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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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und hörte dann plötzlich ganz auf.
    »Es ist vorüber«, sagte van Helsing. »Sie ist tot!«
    Nun nahm ich Arthurs Arm und führte ihn hinunter ins Wohnzimmer, wo er sich niedersetzte und das Gesicht in den Händen verbarg. Er weinte, dass mir das Herz zerspringen wollte.
    Ich begab mich darauf in das Sterbezimmer zurück und traf van Helsing, der unverwandt auf die Leiche blickte; sein Gesicht war furchtbar ernst. Die Verstorbene schien sich verändert zu haben, der Tod hatte ihr einen Teil ihrer Schönheit zurückgegeben – ihr Gesicht hatte wieder eine gewisse Rundung bekommen, und die Lippen hatten ihre gespenstische Blässe verloren. Es war, als hätte der Tod das Blut, das nun nicht mehr nötig war, um das Herz zu erhalten, dazu verwendet, die rauen Linien etwas auszugleichen, die seine grausame Hand in das Antlitz gerissen hatte.
     
    Wir glaubten sie sterbend, als sie schlief,
    und schlafend, als sie starb. 1
     
    Ich stand neben van Helsing und sagte:
    »Nun hat sie wenigstens Frieden gefunden, das arme Mädchen. Nun ist alles zu Ende!«
    |237| Er aber wandte mir sein Gesicht zu und sagte mit tiefem, feierlichem Ernst:
    »Nein, leider, nein! Das hier ist erst
der Anfang

    Ich fragte ihn, was er damit sagen wolle. Er aber schüttelte nur den Kopf und antwortete:
    »Wir können jetzt noch gar nichts tun. Nur warten.«

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    |238| DREIZEHNTES KAPITEL
     
    Dr. Sewards Tagebuch
    (Fortsetzung)
     
    Die Beerdigung war für den übernächsten Tag arrangiert, um Lucy gemeinsam mit ihrer Mutter zu Grabe zu tragen. Ich erledigte die leidigen Formalitäten, und der weltgewandte Bestattungsunternehmer sandte Leute, die ihm in dienstbarer Höflichkeit in nichts nachstanden. Sogar die Frau, die die Verstorbene wusch, sagte, als sie das Zimmer der Toten verließ, in vertraulicher, professionell-kollegialer Weise zu mir:
    »Sie ist eine wunderschöne Leiche, Herr Doktor. Es ist eine wahre Auszeichnung, ihr den letzten Dienst zu erweisen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie unserem Unternehmen zur Ehre gereicht.«
    Es fiel mir auf, dass sich van Helsing niemals allzu weit von der Toten entfernte, was ihm aufgrund der allgemein aus den Fugen geratenen Verhältnisse des Hauses auch nicht schwerfiel. Verwandte waren nicht anwesend, und da auch Arthur bereits am nächsten Tag zurück musste, um dem Begräbnis seines Vaters beizuwohnen, waren wir nicht in der Lage, irgendjemanden zu benachrichtigen und zum Begräbnis zu laden. Unter diesen Umständen unternahm ich es gemeinsam mit van Helsing, die hinterlassenen Papiere zu inspizieren. Er bestand dabei ausdrücklich darauf, Lucys Papiere höchstselbst durchzusehen. Ich fragte ihn nach dem Grund, denn ich fürchtete unnötige Verwicklungen, die aus seiner Unkenntnis der englischen Gesetze erwachsen könnten. Er aber antwortete:
    »Ich weiß, ich weiß. Sie haben anscheinend vergessen, dass ich ebenso gut Rechtsanwalt bin wie Arzt. Allerdings ist unser Fall nichts für Juristen, das wissen Sie selbst am besten. Warum hätten |239| Sie sich sonst so sehr bemüht, eine gerichtliche Leichenschau zu vermeiden? Ich habe noch mehr zu vermeiden als diese. Es müssen noch andere Papiere vorhanden sein, solche wie diese hier.«
    Während seiner Worte hatte er aus seinem Notizbuch das Schreiben hervorgeholt, das Lucy an der Brust getragen und das sie im Schlaf zerrissen hatte.
    »Wenn Sie herausgefunden haben, wer der Anwalt der verstorbenen Mrs. Westenra ist, so versiegeln Sie alle ihre Papiere und schreiben Sie ihm noch heute Nacht! Ich selbst werde die ganze Nacht hier in diesem und in Lucys altem Zimmer verbringen und mich umsehen. Ich möchte nicht, dass ihre privaten Gedanken in die Hände von Fremden gelangen.«
    Ich machte mich sofort an die mir übertragene Aufgabe und hatte nach einer halben Stunde den Namen und die Adresse von Mrs. Westenras Anwalt gefunden und sogleich auch an ihn geschrieben. Sämtliche Papiere der armen Frau waren in Ordnung, es fanden sich sogar detaillierte Wünsche hinsichtlich der Beerdigung. Kaum hatte ich den Brief versiegelt, da trat zu meinem Erstaunen van Helsing ein und sagte:
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Freund John? Ich bin nun frei und stehe zu Ihrer Verfügung.«
    »Haben Sie denn gefunden, was Sie suchten?«, fragte ich, worauf er antwortete:
    »Ich habe eigentlich nicht nach etwas Bestimmtem gesucht. Ich hoffte lediglich,
irgendetwas
zu finden, und habe wohl auch alles entdeckt, was vorhanden war – einige Briefe,

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