflichten, mit denen ich in mancher Hinsicht im Rückstand war, hielten mich dann den ganzen Tag über fest. Erst als es bereits dunkel war, kam ich dazu, meinen Zoophagus zu besuchen. Der Bericht des Pflegers war günstig; der Patient war den ganzen vergangenen Tag und die darauffolgende Nacht über ruhig gewesen. Von van Helsing kam ein Telegramm, während ich gerade bei Tisch saß. Er forderte mich auf, die Nacht wieder in Hillingham zu verbringen, und teilte mir mit, dass er mit dem Nachtzug abfahren und dann am frühen Morgen mit mir bei der Patientin zusammentreffen werde.
     
    9. September
    Ich war ziemlich müde und erschöpft, als ich in Hillingham ankam. Zwei Nächte hindurch hatte ich kaum einen Augenblick geschlafen, und in meinem Gehirn fühlte ich eine dumpfe Leere, ein untrügliches Anzeichen meiner geistigen Erschöpfung. Lucy war aufgestanden und in bester Laune. Als ich ihr die Hand reichte, sah sie mir scharf ins Gesicht und sagte:
    »Heute Nacht wird nicht aufgeblieben, Sie sind zu erschöpft. Ich fühle mich wieder ganz wohl, wirklich, es geht mir gut! Wenn heute Nacht jemand wach bleiben muss, dann will ich es sein.« Ich wollte mit ihr über diesen Punkt nicht streiten und ging hinunter, um ein Abendbrot einzunehmen. Lucy folgte mir; ihre liebenswürdige Gegenwart regte mich an und ließ mir das Essen vorzüglich schmecken; dazu trank ich ein paar Gläser des mehr als guten Portweines. Dann begleitete ich Lucy wieder hinauf, und sie wies mir ein Zimmer neben dem ihren an, in dem ein freundliches |187| Feuer brannte. »Heute Nacht«, sagte sie, »bleiben Sie hier. Ich werde die Tür offen lassen. Sie können sich dort aufs Sofa legen – einen Arzt bringt ja nichts auf der Welt dazu, sich ins Bett zu begeben, solange noch ein Patient in erreichbarer Nähe ist. Wenn ich etwas brauchen sollte, werde ich rufen, Sie sind dann ja gleich bei der Hand.« Ich konnte nichts anderes tun als zustimmen, denn ich war hundemüde und hätte nicht einmal wach bleiben können, wenn ich es versucht hätte. Nachdem sie ihr Versprechen, mich zu rufen, wenn sie etwas brauchen sollte, erneuert hatte, legte ich mich aufs Sofa und vergaß alles um mich herum.
     
    Lucy Westenras Tagebuch
     
    9. September
    Ich fühle mich so glücklich heute Abend. Ich bin so furchtbar schwach gewesen, dass mir die zurückerlangten Fähigkeiten zu denken und mich zu bewegen vorkommen wie der helle Sonnenschein vor stahlblauem Himmel nach einem langen, grauen Ostwind. Mir ist, als wäre Arthur nahe, ganz nahe bei mir. Es wärmt mich richtiggehend, so sehr spüre ich seine Nähe. Ich glaube, dass Krankheit und Schwäche egoistisch machen. Sie lenken unseren Blick nach innen, und unsere ganze Sorge ist auf unser eigenes Selbst gerichtet. Gesundheit und Stärke hingegen machen den Platz wieder für Amor frei, der unsere Gedanken und Gefühle lenkt, wohin er will. Ich weiß, wo meine Gedanken weilen. Wenn nur Arthur es ebenfalls wüsste! Mein Liebster, Deine Ohren müssen Dir im Schlafe klingen, während ich wache. Oh, diese segensreiche Ruhe der letzten Nacht! Wie süß ich schlief, während der teure, gute Dr. Seward meinen Schlummer behütete. Und auch heute Nacht werde ich mich nicht fürchten zu schlafen, denn er wird wieder in Rufweite sein. Dank all denen, die

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