Draculetta: Eine Bestürzung in Transsylvanien (German Edition)
einfallen können. Während ich so weiterredete, riskierte ich einen Seitenblick auf den gekachelten Tisch neben uns, und als ich ein paar Finger der linken Hand an die Kante legte, z uckte ich zurück, so kalt war es. Das Ungetüm mit seinem Ausguß in der Mitte erinnerte mich an Anatomie und Gerichtsmedizin, wenn nicht an noch Schrecklicheres.
Ich trat einen Schritt auf die Fürstin zu und faßte ihre Schultern. Sie zuckte nicht zurück, drängte sich mir aber auch nicht zu. Ich spürte mein heißes Blut durch die Adern pulsieren. Die Gleichgültigkeit der Fürstin, die immer noch kein Wort gesagt hatte, wollte ich unbedingt durchbrechen und in jedem Fall das Unmögliche möglich machen.
»Sie müssen sich fallenlassen, Hoheit!« rief ich und dachte, als ich meine Worte hörte, wie hohl sie klangen in einer Zeit, da jeder von jedem forderte, sich fallenzulassen.
Ich umfaßte ihre Schultern fester und zog ihr Antlitz dicht vor das meine. Ihre Augen schienen tiefe Löcher zu sein. Die Farbe konnte ich immer noch nicht bestimmen.
Nun war mir alles egal. Ich war weit gegangen und würde auch nicht davor zurückschrecken, den letzten Schritt zu tun. Ich nahm die Fürstin, die sich wie eine Schaufensterpuppe anfühlte und dirigierte sie zu dem gekachelten Tisch. Ich drückte sie auf die Tischplatte und stürzte mich auf sie. In diesem Moment fürchtete ich, daß die Comtesse du Moulin sich dazuwischenwerfen könnte, doch offenbar hatte die Kleine die Bedeutung dieses Behandlungsschritts begriffen, denn es war von ihr nichts mehr zu sehen.
Ich küßte die fürstlichen Lippen mit dem künstlichen Zähnen dahinter. Als meine Z unge die ihre fand, schien ein elektrischer Schlag durch uns beide zu gehen, und ich wußte, daß ich jetzt zum Äußersten kommen mußte, selbst wenn es meinen Tod bedeutete.
Der Kuß schien Eleonore wachgerufen zu haben. Das Grauen in ihren Augen ging in ein Schauen, ein Sehen über. Ein sonderbares Staunen strahlte aus ihrem Blick. Erst da sah ich, daß sie mich erkannte. Die Farbe ihrer Augen, die mir so undurchschaubar erschienen war, enthüllte sich als helles Blau.
Ich riß ihr Kleid hoch und drang in sie ein. Ich erwartete einen ungeheuren Schmerz. Tatsächlich erklang ein Schrei, der aus großer Tiefe kam. Aber es war nicht der meine, es war der ihre. Ich ertastete uns und stellte fest, daß ich unversehrt war. Eleonore lag vor mir mit weit geöffneten Augen und schaute mich an, wie mich noch nie jemand angeschaut hatte.
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