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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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dem Absatz um. Das war das Zeichen für die anderen.
    Kay stand wie angewurzelt auf ihrem Platz und wich Damians Blick aus. Sie konnte ihn nicht ansehen. Sie ertrug die Distanz in seiner Miene nicht, die Gleichgültigkeit, die seine Haltung und sein Blick bei allem Zorn ausdrückten. Seine Schritte näherten sich, wurden langsamer, er hielt an. Kay konnte die Spitzen seiner Stiefel sehen, die vor ihrem Blick zu verschwimmen begannen.
    Seine Hand griff erstaunlich sanft nach ihrem Kinn und hob es an. Durch die Tränen in ihren Wimpern blickte sie in seine Augen, deren flüssiges Silber wie Mondlicht schimmerte. Es lag kein Zorn mehr darin und keine Anschuldigung, nur eine tiefe, herzzerreißende Trauer. » Kay « , sagte er leise. » Wir müssen miteinander reden. «
    Â» Nein « , flüsterte sie und meinte ›ja‹. Sie wischte ungeduldig mit dem Ärmel über ihre Augen. » Ich habe nichts Falsches getan. «
    Er lachte auf. » Du hast eigenmächtig die Formation befehligt. Über meinen Kopf hinweg. Du hast meinen Befehl missachtet, dich von Gormydas zu trennen. Du hast… « Er holte tief Luft und schüttelte den Kopf. » Kay, wenn ich meinem Vater berichte, was du getan hast, tötet er dich sofort. «
    Er sagte das so ruhig, so ernst, dass Kay schauderte. Kurz vergaß sie, was er ihr angetan hatte, und sah ihm in die Augen. » Was wirst du tun? «
    Damian schien sich ebenso zu vergessen wie Kay, denn er machte einen Schritt auf sie zu und legte die Arme um sie. » Ich werde es auf meine Kappe nehmen « , flüstert er ihr ins Ohr. » Er wird mich dafür bestrafen, aber daran bin ich gewöhnt. « Ungewohnte Bitterkeit schwang in seinen Worten mit.
    Kay schauderte wieder, aber dieses Mal aus Mitgefühl. » Er wird dich schlagen « , hauchte sie.
    Â» Das wird er. «
    Â» Es ist falsch. « Kay drängte sich an ihn, genoss die Wärme und Festigkeit seines Körpers. » Branwen und Rystadin wären abgestürzt. Rystadin und Palemyon hätten sich bei dem Zusammenstoß verletzen können. Es wäre etwas Schlimmes passiert, nur weil die Dracyr zu unbedingtem, blindem Gehorsam gezwungen werden. « Sie hob den Blick und sah Damian anklagend an. » Wie kannst du das zulassen? «
    Er wich ihrem Blick nicht aus, nur die Trauer in seinen Augen vertiefte sich. » Er wünscht es so. Unbedingter Gehorsam ist die Basis der Herrschaft. Wenn deshalb ein Dracer oder ein Reiter stirbt, ist das ein geringer Preis für die Stabilität. «
    Kay machte sich heftig von ihm los. » Du! « , fauchte sie. » Du… Lakai! « Sie wandte sich ab, wollte davonstürmen, aber seine schneidende Stimme hielt sie zurück.
    Â» Du wirst nie– niemals! – wieder in die Befehlskette eingreifen! Du wirst nie wieder ein anderes Dracerbewusstsein berühren als das deines Tieres. Und du wirst augenblicklich die Verbindung mit Gormydas trennen! Hast du mich verstanden? «
    Â» Fahr zur Hölle « , sagte Kay tonlos und ließ ihn stehen.

Kapitel 30
    Kay klopfte an Branwens Tür und wartete. Nach einer Weile öffnete sich die Tür einen Spaltbreit und Branwen sah sie an. Ihre Augen strahlten und sie griff durch den Türspalt nach Kays Handgelenk und zog sie ins Zimmer. Kay sah ihr verblüfft zu, wie sie die Tür eilig hinter ihr schloss und verriegelte. » Was machst du denn für ein heimliches Getue? « , fragte sie belustigt. » Ich bin doch nicht dein Liebhaber, den du … oh. « Sie hatte sich umgedreht und sah in die nussbraunen Augen des Dukes, der sie anlächelte und einen Finger auf die Lippen legte.
    Kay drückte kurz und herzlich seine Hand und wartete, bis Branwen sie zum Fenster, dessen Vorhänge zugezogen waren, winkte. Dort, so weit von der Tür entfernt wie möglich, setzten sie sich auf Kissen, die auf dem Boden verteilt lagen, und steckten die Köpfe zusammen. Im Fall von Branwen und Leon bedeutete das darüber hinaus, dass Leon seinen Arm wie selbstverständlich um Branwens Schulter und sie den ihren um seine Taille legte, wie Kay belustigt und ein wenig verblüfft feststellte. Anscheinend waren die beiden sich bei ihrem ersten Treffen schon nähergekommen, wofür auch die tiefen Blicke sprachen, die sie jetzt tauschten. Ein Anflug von Neid ließ Kay seufzen, aber sie drängte das unerwünschte Gefühl gleich wieder beiseite.
    Â»

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