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Draculetta: Eine Bestürzung in Transsylvanien (German Edition)

Draculetta: Eine Bestürzung in Transsylvanien (German Edition)

Titel: Draculetta: Eine Bestürzung in Transsylvanien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Reimertz
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Ordnung. Ich scheute mich, die Zähne selbst zu berühren und rückte nur mit einer Zange an ihnen; tatsächlich waren sie unverrückbar und tief verankert. An Entfernung war nicht zu denken, ohne den ganzen fürstlichen Leib zu gefährden.
    Nun, im Halbschlaf und selbst noch im Wachen, während ich auf die an die Decke gemalten Muster über meinem Bett starrte, die sich zu immer neuen Bildern zusammensetzten, war mir, als ob ich den bezahnten Rachen eher hören als sehen würde. Ohne Ende schien er über mich zu reden, zu spotten, zu höhnen und in einer Art zu lachen, die aus der Hölle kam. Alles was ich tat, war vergeblich und würde zu keinem Ergebnis führen, befand er; meine Behandlung der Fürstin war zum Scheitern verurteilt, ebenso wie mein ganzes Leben.
    Wenn ich zwischendurch doch einschlafen konnte, eher aus Erschöpfung, fand ich mich im Traum gleich auf einer Höllenfahrt. Bilder vom Römischer Karneval, dem Dreißigjährigen Krieg, der Alexanderschlacht und dem Opernball vereinten sich zum Weltuntergang. Vor allem hallten die Worte der Fürstin, sie sei halb Frau, halb Schafott immer wieder in meinem Kopf nach.
    Als der Morgen im grünlichen Licht wie von Entengrütze vor dem Fenster hing, schreckte ich erneut aus dem Schlaf auf. Diesmal war es weniger das furchtbare Loch der Fürstin, das mir im Sinn saß. Vielmehr fühlte ich, daß eine Bemerkung von ihr in meinen Gehirnwindungen steckengeblieben war. Hatte sie nicht von einer Strafe gesprochen, als die sie ihre Zähne sah? Was hatte es damit auf sich?
    Ich sprang aus dem Bett, und im grünenden Morgenlicht von Transsylvanien durchwühlte ich noch einmal das Dossier, das mir Sardonius Spork mitgegeben hatte, um in der Biographie der Fürstin Hinweise auf eine Verfehlung zu finden. Die schöne Frau und ihr Geschick hatten mich bereits hineingezogen. Während ich die Papiere durchging, merkte ich, wie tief ich mich verstrickt hatte und daß ich mich nicht mehr hinauswinden würde. In den Papieren fand ich nichts, was auf einen Fehltritt, einen Frevel Eleonores hindeutete; weder als Prinzessin von Lobkowitz, noch als Prinzessin, später Erbprinzessin, Fürstin und Fürstin-Witwe von Schwarzenberg. Eher war ihr Leben mit dem einer Heiligen zu vergleichen. Die vielen Affären mit dann unglücklich beschnittenen Männern wertete ich als Verzweiflungsausbruch. Vor allem ihr Rückzug auf die Temeschburg glich der Haltung einer hohen Frau, die sich ins Kloster zurückzieht. Im übrigen waren die Zähe an der falschen Stelle ja in ihrer Pubertät gewachsen; eine Verfehlung hätte sie sich also früher zuschulden kommen lassen müssen.
    I ch mußte versuchen, noch einmal Kontakt zum Internet herzustellen und mir zusätzliche Informationen zu beschaffen. Im Zimmer war kein Empfang. Ich riß das bodentiefe Doppelfenster auf und trat an die Brüstung. Ich lehnte mich weit hinaus, hielt das Smartphone über den Burggraben, in dem sich der grünliche Himmel im abgestandenen Wasser spiegelte. Vor niedrigem Geländer hing ich über diesem dunklen Wassergraben, aus dem für kurze Momente immer wieder Flossen und Extremitäten von Fischen und Echsen herausglitten. Durch die grüne Hülle, die Transsylvanien umgab, bemühten sich einzelne Sterne zu blinken. Ich spürte den gestirnten Himmel über mir und das unmoralische Gefühl in mir. Ich stellte fest, daß auf meinem Smartphone zahlreiche Nachrichten eingegangen waren, darunter vierundzwanzig Anrufe meiner Frau aus Paris. Für nichts davon konnte ich Interesse aufbringen. Ich recherchierte nach den verschiedenen Namen der Fürstin wie auch unter diversen medizinischen Begriffen und gelangte unter der lateinischen Bezeichnung ihrer Abnormität tatsächlich an ein älteres Dokument in ungarischer Sprache, das ich noch nicht kannte. Ein Übersetzungsprogramm half mir zu entziffern, was ich nach flüchtiger Lektüre des Originals schon ahnte. Ohne daß der Name des Fürstenhauses genannt wurde, war darin von einer böhmischen Prinzessin die Rede, der in demselben Alter, in dem Dornröschen sich an einer Spindel stach, an geheimster Stelle Zähne gewachsen seien als Strafe dafür, daß sie als Ungeborene im Mutterleib ihre Zwillingsschwester mit der Nabelschnur erwürgt habe.

 
     
    11
     
     
    Eine kalte Hand rüttelte an meiner Schulter. Ich schlug die Augen auf und schaute in das graue, längliche Gesicht des Uruquates. Zunächst hielt ich diesen Anblick für einen neuen Alp. Die ganze Nacht war von Alpträumen

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